Freitag, 3. Mai 2013

Tag 4, 03.05.2013 von Vercelli nach Robbio, 20 km



Schnell sind am Morgen die Rucksäcke gepackt. Die gute Seele Angela wuselt schon mit dem Frühstück herum und ist immer noch nicht zu einem Foto bereit.
Da sie gestern bei unserer Ankunft sehr energisch auf den Umschluss ab 21.00 Uhr bestanden hatte, trauten wir uns dann auch nicht, ein Restaurant aufzusuchen, da es in Italien in der Regel erst ab um sieben Abendessen gibt. So gaben wir uns dann mit ein paar Tomaten aus dem Supermarkt und etwas Käse zufrieden.
Als wir das Convent gegen acht heute Morgen verlassen, stapeln sich noch mehr Kleidersäcke vor der Tür.
Wir wollen uns noch die Kathedrale ansehen, die liegt aber am anderen Ende der Stadt. So nehmen wir den Stadtbus und der nette Busfahrer lässt uns, da wir keine Billets haben und er nicht abkassieren darf, einfach neun Haltestellen umsonst mitfahren. So machen wir gleich eine Stadtbesichtigung ohne nennenswerte große Sehenswürdigkeiten. Viele Wohnblocks mit einem hohen Ausländeranteil.
An der Piazza Roma steigen wir aus und besichtigen die Kathedrale S. Eusebio. Im Innern scheint sie ein wenig  eine Miniaturausgabe des Petersdom zu sein.
Ein Kirchendiener gibt mir Zeichen, dass er wohl unsere Pilgerpässe abstempeln möchte. Klar, wir haben zwar vom Convent schon den Stempel, aber schaden kann es nichts.  Die Pässe sind schnell hervorgekramt und fein säuberlich stempelt der ältere Herr ab. Als ich ihn bitte, noch das Datum und die Unterschrift drunter zu setzen, meint er, dass könne nur der Padre.
Und so ruft er mal quer durchs Mittelschiff den jungen Pfarrer Stefano herbei. Der Ältere zeigt ihm voller Stolz unsere Pässe mit dem Originalstempel der Canterbury Kathedrale und scheint dabei fast stolzer zu sein als wir. Nun müssen wir Stefano berichten, dass wir seit 2009 pilgern und in Canterbury begonnen haben, zeigen im die Stempel von Reims, Claivaux und Lausanne und erklären dass es heuer bis Pontremoli gehen soll. Wir müssen uns dann unbedingt die Kathedrale in Pontremoli ansehen, meint er, nicht ohne vorher Komplimente zu verteilen und Buon Viaggio zu wünschen, dabei schüttelt er unsere Hände und lächelt. Es ist ein hübscher junger Mann, dieser Stefano.
Eine Brücke über den Fluss Sesia  führt aus der Stadt heraus. Und wie sollte es anders sein, auf einem Damm zwischen Reisfeldern hindurch kilometerweit bis Palestro. Eigentlich ist es ein recht schöner Wanderweg,  gesäumt vom (Reis-)Wasserfeld und kleinen Wäldchen, breit genug und gut ausgeschildert aber der gestrige Tag sitzt noch in den Knochen und so wandern wir stillschweigend nebeneinander her, wieder mal völlig einsam.
Das geht ca. 7 km so, bis der Damm kurz vor dem Ort Palestro an einem extra für Pilger eingerichteten Rastplatz endet. Er besteht aus Bänken, einer Schautafel und einer Gästeliste, ähnlich einem Gipfelbuch.  Selbstverständlich tragen wir uns auch ein. Viele Pilger waren in diesem Jahr schon hier. Auch drei Deutsche, der Letzte am 25. März, er ist von Konstanz nach Rom unterwegs. Gestern waren zwei Italiener hier, die in Aosta gestartet sind und bis Parma gehen.
Nach Palestro nehmen wir die restlichen sechs Kilometer unter die Füße und müssen auf der Landstraße bis Robbio laufen. Auch das ist wieder nicht ganz ungefährlich, gibt es doch keinen Seitenstreifen, nur ein nasses Reisfeld.  Schweißgebadet erreichen wir gegen halb zwei Robbio und sind um zwei  im Albergo.  Mein Mann will mal wieder in einem richtigen Bett schlafen und ich habe eine Blase an den Füßen und mir offensichtlich in der Kältekammer von Santhia eine Blasenentzündung geholt. 
Wir möchten uns nun wirklich mal ausruhen, denn wieder ist kein Ruhetag eingeplant, wir müssen ja mal ankommen.
Zum Glück sind auf der ganzen Strecke bis hierher keine Höhenmeter zu erklimmen, dennoch ist die Strecke ab Viverone die bisher unattraktivste seit Canterbury.
Wir befinden uns mittlerweile in der Lombardei, morgen geht es nach Mortara, und wie sollte es auch anders sein es geht wieder durch Reisfelder.

Erkenntnis des Tages:  Viel Reis wächst in Italien!



wieder mal geflutete Reisfelder

Sant Eusebio in Vercelli

Pilgerrast

4 Kommentare:

  1. Hallo Ihr zwei,
    wenn es nur nicht mehr regnet dann wird alles gut. Lese grad den neusten Stand Eurer Tour. Gibt es nun schon Mücken oder nicht?? Wenn sie nicht fliegen, könnte Kälte wohl zur Folge haben, daß sie nicht fliegen und sich mit den Menschen verkriechen. Heute war es in Maintal schönes Wetter. Ich bin fast fertig mit ins Reine schreiben vom Tagebuch der letzten Tour . Die nächste Tour ist fertig gebucht. Anfang Juni für eine Woche von Calw nach Neckarsteinach. Das kommende Wochenende bei Euch in Italien ist 24-24 Grad, Sonne mit etwas Schauer. Ich hoffe, Ihr behaltet Eure gute Laune und sende Euch einen Trinkspruch für den nächsten Grappa. Die Sonne scheint durchs Kellerloch....einen trinken wir noch.
    Paßt auf Euch auf.
    Eure Alke-Brigitte

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  2. Ich erinnere mich, es war vor drie Jahren sehr, sehr heiß. Das is jetzt ganz anders. Und viel Reis huh? ;-) Everdiene

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  3. Morgen musst ihr nicht vergessen, die Kirche Santuario della Madonna del Campo zu besuchen (2 km für Mortara). Die Gemälde sind sehr sehr schön.
    Everdiene

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  4. Lieb Grüße von V & R,
    verfolgen die Pilgerwanderung zwischen den Reisfeldern mit. Die normalen Straßen scheinen ja ganz schön gefährlich zu sein. Unterkunft und Leute sind teilweise wohl "sehr besonders" in diesem Jahr. War letztes Jahr Luxus dagegen! Aber ich weiß schon, ihr seid Genießer. Hoffentlich passiert nicht noch was - gesundheitlich. Wir drücken Euch die Daumen und hoffen nur das Beste. heute regnet es hier auch. Schöner Frühling, eher Spätwinter. Es wird besser - quält Euch nicht so. Denkt an die Pausen V & R


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