Tag 14, 26.04.2019, von Finale Ligure nach Albenga
26.04.2019,
von Finale Ligure nach Albenga
23km, viel Wind
BnB
A Campanina in Finale Borgo
Tiziana
hat uns für das Frühstück Cuppons für die Bar nebenan gegeben,
Cappuccino und Brioche. Wir beschließen, in der Wohnung zu
frühstücken und mein Mann schickt mich nach nebenan, den Kaffee und
die süßen Teilchen holen.
Auch das ist kein Problem, die Barfrau
trichtet alles fein säuberlich auf einem Tablett und ich bringe
später das Geschirr zurück. Wir lassen es ruhig angehen. Während
mein Mann nochmals sein Glück mit der Drohne versucht, die Gnädigste
aber keinen Satellit findet, will ich noch Fotos machen. Als ich
plötzlich jemanden meine Namen rufe höre, taucht schon Tiziana auf,
sie trifft dann eine andere Nachbarin, erzählt der auch nochmal von
unserer Pilgertour und ich fotografiere die von mir trappierten
Rucksäcke vor der BnB Tür. Beide Frauen zücken ihr Handy und
machen schließlich auch noch Fotos von den Rucksäcken mit der
Muschel.
Irgendwie ist hier oben die Welt noch in Ordnung, jeder
grüßt jeden, jeder kennt jeden, niemand hat es eilig.
Nützt
alles nichts, wir müssen los.
Gewaltig
stürmt es heute und wir haben die ganze Zeit den Wind von vorn.
Selbst im Tunnel fegt ein deftiger Sturm.
In Loano gibt’s ne
größere Pause. Wir wechseln ins Städtchen und rasten auf der
hübschen großen sonnigen und windgeschützten Piazza. Mein Mann
will in einen Supermarkt, er hat Appetit auf Schinken. Lässt mich
also mit Sack und Pack auf einer Parkbank sitzen. Als er nach über
einer halben Stunde noch nicht zurück ist, mache ich mir Sorgen.
Mann fand keinen Supermarkt und wanderte in ein anderes Stadtviertel,
als er bepackt mit einem Wochenendeinkauf zurück wollte, gingen die
Schranken herunter und nicht wieder hoch. Eine geschlagene halbe
Stunde wartete er geduldig mit anderen Passanten. Ich unterdessen,
auf der Parkbank sitzend, bewache beide Rucksäcke und beobachte das
bunte Treiben auf der Piazza. Väter spielen mit ihren Söhnen
Fußball, Mamas zaubern ihren Töchtern Seifenblasen, Omas fahren die
Kinderwagen spazieren und Opas ? Ja, die stehen an der Schranke.
Der
Tag ist trotz des mächtigen Windes abwechslungsreich und kurzweilig,
weil es immer was Neues zu entdecken gibt. Und ab und zu gibt’s
auch Gelati. Da kann den restlichen Zähnen nicht viel passieren.
Aber
das letzte Stück hat es nochmals in sich. Nicht an Höhenmetern oder
Treppen, diesmal heißt es Asphalt treten, entlang an riesigen
Gewächshausanlagen, teils verottet, teils bewirtschaftet, die
hübschen Geranientöpfe sind vom Sturm alle umgeweht wurden und
Laster mit sechs Stockwerken Lavendeltöpfen beladen brausen an uns
vorbei.
Wir
haben uns heute auf einem Campingplatz angemeldet, ein Mobilhome soll
zur Verfügung stehen. Die Besitzer sind voll im Stress, die
Gastgeberin hat zu einem Benefizessen zugunsten eines
Kinderkrankenhauses in Genua eingeladen und wuselt herum. 12 Gäste,
meisten
Camper, haben sich angemeldet. Wir sollen auch kommen, um acht geht’s
los, in einem Zelt auf dem Campingplatz. Mein Mann wollte heute mal
für uns kochen und ist etwas enttäuscht, findet aber die Idee gut
und wir sagen zu. Dennoch fühlen wir uns deplatziert. Das Mobilhome
gibt es nicht, wir schlafen auf Feldbetten in der Küche. Geht schon
mal, die sind aber noch gar nicht gerichtet, da ja noch das
„Festessen“ vorbereitet wird. Und die Dusche ? Nachdem mein Mann
einen Blick in die Abstellkammer wirft, ist sein Kommentar: „Wie in
Nepal“, da hat er nicht ganz Unrecht. Was allerdings stört, Dusche
und Toilette sind nicht abschließbar, es ist eher ein großer
Abstellraum, in dem eine Unmenge an Scheuertüchern hängt. Ich
dusche trotzdem. Aber ein Waschbecken zum Zähne putzen oder zum
Rasieren sucht man umsonst. Erst nach mehreren Nachfragen können wir
die Feldbetten aufbauen, das wollte der Hausherr nach dem Dinner
machen, welches allerdings bis Mitternacht geht.
Wir
sind erschöpft, fühlen uns, obwohl von dem Benefizgedanken sehr
beeindruckt, etwas überrumpelt.
Das
Gekochte schmeckt gut, und kurz vor zwölf verabschieden wir uns. Die
kleine sechsjährige Tochter eines Camper- Ehepaares ist bereits am
Tisch eingeschlafen. Das ganze findet in einem Zelt statt, na ja, so
richtigen Benefizcharakter hat es nicht, ist aber eine sehr soziale
Geste.
Es
zieht, trotz langer Unterhosen ist mir kalt, wir sind müde und
erschöpft. Hinzu kommt, dass wir und vom Hausherren etwas herab
lassend behandelt fühlen. Warum wir nicht jetzt bis Santiago laufen,
hallo, wir müssen mal wieder arbeiten. Oh ja, und Frankreich, das
wird sehr teuer. Und ob wir auch ja den im Wanderführer angegebenen
Pfad laufen. Vielleicht bin ich jetzt auch etwas ungerecht, aber so
nehmen wir das wahr.
Noch
weit nach Mitternacht wuseln Mutter und Tochter in der Küche herum.
Um Kaffee für die Gäste zu machen, müssen sie jedes mal über die
Liegen steigen. Nachts kann ich nicht schlafen, das Feldbett ist
ausgelegen, ein Aggregat in der Küche springt laufend an, das grüne
Licht der Kaffeemaschine leuchtet mir in die Augen.
Erkenntnis
des Tages: „Nicht jeder Tag, der gut beginnt, endet auch
so.“
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