Sonntag, 14. April 2019

Tag 2, 14.04.2019, von Pietrasanta nach Marina di Massa

Pietrasanta – Marina di Massa 21 km

Des Nachts musste ich auf Toilette und hörte, wie viele Regentropfen auf Fenster prasselten.
Frühstück gibt es ab 8.00 bis 10.00, um halb neun schälen wir uns aus den Betten, es regnet immer noch. 
Enzo, der Wirt hat mit seiner Frau das Frühstücksbuffet gerichtete und es gibt sogar gekochte Eier, für Italien etwas ungewöhnlich. Er spricht nur italienisch, aber wir können uns dank Goggleübersetzer verständigen. 
Wir trödeln bis der Regen einigermaßen aufhört. Leider hatte die Familie keinen Stempel, aber wir sind auch nicht mehr so auf Stempeljagd wir anfangs. Wenn sich die Gelegenheit bietet, ist gut, wenn nicht, dann nicht.




Vor 5 Jahren sind wir auf der Via Francigena durch Pietrasanta gekommen und wurden damals von der Österreicherin Ute, die hier wohnt, spontan zum Essen und Rotwein eingeladen. 
Der wollen wir heute einen unangemeldeten Besuch abstatten. Den Weg haben wir noch im Kopf und laufen daher zunächst, statt Richtung Strand, wieder in die Stadt. Keine 300 m hin müssen wir in ein ziemlich enges Sträßchen einbiegen, als plötzlich ein Auto hält, drinnen sitzen eine Mann und eine Frau mittleren Alters, noch bevor er die Scheibe herunter gedreht hat, wendelt seine Beifahrerin schon mit rot-weißen Via Francigena-Aufklebern herum. 
Schnell beginnt die Kommunikation mit dem Amici der VF, sie wollen wissen, ob wir schon eine Unterkunft haben. Wir erklären unser Vorhaben, Ligurischer Küstenweg, wir laufen von Rom nach Santiago de Compostela, heute geht’s nach Marina di Massa. Sie verstehen und als ich nach einem Stempel frage, bedauern sie es, dass der zuhause liegt, sie waren ja eigentlich nur unterwegs , um Wegweiser anzubringen. 
Wir vier und ihr Auto versperren mal wieder die kleine Straße, so dass alle anderen Autos warten müssen, zu allem Überfluss will dann auch noch eine Ambulanz mit Blaulicht und Sirene vorbei. Sie erklären, dass sie jetzt schnell nachhause fahren, den Stempel holen und wir uns dann am Dom treffen. Dort führt aber unser Weg nicht vorbei und wir lassen das vorerst mit dem Stempeln.
Winkend fahren sie weiter und ich flüstere meinem Mann zu, dass es mich nicht wundern würde, wenn die beiden irgendwann mit Stempel wieder auftauchen. Er hat ihnen auf Googlemaps unseren heutigen Weg gezeigt und schließlich sind sie Einheimische und kennen sich hier aus.

Als wieder Nieselregen einsetzt, ziehen wir die Kapuzen ins Gesicht und nach einer weiteren halben Stunde, habe wir die Stadt verlassen und gehen jetzt auf einem Radweg neben der SS1. Mein Göttergatte vertreibt sich die Zeit damit, das Pfand von den am Straßenrand liegenden Bierdosen zusammen zu rechnen als plötzlich auf der anderen Straßenseite ein Auto hält, drinnen die beiden Amici. Schnell springen beider aus dem Wagen, überqueren die Straße, sie mit Stempel und Stempelkissen, er mit einem Küchenbrettchen, das dienst als Unterlage für die Pilgerpässe. 
Beide heißen übrigens Danilea und Piero. Während Daniela fleißig stempelt, hält Piero schützend den Schirm über die ganze Aktion. Irgend wie ist es doch schön, als Pilger unterwegs zu sein.




Jetzt macht uns der Regen nichts aus, wir fühlen uns willkommen.
Ute ist leider nicht zuhause, und wir wissen auch nicht , ob sie überhaupt noch hier wohnt und ob wir am richtigen Haus klingeln, hinterlassen eine Nachricht und ziehen weiter.



Am Strand gibt’s den Videodreh und als es windstill ist, die Premiere mit der Drohne. 


 
Das gute Stück wird ausgepackt, die vier Rotorenarme ausgeklappt, es ist nämlich ein Quatrocopter, lass ich mich belehren. Danach wird sie mehrmals gedreht, um sie ein zu norden, anschließend wird sie kalibriert und wenn das „UFO“ dann aufsteigt, der Follow-Me-Modus betätigt, denn sie soll uns ja folgen. Ich habe keine Ahnung, wovon ich hier schreibe, aber mein Mann ist in seinem Element. Und es funktioniert. Die Gute filmt uns aus 30m Höhe, bingo!








Bis Marina die Massa ist es noch ein Stück und langsam schwindet die Motivation. Die letzten 5 km sind für den ersten Wandertag mal wieder ziemlich schwer und wir freuen uns auf eine Dusche und ein warmes Zimmer.
Während ich blog schreibe, geht mein Mann seiner italienischen Lieblingsbeschäftigung nach, Gelati !
Gleich an zwei Gelateria macht er Station und schleckt sein geliebtes Fior di Latte.
Natürlich bringt er mir einen Yoghurt frutto di bosco semifredo, also ein Halbgefrorenes mit ins Hotelzimmer, davon nascht er aber auch die Hälfte.
In der Hoffnung, unser 3-4 Kilo schweres technisches Equipment, bestehend aus
einem Universal-Vierfach-Ladegerät, zwei Powerbanks, insgesamt 6 Ladekabel, zwei Fotoapparaten samt Ladegerät, zwei Handy, eine Videodrohne mit Fernsteuerung samt Zubehör und Transportbox, zwei Kopfhörern, einem Minilaptop mit Maus und Ladekabel, wieder vollständig und heil nachhause zu bringen, fallen wir heute müde ins Bett.



Erkenntnis des Tages:  Wir drohnen jetzt!

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