Don Pietro telefoniert wie versprochen mit dem Fährmann in
Calendasco und wir sollen 14.00 Uhr an der Anlegestelle in Corte S. Andrea
sein. Ist für uns zwar etwas spät aber es sollte sich beweisen, dass genau das
unser Glück war.
Zu Abend essen wir in der von Asiaten betriebenen
Spaghetteria und die Pasta nach einem Wandertag schmeckt köstlich, ebenso das
gute Moretti-Bier.
Die Nacht verläuft ruhig und um halb sechs klingelt wieder
der Wecker.
Im Bad gibt es zwar ein BD aber keinen Spiegel, so dass
heute unrasiert losmarschiert wird.
Zugetapt an allen Wunden und aufgescheuerten Stellen geht es
6.15 Uhr los, wir haben für die 20 km bis zur Fähre gut Zeit und wollen
irgendwo im nächsten Ort, Miradolo Terme, frühstücken.
Wir machen uns auf durchs noch schlafende Dorf. Am Wochenende
soll hier wahrscheinlich Kerwe sein, denn viele Karrusselwagen stehen schon auf
den Straßen. Nun ja, die Geisterbahn könnte man sich sparen, denn 2 km SS 234
ist Höllenfahrt genug. Liebe Pilger nehmt nicht diese Route, sie ist lebensgefährlich,
jedes Mal, wenn ein Lkw an meinem Mann vorbeirauschte, kniff ich die Augen zu
und war froh, wenn er noch da war, wenn
ich die Augen wieder öffnete.
Das war die Strecke zwischen Corteolona und Santa Cristina.
So, und heute soll es ja nur abseits der Straßen entlang
gehen.
Als wir den ausgeschilderten Weg erreichen, müssen wir
leider feststellen, dass es sich um einen Wiesenweg mit hüfthohem Gras und
völlig nass handelt. Das wäre tödlich für Schuhe und Füße.
Nun irren wir in Santa Cristina umher, denn es muss eine Alternativroute
gefunden werden, die SS 234 fällt aus !
Nach eine Dreiviertelstunde verlassen wir endlich statt Richtung
Osten das Nest in Richtung Süden und lassen uns mal wieder vom schlauen GPS
leiten, um einen Feldweg zu finden, der voller tiefer Pfützen steht und jetzt gibt
es doch nasse Schuhe. Gut eine Stunde ist rum und immer noch 4 km vor uns bis
zur geplanten Frühstückspause.
Dadurch erreichen wir auch den nächsten Ort an einer anderen
als im Wanderführer angegebenen Stelle. Nun waren die Ausschilderer der Via Francigena
aber recht fleißig und stellen an jeder Ecke Schilder auf und an jedem
Laternenmast klebt ein Pilgermännchen.
Und nun gibt es auch den ersten handfesten Zoff, die
Wegweiser sagen etwas anderes als der Wanderführer, und der sagt wieder etwas anderes
als das GPS und das sagt wieder etwas anderes als die Männer, die wir fragen.
Wir folgen mal den Schildern und landen, wie sollte es auch
anders sein, in der Pampa. Glücklich darüber, dass das Schuhwerk langsam wieder
trocknete, stehen wir jetzt mitten auf dem Acker, ein Weg, der hier
entlanggehen soll, ist nicht auszumachen.
Trotzdem gibt es an einzelnen Bäumen Pfeile und wir trampeln wieder
durch Gras und über Schollen. Wir haben nasse
Schuhe und immer noch kein Frühstück. Es
ist mittlerweile 10 Uhr, als wir Chignolo Po erreichen, jetzt endlich stellen
wir fest, dass wir einer alten Ausschilderung gefolgt sind, die Markierungen
wurden nicht entfernt und somit stimmte irgendwann keine Webeschreibung mehr. Um
halb elf trinken wir Kaffee und essen etwas und ab dann wird es auch wieder
friedlicher und wir reden wieder miteinander.
Glücklicherweise finden wir jetzt den richtigen Weg und
machen uns auf. Mit Blick auf die Uhr
gönnen wir und allerdings keine Pause mehr und gehen schließlich noch viele
Kilometer auf einem Damm. Es ist Mittag
und die Sonne brennt, ab und zu wird im Gehen etwas getrunken und 13. 15 Uhr
sind wir völlig geschafft an der Anlegestelle. Die Fußsohlen brennen und die Mittagssonne
brennt auch.
Pünktlich erscheint dann auch ein Motorboot stromabwärts und
der Fährmann Danielo Parisi legt an.
Er ist schon 63 und betreibt aus Spaß an der Freude diesen Service
für Pilger und bringt sie über den Po, der hier die natürliche Grenze zwischen
der Lombardei und der Emilia Romagna bildet.
