Über dem Netbook und Rotwein schlafen wir gegen 21.00 Uhr
ein und am Morgen steht pünktlich 6.30 Uhr Franka mit dem Frühstückstablett im
Saal. Es gibt Croissant, Weißbrot, Marmelade und Kaffee.
Da wir für morgen in der Casa Carita nicht mehr unterkommen,
erklärt sie uns, in der Parrocchia di Santa Maria in Betlem einzukehren. Gigi sucht uns die Telefonnummer heraus, die
wieder mal nicht identisch ist mit der aus dem Wanderführer.
Schnell sind die Rucksäcke zusammengepackt und als ich mich
nach dem Preis erkundige, meint Franka nur: “Oferta.“, also Spende. Laut
Outdoor-Büchlein soll HP 12,- Euro kosten und für die Übernachtung könne man
spenden. Ich glaube wir sind der netten
Frau so sympathisch, dass sie einfach bestimmt, wir sollten geben, was wir für
richtig halten, und wir geben gern 50,- Euro für die Hilfsbereitschaft der
Beiden, fürs Übernachten und dem guten Abendessen mit Wein. Sie bringt uns dann
auch noch zwei Croissant für unterwegs. Danke.
Auch die obligatorischen Fotos sind schnell gemacht und auf
geht`s.
Die Sonne kommt hervor und da heute Sonntag ist und es erst
nach sieben Uhr und wir auch vorankommen wollen, nehmen wir die Landstraße. Es
ist sehr ruhig und einen breiten Seitenstreifen gibt es auch. Wir laufen so ca.
11 km bis Tromello. Rechts und links wieder Reisfelder. Die sind allerdings
nicht geflutet und man sieht schon kleine grüne Pflänzchen.
Am Ortseingang bemerkt uns ein älterer Herr, der uns auf
seinem Rad entgegen kommt, er springt ab und will wissen, ob wir Pilger seien
und gern einen Stempel wollen. Klar, den nehmen wir auch noch mit. Da wir bemerkt haben, dass unsere Namen für
Einheimische schwer auszusprechen sind, stellen wir uns jetzt immer als Giovanni
und Kristin vor. Er heißt Carlo und ist hier im Ort fürs Pilgerbüro zuständig.
Das ist ein kleines Zimmer mit Bar neben der Herberge. Carlo erzählt uns, dass
gestern ein deutscher Pilger hier geschlafen hat. Es war Markus. Er ist heute
Morgen um sechs nach Pavia losmarschiert.
Carlo stempelt unsere Pässe ab und überreicht uns ein
Testemonium der Gemeinde Tromello, also eine kleine Pilgerurkunde, dann macht
er noch ein Foto, das kommt mit an die Erinnerungstafel, er zeigt uns Fotos von
allen Pilgern, die schon hier waren, Australier, Deutsche, Franzosen, Italiener,
Engländer, Norweger.
Als wir noch ein Foto von ihm machen wollen, holt er schnell
ein Fahrrad, das in den Nationalfarben gestrichen ist hervor und auf dem das
Logo Via Francigena prangt.
Es gibt noch Anstecker und Schlüsselanhänger, eine Flasche
Wasser und Kekse.
Dann müssen wir weiter. Ihm zuliebe, der so darauf bedacht
war, dass wir den Weg über die Wallfahrtskirche in Santa Bozzola nehmen
sollten, gehen wir nun wieder nach der Ausschilderung.
Im 13. Jahrhundert geschah hier ein Wunder. Ein junges
taubstummes Mädchen hütete ihre Tiere und als ein heftiger Sturm ausbrach,
suchte sie in einer kleinen Kapelle Unterschlupf. Mitten in diesem Unwetter
leuchtete ein Fresko der Jungfrau Maria auf, die zu ihr sprach. Nachdem das
Unwetter verflogen war, konnte das Mädchen hören und sprechen, erzählte überall
von dem Wunder und trat ins Kloster ein. Kurz darauf wurde die Wallfahrtskirche
Madonna della Bozzola errichtet.
