Samstag, 29. April 2017

Tag 2, 29.04.2017, von Lama nach Sansepolcro

Tag 2, 29.04.2017, Lama - Montecasale - Sansepolcro, 20km

BnB Ca Matra, Lama        60,- Euro FeWo

Als wir gestern Abend von einem kleinen Abstecher zurück kommen, stehen die Hausherrin mit der Tochter zum Übersetzen vor der Tür, fragen, ob alles in Ordnung ist und wir noch Wünsche hätten.
Die Familie wohnt eigentlich in Sansepolcro und ist nur am Wochenende mit den 5 Kindern hier draußen.
Die Wirtin erklärt uns den Weg für morgen und schenkt uns zwei frische Hühnereier fürs Frühstück. Wir wollen beizeiten los, denn die Kirche am Eremo Montecasale ist von 12.00 – 15.00 Uhr geschlossen, erzählten mir gestern die Harzer.
Wir schlafen gut, es gibt viele Decken und die Heizung rauscht.

 BnB Ca Matra

Um 5.30 Uhr klingelt der Wecker. Mein Mann macht Frühstück. Wir improvisieren etwas, machen Milch warm und verfeinern sie mit Nutella, haben Joghurt, Brot und Käse. Die gekochten Eier sind Wegzehrung.
Gegen sieben ziehen wir los, die Sonne geht auf und wir haben etwas Respekt vor der Strecke, ca. 18 km, 700 m bergauf und bergab.
So kommen wir gleich zu Tagesbeginn ins Schwitzen.  Der Weg ist schön, viel Wald und trocken.
Auf der gesamten Strecke von Lama bis zum Kloster, welches etwa so auf der Hälfte liegt, begegnen wir 3 Jägern, einem Pilger und doppelt so vielen Hunden. Jetzt erst bemerke ich, dass ich den Hundeabschrecke daheim vergessen habe.
Ans Pfefferspray hab ich gedacht, falls mal wieder so ein halbnackter Idiot am Straßenrand herum steht.
Je höher wir kommen, um so windiger und kälter wird es.
Als wir eine Furt durchqueren müssen steht das Wasser wegen der starken Regenfälle der vergangenen Tage so hoch, dass wir zunächst versuchen, Steine auf zu schichten, um darüber zu balancieren.
Schließlich durchwaten wir aber die Furt, das mit den Steinen will nicht so recht klappen.

 wir kommen nicht mit Schuhwerk durch die Furt

 
 durch die Furt

Das Kloster lässt sich lange nicht blicken und als wir ankommen, ist gerade Gottesdienst, nichts mit Schließzeit.
Schade, dass das Gästehaus nicht mehr öffnet. Es ist hübsch und eigentlich war auch unser Plan, hier oben zu übernachten und auf dem Bergrücken weiter zu laufen.
So müssen wir allerdings wieder ins Tal hinab. Wir halten uns nicht lange auf, vom Anstieg sind wir durchgeschwitzt und der eisige Wind hier oben lässt und frösteln.

 Kreuzgang im Eremo Montecasale

 
 Franziskus blickt auf Sansepolcro

Auf den kleinen Sträßchen kommen wir gut voran und erreichen nach ca. 3 Stunden den Ortseingang von Sansepolcro, irgendwo kurz hinter dem Kloster haben wir dann auch die Grenze zwischen Umbrien und Toskana überschritten.

 
  Rückblick auf Montecasale

Die erste Bar ist unsere, statt Cappuccino gibst heißen Tee und wir finden dann auch schnell die Unterkunft. Sie liegt recht zentral und ist in einem alten Kloster untergebracht. Daher sind die Zimmer sehr hoch und eben auch kalt.

 
 unser Zimmer in der Foresteria Sansepolcro

Eine Küche gibt es hier nicht, also werden wir uns Pizza holen und wohl oder übel kuscheln müssen, damit es uns warm wird.
Morgen geht’s nach Pieve Santo Stefano und übermorgen nach La Verna, dort gibt es einen Ruhetag.