Nach ca. 8 Minuten ist dieses schöne abwechslungsreiche
Abenteuer zu Ende und man legt in Soprarivo an, Danielo führt uns in sein Haus
und verpasst den Pilgerpässen einen
extragroßen Stempel, der ist neu, weil den alten sein Hund gefressen hat und
wir müssen uns in sein dickes Buch eintragen. Seit den 90‘er nimmt der Pilgerverkehr hier zu, den
Höhepunkt hat er im letzten Jahr mit 533 Überfahrten gehabt. Danielo führt
exakt Statistik. Es ist richtig idyllisch in seinem Garten und es scheint ein bisschen
die Zeit stehen geblieben zu sein.
Nach etwa 3 km und gegen um vier ist dann Calendasco und das
Ostello „Tre Corone“ erreicht.
Betrieben von einem Geschwisterpaar englischen Ursprungs,
die offensichlich eine Marktlücke entdeckt haben, und hier eine Herberge
errichten. Das Zimmer ist mit 44,- Euro
total überteuert, haben wir doch in Pavia für die supersaubere Herberge das
gleiche bezahlt. Aber die kleine Eva hat hier alles im Griff und ist recht
locker drauf, die Verständigung klapp und sie wäscht auch in ihrer privaten Maschine
unsere verdreckten Klamotten, no Problem. Der Bruder ist ein begnadeter Koch
und zaubert uns ein festliches Abendmenü, bestehend aus Pasta, Spare Ribs,
Auberginenlasagne, Potatos und Linsen.
Für morgen wollten wir uns dann mal ein schickes BnB in
Montale gönnen, ist aber alles belegt.
Hier ist bis Montag eine große Come-Together-Party der
Gebirgsjäger-Senioren, der Alpinis, die hier auch im Hotel untergebracht sind
und mit ihren Hüten mit Feder lustig
aussehen.
Wir sind müde und geschlaucht und werden morgen behutsam und
skeptisch auf die Ausschilderung achten.
Bouna notte !
Erkenntnis des Tages:
Nur die Harten kommen
in den Garten . (und die Härteren werden Gärtnerin)
die alternative Via Francigena zum Wiesenweg mit hüfthohem patschnassen Gras
Dammweg vor Corte S. Andrea
auf der Fähre
Pilger mit Fährmann Danielo Parisi
und im Gasthaus Caupona di Sigerico in Soprarivo wird gestempelt
überteuertes Zimmer in Calendasco...
... aber nette Wirtin Eva, die unsere schmutzigen Hosen wusch !
Grazie !
Hi in die Emilia Romagna,
AntwortenLöschennur die Harten kommen in den Garten, ihr seid schon da wie es aussieht. Die km schlauchen sicherlich, einige Bilder sagen alles und zeigen einen schweren, quälenden Weg. Vergesst nicht - gönnt Euch mal ne schöne Pause !!! Wir denken an Euch. Immer weiter , Richtung Süden in die Sonne und Rom ruft aus der Ferne. Aber Tausende, Hunderttausende, vielleicht Mio sind den Weg gegangen. Ihr schafft das auch. Wir wandern morgen zum "Männertag" auch, ist aber nix im Vergleich zu Euch. Daumen hoch und Gruß V & R
Hallo Ihr zwei,
AntwortenLöschenda kommt sie her, die tiefe Hochachtung all jener vor Eurer Leistung, wenn Ihr sagt ...wir laufen nach Rom. Von solchen Etappen die kein gemütlicher Spaziergang sind. Gut auch, daß die Mückeninvasion Euch wahrscheinlich nicht erreichen wird. Ganz fest Dauendrücken für gutes Wetter und immer schön die nackte Haut mit Faktor 30 einschmieren.
Liebe Grüße Eure Alke-Brigitte
Liebe Kerstin, lieber Hans-Jürgen.
AntwortenLöschenOh ja, der Weg kann sehr herb sein. Ich bin geistiger Weise jeden Tag bei Euch und gehe mit Euch diese Wege, die ich ja auch kenne. Ich wünsche Euch ganz viel Mut und Kraft zum Durchhalten.
Der liebe Goptt möge Euch einen Schutzengel schicken, der Euch aufmuntend unterstützt. Zum Beispiel mit einem kühlen Moretti zur richtigen Zeit.
Liebe Grüße von Eurem Alexander von Feldberg.
www.zu-fuß-nach-rom.de
So nachdem ich jetzt eine halbe Stunde mit dem tollen Internetempfang hier in Spirkelbach Eure Seite geladen habe, konnte ich mir endlich gemütlich alles durchlesen.
AntwortenLöschenSelbst wenn man kein Fan vom Pilgern ist, bekommt man von Euren Berichten richtig Lust seinen Rucksack zu packen und los zu laufen. Einfach hinaus in die weite Welt.
Wir sind richtig neidisch auf Euch, aber psssst wir freuen uns aber auch riesig, wenn ihr wieder zu Hause seid. Übrigens Papa alles gute zum Vatertag, du machst dein Job echt prima.
Ps. Ich versuche das mit diesem Internet schon seid drei Tagen zu posten
Ich war hier, als das Fußball-Finale zwischen den Niederlanden und Spanien gespielt wurde. Hans-Juergen erhielt mir eine SMS dass NL verloren hatte. Ich habe gute Erinnerungen von Santa Cristina.
AntwortenLöschenEverdiene