Und so kam der kleine
Ort, der gerademal so groß ist wie der Parkplatz vor der Kirche, zu diesem
gewaltigen Bau.
Das Innere der Kirche ist sehr schön und der gerade stattfindende
Gottesdienst wird wieder über Lautsprecher ins Freie übertragen, so das man
schon von Weitem einen sehr schönen Gesang und Orgelspiel wahrnehmen kann.
Die Wolken ziehen zu und wir machen uns auf nach Groppello
Cairoli.
Ein Teil des Weges führt mal wieder an einem Wassergraben
entlang. Der Pfad ist völlig zugewachsen und wenn hier nicht ein winziges
Schildchen die Richtung anzeigen würde, könnte man meinen, man hätte sich
verlaufen. Zum Glück wissen wir, dass
Markus nach Karte geht, und er hat heute Morgen schon im kniehohen Gras eine
Spur getreten. Zu guter Letzt beginnt es zu regnen und wir machen, dass wir
nach Groppello Cairoli kommen. Das sind nochmal vier km Straße und bis zu der
von Franka beschriebenen Bar zieht es sich.
Vor und in der Bar stehen viele junge Mädchen in blauen
Trainingsanzügen mit Sportaschen. Offensichtlich ist das hier Treffpunkt für
die Abfahrt zu einem Spiel und man hat sich wegen des Regens in die Bar
geflüchtet. Ich befolge Frankas Anweisungen, betrete die Bar und möchte bei der
Wirtin die Schlüssel abholen. Die spricht nur italienisch, erzählt und erzählt,
ruft dann kurz aber ziemlich laut in die Runde und fünf oder sechs Mädchen
springen auf, um zu dolmetschen. Ah, der Schlüsselwart kommt erst half passt two,
also in 20 Minuten, wir müssen warten.
Als schließlich eine Schwester den Kirchhof überquert, macht
uns ein älterer Herr darauf aufmerksam, dass dies Augustina sie und sie wäre
die Schlüsselwärterin.
Augustina geht mit uns in die Bar und siehe da, die lustlos
wirkende Bar-Tussi hatte doch den Schlüssel.
Die Unterkunft liegt zwei Stockwerke über der Bar im
Dachgeschoss und besteht aus mehreren Räumen, bestückt mit Möbel- und Wäschespenden. Eine kleine Küche ist da, ein
Aufenthaltsraum, ein Schlafraum mit vier Liegen und ein Bad, von dem Augustina
versichert, dass es tutto paletti wäre. Ist es aber an deutschen Vorstellungen
gemessen, nicht ganz so.
Im Schlafzimmer ist ein Bett aufgewühlt, Augustina schimpft,
da hat gestern ein italienischer Pilger drinnen geschlafen und es nicht wieder gerichtet.
Für uns beide genügt die Unterkunft, es ist mal nicht kalt.
Zur Hochsaison, wenn mehrere Pilger hier schlafen, duschen
und Unordnung machen, wäre es nichts für uns.
Das schlimmste aber ist der Lärm im Haus. Nebenan konnte ich
einen Fußball- und einen Spielplatz erkennen und des Wetters wegen hat sich die
Dorfjugend offensichtlich eine Etage tiefer im Dorfgemeinschaftsraum
eingefunden und lärmt, was das Zeug hält. Nicht nur das, man scheint auch
Möbelrücken zu spielen. In manch einer Bahnhofshalle geht es ruhiger zu.
Mal sehen, wann die italienische Jugend Nachtruhe hält.
Morgen soll es dann nach Pavia gehen. Ob Markus heute noch
im Trockenen sein Ziel erreicht hat?
Gigi Franka
in Tromello trafen wir Carlo
Kirche Madonna della Bozzola
Morgen fliege ich nach Rom. Mittwoch werde ich starten mit der Via Francigena del Sud. Ich habe nur eine Woche. Ich weiß noch nicht, wo ich kommen werde.
AntwortenLöschenIch weiß nicht, ob ich Internet habe und eueren Blog kann lesen. Ich versuche auch meinen eigenen Blog zu schreiben.
http://everdiene.blogspot.nl