Erkenntnis des Tages:  Abends muss es ein Pilger schön warm haben.


Tagesvideo













Freitag, 28. April 2017

Tag 1, 28.04.2017, von Citta di Castello nach Lama


25. - 27.04. 2017, Assisi
Kloster Santa Croce, 70,- Euro p.P. für 2 Nächte HP

Prolog

Da wir im vergangenen Jahr von Rom bis Citta di Castello liefen, ist unser diesjähriger Start also Citta di Castello.
Zunächst soll es aber nochmal zwei Tage nach Assisi gehen, der Monte Subasio wartet noch.
Obwohl wir bereits im Herbst eine Woche als normale Touristen hier Urlaub machten und mit dem Auto dort waren, ist die Besteigung Pflicht. Außerdem ist Assisi ein würdiger Einstieg.
Wir möchten diesmal wieder bei den Deutschen Schwestern in Santa Croce übernachten, welch Zufall, bei der Mail-Reservierung teilt uns eine Schwester mit, dass sie aus unserem Nachbarort stammt und wir nehmen Post der Eltern mit ins Kloster.
Kurz und knapp, der Flug ist pünktlich, der Flughafen in Frankfurt-Hahn präsentiert ich am 25. April mit 3 Grad und Schneeregen.

Bei der Ankunft in Pisa sind es 17 Grad.
Der Shuttlebus bringt uns nach Florenz, von hier aus nehmen wir den Zug nach Assisi. Der Menschenauflauf und die Lautstärke des florentinischen Bahnhofs gleicht denen in einem Fußballstadion. Wir fühlen uns leicht überfordert, können aber mittlerweile die Fahrkartenautomaten bedienen, denn am Schalter gibt es für den laufenden Tag keine Fahrkarten, und wir wissen, dass man hier die Fahrkarten vor der Fahrt entwerten muss.
Die Zugfahrt von Florenz nach Assisi dauert knapp drei Stunden, wir kommen tatsächlich pünktlich kurz vor neun Uhr an, ins Kloster darf man eigentlich nur bis acht, doch Schwester Alexia war so nett und hat uns ein Taxi bestellt, denn vom Bahnhof nach Santa Croce wären es nochmals gute 2 km gewesen. Der Taxifahrer, so scheint es, fährt aber Umwege und will dann schließlich 20,- Euro, fägt ja gut an.
Die Schwester war auch so lieb und hat uns noch etwas zu Essen aufs Zimmer gestellt.
Müde und zufrieden fallen wir ins Bett im sauberen und ordentlichen Gästezimmer des Klosters.

 

Frühstück gibt’s um acht. Die drei Außenschwestern bemühen sich wieder um die Gäste und wir sind ca. 17 beim Frühstück
29 Schwestern leben im Kloster. Außer den Außeneschwestern alle in Klausur. Dennoch können wir die Post von daheim persönlich abliefern und uns auch mit der Schwester aus unserem Nachbarort unterhalten. Sie vermittelt so viel Zufriedenheit und ist glücklich, das beeindruckt und bei unserem Aufstieg zum Gipfel des Monte Subasio, lassen wir das Gespräch noch lange nachklingen. Dankend nehmen wir das Glas Kräutersalz mit Kräutern aus dem hauseigenem Klostergarten und einen Schokoladenosterhasen an.


Es ist eigentlich schönes Wetter, doch als wir die Baumgrenze verlassen, sind wir froh, die Fleece- und Regenjacken eingepackt zu haben. Bis auf uns beide und einigen Pferden ist heute niemand hier oben. Es herrscht Wind in Orkanstärke und wir benötigen etwa 4 Stunden vom Kloster bis zum Gipfel, machen schnell ein paar Fotos und können weit hinten die schneebedeckten Berge der Abruzzen sehen.


Wir halten uns wirklich nicht lange auf, so dass wir pünktlich und hungrig zum Abendessen wieder unten sind. Es gibt Lasagne, Kartoffeln, Zucchinigemüse, Salat, eine Nudelsuppe, die tut gut, und zum Dessert von einer Novizin selbst gebackene Erdbeertörtchen.
Das und der gute Rotwein lassen uns dann auch schnell gegen um neun in die Betten sinken. 


