Samstag, 27. April 2019

Tag 14, 26.04.2019, von Finale Ligure nach Albenga



26.04.2019, von Finale Ligure nach Albenga 

23km, viel Wind

BnB A Campanina in Finale Borgo

Tiziana hat uns für das Frühstück Cuppons für die Bar nebenan gegeben, Cappuccino und Brioche. Wir beschließen, in der Wohnung zu frühstücken und mein Mann schickt mich nach nebenan, den Kaffee und die süßen Teilchen holen. 


Auch das ist kein Problem, die Barfrau trichtet alles fein säuberlich auf einem Tablett und ich bringe später das Geschirr zurück. Wir lassen es ruhig angehen. Während mein Mann nochmals sein Glück mit der Drohne versucht, die Gnädigste aber keinen Satellit findet, will ich noch Fotos machen. Als ich plötzlich jemanden meine Namen rufe höre, taucht schon Tiziana auf, sie trifft dann eine andere Nachbarin, erzählt der auch nochmal von unserer Pilgertour und ich fotografiere die von mir trappierten Rucksäcke vor der BnB Tür. Beide Frauen zücken ihr Handy und machen schließlich auch noch Fotos von den Rucksäcken mit der Muschel. 


Irgendwie ist hier oben die Welt noch in Ordnung, jeder grüßt jeden, jeder kennt jeden, niemand hat es eilig.
Nützt alles nichts, wir müssen los.
Gewaltig stürmt es heute und wir haben die ganze Zeit den Wind von vorn. Selbst im Tunnel fegt ein deftiger Sturm. 



In Loano gibt’s ne größere Pause. Wir wechseln ins Städtchen und rasten auf der hübschen großen sonnigen und windgeschützten Piazza. Mein Mann will in einen Supermarkt, er hat Appetit auf Schinken. Lässt mich also mit Sack und Pack auf einer Parkbank sitzen. Als er nach über einer halben Stunde noch nicht zurück ist, mache ich mir Sorgen. Mann fand keinen Supermarkt und wanderte in ein anderes Stadtviertel, als er bepackt mit einem Wochenendeinkauf zurück wollte, gingen die Schranken herunter und nicht wieder hoch. Eine geschlagene halbe Stunde wartete er geduldig mit anderen Passanten. Ich unterdessen, auf der Parkbank sitzend, bewache beide Rucksäcke und beobachte das bunte Treiben auf der Piazza. Väter spielen mit ihren Söhnen Fußball, Mamas zaubern ihren Töchtern Seifenblasen, Omas fahren die Kinderwagen spazieren und Opas ? Ja, die stehen an der Schranke.



 

Der Tag ist trotz des mächtigen Windes abwechslungsreich und kurzweilig, weil es immer was Neues zu entdecken gibt. Und ab und zu gibt’s auch Gelati. Da kann den restlichen Zähnen nicht viel passieren.


Aber das letzte Stück hat es nochmals in sich. Nicht an Höhenmetern oder Treppen, diesmal heißt es Asphalt treten, entlang an riesigen Gewächshausanlagen, teils verottet, teils bewirtschaftet, die hübschen Geranientöpfe sind vom Sturm alle umgeweht wurden und Laster mit sechs Stockwerken Lavendeltöpfen beladen brausen an uns vorbei.


Wir haben uns heute auf einem Campingplatz angemeldet, ein Mobilhome soll zur Verfügung stehen. Die Besitzer sind voll im Stress, die Gastgeberin hat zu einem Benefizessen zugunsten eines Kinderkrankenhauses in Genua eingeladen und wuselt herum. 12 Gäste,
meisten Camper, haben sich angemeldet. Wir sollen auch kommen, um acht geht’s los, in einem Zelt auf dem Campingplatz. Mein Mann wollte heute mal für uns kochen und ist etwas enttäuscht, findet aber die Idee gut und wir sagen zu. Dennoch fühlen wir uns deplatziert. Das Mobilhome gibt es nicht, wir schlafen auf Feldbetten in der Küche. Geht schon mal, die sind aber noch gar nicht gerichtet, da ja noch das „Festessen“ vorbereitet wird. Und die Dusche ? Nachdem mein Mann einen Blick in die Abstellkammer wirft, ist sein Kommentar: „Wie in Nepal“, da hat er nicht ganz Unrecht. Was allerdings stört, Dusche und Toilette sind nicht abschließbar, es ist eher ein großer Abstellraum, in dem eine Unmenge an Scheuertüchern hängt. Ich dusche trotzdem. Aber ein Waschbecken zum Zähne putzen oder zum Rasieren sucht man umsonst. Erst nach mehreren Nachfragen können wir die Feldbetten aufbauen, das wollte der Hausherr nach dem Dinner machen, welches allerdings bis Mitternacht geht. 

 
Wir sind erschöpft, fühlen uns, obwohl von dem Benefizgedanken sehr beeindruckt, etwas überrumpelt.
Das Gekochte schmeckt gut, und kurz vor zwölf verabschieden wir uns. Die kleine sechsjährige Tochter eines Camper- Ehepaares ist bereits am Tisch eingeschlafen. Das ganze findet in einem Zelt statt, na ja, so richtigen Benefizcharakter hat es nicht, ist aber eine sehr soziale Geste.
Es zieht, trotz langer Unterhosen ist mir kalt, wir sind müde und erschöpft. Hinzu kommt, dass wir und vom Hausherren etwas herab lassend behandelt fühlen. Warum wir nicht jetzt bis Santiago laufen, hallo, wir müssen mal wieder arbeiten. Oh ja, und Frankreich, das wird sehr teuer. Und ob wir auch ja den im Wanderführer angegebenen Pfad laufen. Vielleicht bin ich jetzt auch etwas ungerecht, aber so nehmen wir das wahr.
Noch weit nach Mitternacht wuseln Mutter und Tochter in der Küche herum. Um Kaffee für die Gäste zu machen, müssen sie jedes mal über die Liegen steigen. Nachts kann ich nicht schlafen, das Feldbett ist ausgelegen, ein Aggregat in der Küche springt laufend an, das grüne Licht der Kaffeemaschine leuchtet mir in die Augen.

Erkenntnis des Tages:  „Nicht jeder Tag, der gut beginnt, endet auch so.“



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