Samstag, 20. April 2019

Tag 8, 20.04.2019, von San Fruttuoso nach Camogli


25 km, 460 hm bergauf, 460 hm bergab

Unterkunft in Sestri Levante – Santuario Opera Madonna del Grappa

Unterkunft in San Fruttuoso – Locanda del Parco di Portofino

Nach dem Schreck mit der Drohne wurde es ein richtig schöner Abend.
Die letzte Fähre legte ab und zurück blieben eine Hand voll Touristen, die im einzigen Hotel in der Bucht übernachteten und genau soviel Bewohner.
Wir hatten den Strand vor der Abbazzia ganz für uns allein und konnten jetzt das Treiben, was hier einsetzte, beobachten. Ein Fischer brachte mit seiner Frau Netze aus, ein weiterer beförderte mit seinem motorbetriebenem Gummiboot die Beschäftigten, die nicht hier lebten, nach Camogli oder Portofino. Die letzte Bar schloss gegen acht, die Sonne ging langsam unter. Es zog wieder Ruhe ein, die Möwen lugten neugierig von den Felsen und wir saßen noch lange im Garten.
Hier sind die Häuser wieder nur durch Treppen erreichbar. Um ins Hotel zu gelangen, muss der Gast zwischen Küche und Terrasse des vorgelegenen kleinen Restaurants hindurch.
Man kann gar nicht so richtig beschreiben, wie maritim idyllisch es ist.
Ich komme mir ein bisschen vor wie in dem russischen Märchenfilm „Das purporrote Segel“.
Von unserer Plattform aus beobachteten wir einen jungen Mann, der offensichtlich zwischen den Felsen schlafen wollte.
Heute Morgen beim Frühstück im Garten sehe ich ihn wieder zwischen den Felsen, er hat tatsächlich die Nacht dort verbracht. Als er wenig später an uns vorbei zieht, erkennen wir Taucherflossen am Rucksack, ich bin neugierig und spreche ihn an. Ist es nicht zu kalt, um draußen zu schlafen ? Das kann er zwar bestätigen, dennoch ist er überglücklich. Es ist ein junger Franzose, seine Freunde schwärmten ihm von der Christusstatue vor, die hier vor der Bucht in 20 m Tiefer steht. Er wollte zu der Statue tauchen und mit 4 Kilo Blei am Taucheranzug ist es ihm auch gelungen, so weit hinab zu kommen. Überglücklich zeigt er uns Fotos auf seinem Handy. Ich bin begeistert. Jetzt kann sich auch mein Mann daran erinnern, ein Video auf Youtube darüber gesehen zu haben. Die Fotos sind aus Youtube, aber genauso sah es auf dem Handy des jungen Mannes aus.




Frühstück ist erst gegen 9.30, weil die Brioche mit dem Boot von Camogli geholt werden müssen. Es ist wieder das Gummiboot, dass flugs von den Mitarbeitern der Restaurants ausgeladen wird, in Styroporboxen werden die Lebensmittel die Treppen hinauf getragen. Alles, was von den Einheimischen und den Touristen hier verzehrt wird, muss zunächst per Boot her transportiert werden. Abends nimmt die letzte Fähre den Müll wieder mit.
Ist schon verrückt, damit wir nachher den Weg nach Camogli frisch gestärkt wandern können, werden die Brioche fürs Frühstück erst von Camogli per Boot geholt.
Von Phillippo, dem Hotelbesitzer, erfahren wir, dass im Sommer etwa 50 Bewohner und im Winter nur 5 Leute hier wohnen. Schnee allerdings gäbe es kaum.


Lange können wir uns nicht von diesem malerischen Ort fort reißen, so dass wir erst gegen halb elf starten. Die erste Fähre hat bereits eine Ladung Ausflügler gebracht, die den Strand in Beschlag nehmen.
Wir steigen zunächst 300 hm bis zum Agririfugio Molini hinauf. Es wird heiß. Wir lassen 1 Liter Frizzante die Kehlen hinunter laufen und sind wohl die Einzigen, die hier hinauf steigen. Ganze Schwärme von Tagesausflüglern kommen uns heute, am Ostersamstag, entgegen.


 


Der Weg ist gut ausgeschildert, aber fast alpin, steinig und steil. Vom direkten Weg am Felshang entlang, wie ihn mein Göttergatte mit GPS plante, warnte uns Phillippo, zu gefährlich.




Kurz vor Camogli geht es an einem Geisterhotel vorbei. Unfassbar, man kann im Speisesaal noch Tische und Stühle erkennen, dahinter große Glastüren, die auf eine Terrasse führen und dann nur noch Meer.


Camogli ist eine große Stadt, mit vielen hohen Häusern, einem Hafen und einem Kloster, in dem wir heute nächtigen. Nur gut, dass ich Phillippo nochmals anrufen ließ, mein Mailverkehr erfolgte mit einem Don Lorenzo, den gibt es hier aber gar nicht, wie wir erfahren. Dennoch hat man ein paar Betten frei.
Wir müssen uns noch Proviant besorgen, hierzu gilt es, nochmals unzählige Stufen in die Stadt hinab zu steigen. Man kommt hier tatsächlich nur über Treppen voran, und die haben es in sich.










Mit von der Partie im großen Schlafsaal heute sind eine junge Deutsche und eine Südtirolerin. Zwei ganz junge Mädel, die sich auf dem Jakobsweg kennen lernten und jetzt mal hier in Ligurien pilgern, weil es unbedingt Meer sein sollte. Die Südtirolerin überrascht uns mit einem kleinen Wackelmann mit Grappa, das ist in der Alpenregion so üblich, wie sie uns erklärt. Das Mädel kommt wie gerufen, nicht des Grappas, sondern ihre Muttersprache wegen, wir lassen sie im Kloster in Genua anrufen und unsere Ankunft für morgen bestätigen.



Wir sollen uns bei Don Andrea melden, hoffentlich gibt’s den dann wirklich.
Die jungen Frauen müssen noch einkaufen, wir geben ihnen unsere Handynummer, damit wir sie hereinlassen können, denn in diesem Haus kann man sich verlaufen. Als wir vier vorhin vor der Eingangstür standen und klingelten, waren die Mönche gerade in der Messe, niemand hörte, so dass mein Mann sich einen Weg durch die Kirche ins Hausinnere suchen musste, dann aber im Haus herumirrte, weil er die Eingangtür nicht fand. Jetzt sind die Kiddis immer noch nicht zurück und wir machen uns langsam Sorgen.





Erkenntnis des Tages:  Ich muss tauchen lernen !

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