Wir schlafen gut und ich besuche morgens die Messe, die Nonnen singen wunderschön und bei der Lesung, die per Lautsprecher in die Kirche übertragen wird, kann ich noch einen leichten Pfälzer Dialekt hören.
Neben mir sitzen die österreichischen Eltern einer jungen Schwester, die seit fünf Jahren hier lebt. Eine Liechtensteiner Mutter hat gerade ihre Tochter her gebracht, ich beobachte sie beim Essen, sie blickt oft ins Leere, wie abwesend, was mag in der Mutter vor gehen ? Jetzt, bei dem schönen Gesang, muss ich darüber nachdenken, wie es meinem Mann gehen würde, wenn unsere Enkelin sich irgendwann mal für ein Klosterleben entscheiden würde, schon jetzt quält ihn die Sehnsucht, er würde daran zerbrechen,  und mir steigen Tränen in die Augen. Ich bleibe dann auch länger in der Kirche.

 
Wir hoffen, dass den Schwestern unser Gastgeschenk, eine Flasche Dornfelder Likör, mundet.
Schwester Alexia entlässt uns mit den allerbesten Wünschen für unseren Weg und wir müssen versprechen, zu mailen, wenn wir gut angekommen sind.
 
 Leider müssen wir dann auch wieder Assisi verlassen. 



Wir nehmen den Zug bis Perugia und von hier den Bus über Umbertide zum Start in Citta di Castello.
Zug-und Busbahnhof in Perugia liegen allerdings knappe 4 km auseinander, so dass wir erst einmal bergauf müssen, ziemlich steil, ich schwächle. Wieder untrainiert, wieder zu viel Krimskrams im Rucksack. Und wir sind nicht mal auf dem Pilgerweg, der soll es nämlich, was die Höhenmeter betrifft, in sich haben.
Ich schleppe mich also bergauf, mit Rucksack, die Nasenspitze streift fast den Asphalt, der  Verzweiflung nah bleibt mein Mann ab zu stehen, dreht sich um, obwohl er 20 Meter entfernt ist, kann ich seinen Gesichtsausdruck lesen: „ Wenn die jetzt noch einen Liter Wasser am Rucksack hat, läuft sie rückwärts.“
Er braucht mich aber, für die Kommunikation bin ich nach wie vor zuständig, und es klappt, Fahrkarte nach Umbertide, dann Citta di Castello. Der Bus ist voll mit Schülern. Die Fahrten dauern je ungefähr eine Stunde. Das Klarissinnenkloster ist schnell gefunden, Pilgerempfangszeit ist 16.00 Uhr, nach einem Cappuccino klingeln wir, vergeblich, rufen die Nummer an, hören, wie drinnen das Telefon klingelt, vergeblich.  Der Versuch, beim Nachbarn etwas heraus zu kriegen, scheitert.
Als mein Mann schließlich, ähnlich wie in der Marswerbung, den eisernen Schlegel gegen die Tür wummert, siehe da, öffnet sich der Fensterladen hinter den Gittern und Suore Clarissa erkennt zumindest meinen Mann wieder, hat er doch im vergangenen Jahr seinen Bastone, den Wanderstab, vertrauensvoll der Schwester zur Aufbewahrung überlassen. Stolz reicht sie ihn durchs Fenster, nebst Bettlaken, Handtüchern und Zimmerschlüssel. 

Abendessen gibt’s heute nicht im Kloster, wir sind wohl die einzigen Gäste. Dann verschwindet sie wieder, denn auch diese Schwestern leben in Klausur.
Es ist kalt, es regnet, die Busfahrten haben uns müde gemacht, wir verkriechen uns mit Fleece in die Schlafsäcke.
Nach 2 Stunden, gegen acht, krabbeln wir hervor und beschließen, irgendwo etwas zu essen. Finden ein hübsches Weinlokal zu kulanten Preisen und gönnen uns, obwohl noch gar keine Strecke gemacht, Schnitzel, Ravioli, einen guten Roten und italienische Dessertvariationen.
Müde fallen wir in die Betten, lauschen dem Regen, sehen können wir nichts, denn das Fenster in der Zelle ist zwei Meter über uns.



 Erkenntnis des Tages: Pilgerfeeling lässt auf sich warten !


Sturm auf dem Monte Subasio

Oben angekommen !




Monte Subasio im letzten Herbst












Tag 1, 28.04.2017, Citta di Castello – Lama    10 km

 Monastero S. Cecilia, 20,- Euro p.P. ÜF

Gegen 7 ist Frühstückszeit im Kloster. Schwester Clarissa hat alles vorbereitet, also Zwieback und Kekse und Cappuccino.
Nachdem auch sie sich einen Kaffee gemacht hat, wünscht sie guten Weg, sagt, wo der Zimmerschlüssel zu deponieren ist und verabschiedet sich. Wir sind allein.
Es regnet. Also kommen die neuen Capes, ein Weihnachtsgeschenk, zum Einsatz. Der morgendliche Videodreh auf der Piazza im Regen und los geht’s.
Völlig unspektakulär, 10 km Landsträßchen bis Lama, im Regen.
Erst als eine Autofahrerin die Scheibe an ihrem Wagen herunter dreht und Bon Viaggio wünscht, kommt etwas Pilgerfeeling auf.

Wir sind ziemlich schnell in Lama, Obstpause gibt’s in der Bar im Ort.
Lassen uns Zeit, das BnB liegt außerhalb und wir sind erst gegen drei angemeldet.
Beim Weiterziehen begegnen wir auch gleich einem deutschen Pilgerpärchen auf ihrem Weg zur Bushaltestelle. Ich möchte wissen, wie der Weg nach Montecasale und Sansepolcro nach dem Regen ist. Sie warnen vor dem Abstieg.
Mein Mann lässt sich gar nicht erst auf ein Gespräch ein, zieht weiter und macht, während ich mit dem Harzer fröhlich plaudere, Sightseeing vor der Eisenwarenhandlung.
Beide wollen bis Assisi und ich bitte sie, an Schwester Alexia Grüße von den Rückwärtspilgern auszurichten, denn üblicher Weise laufen die Pilger den Franziskusweg von Florenz nach Rom.
Hinter Lama erreichen wir unser heutiges BnB Ca Matra. Ein großes Anwesen mit vielen Ferienwohnungen. 



Die Heizung funktioniert, der Vater der Vermieterin begrüßt uns mit einer Flasche Rotwein aus eigener Produktion und wir stoßen zu dritt an. 


Dann beschreibt er uns auf italienisch den Weg nach Montecasale für morgen und ich nicke brav.
Wir haben zwei Schlafzimmer, ein Bad, und ganz wichtig für meinen Mann, eine Wohnküche. Nach einer langen heißen Dusche macht er sich auf den Weg in den Supermarkt mit strikten Anweisungen, bitte nicht zuviel einzukaufen, was dann im Rucksack mitgeschleppt werden müsste.
Brav richtet er sich danach, wird nun aber im Alimentari prompt von der Verkäuferin angemacht. Mittlerweile versteht er auch ein paar Brocken italienisch, sie fragt, ob er Pilger sei, was er bejaht und mit Blick auf den Einkauf kommt doch glatt die Frage: „Solo ?“.
Jedenfalls ist er in seinem Element, kocht Nudeln und Tomatensoße mit jungen Zwiebeln und zum Dessert gibt’s Erdbeeren.

 

Bier hat er auch gekauft, aber der gute Rotwein ist so gut, dass wir heute wahrscheinlich auch wieder beizeiten in die Betten fallen.



Leider funktioniert WiFi nicht, so dass Fotos und Video erst später kommen.



Erkenntnis des Tages: Alles braucht seine Zeit !

Tagesvideo

Strecke in Google Earth