Samstag, 17. Mai 2014

Tag 15, 16.Mai 2014, San Mineato Basso - Gambassi Therme, 26 km


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16.05. von San Miniato Basso nach Chianni (Gambassi Terme), 26 km

Fraternita di Misericordia, Spende

Das Zimmer ist mäßig sauber, das Bad schmutzig, der Empfang war ziemlich barsch. Gestern Abend haben wir dann nach langem Suchen ein gutes Restaurant gefunden, das auch preislich im Limit war. Als wir zurückkamen, lag für jeden von uns eine Pilgerurkunde auf gutem Papier gedruckt auf dem Tisch, daneben eine Plastikröhre, in welcher man die Urkunde unbeschadet transportieren kann.
Man hat hier eben andere Prioritäten gesetzt. Im Gästebuch lese ich, dass Antonio, der Junge, der nach Assisi unterwegs ist, auch hier war.
Die Nacht ist nicht besonders erholsam, erst geht eine Ambulanz, dann zieht wohl doch noch jemand nebenan ein, dann machen die alten Leutchen so um zwei herum Lärm.
Um sechs sind wir schließlich wieder auf den Beinen, der Schlüssel wird ebenso barsch entgegen genommen wie er ausgehändigt wurde und die Offerta ist selbstverständlich.
Ein Café gleich nebenan wirbt mit einem Aufkleber in mehreren Sprachen, dass Pilger willkommen sind, hier gibt’s  Kaffee und Süßes. Dann brechen wir ins etwa 3 km entfernte und höher gelegene San Miniato Alto auf. Und das ist wieder ein kleines italienisches Städtchen mit einer Piazza mit Kirche, Alimentari, Bar und einem Tabakladen.
Vielleicht hätten wir doch gestern Abend nochmal alles geben und hier herauf steigen sollen.
Wir decken uns in Calenzano so wie es der Wanderführer empfiehlt mit Wasser ein, den Stempel gibt es obendrauf und ziehen weiter. Als wir die Straße verlassen, gibt es die erste Rast an einem neu errichteten Rastplatz mit Wasserstelle.
Da kommen zwei Wanderere die Straße hoch, mit Rucksack und Wanderstöcken, die kennen wir noch nicht. Es ist ein Paar vom Bodensee, seit Kurzem Rentner, und laufen jetzt wie die Bremer die Via Francigena bis Rom, nehmen mal Bus , mal Bahn. Sie sind am Bodensee losgelaufen. Da sie noch recht frisch und sauber ausschauen, nehme ich mal an, dass Bus und Bahn ihre häufigeren Fortbewegungsmittel waren.
Sie haben im Convent in San Miniato Alto übernachtet, der Mann schwärmt vom gemeinsamen Abendessen mit 5 Mönchen und den beiden Kreuzgängen. Dirtan war übrigens auch dort. Sie sind bis Fucecchio mit dem Bus gefahren und dann erst losgelaufen. Das war der Ort, in dem wir gestern vergeblich eine Pizzeria zu Mittag suchten. Da hatten wir schon zwei Drittel unserer Strecke hinter uns. Kein Kunststück, dass sie dann noch bis zum Convent Kraft hatten.
Kaum sind sie weg, kommt Dirtan vorbei, wir machen Smalltalk und er zieht weiter.
Wir sind heute also zu fünft unterwegs nach Chianni. Das heißt, zu dritt, denn die Bodensee-Pilger laufen bis zum Bahnhof nach Gambassi Terme, um mit dem Zug nach San Gimignano zu fahren.
Es wird ein Wandertag, bei dem es fast nur über Wald- und Wiesenwege geht. Abkürzung ist nicht drin, denn man quert nur Straßen. Wehe dem, der hier bei heißen Temperaturen ohne Wasser unterwegs ist.
Es wird toskanischer, aber man kann immer noch die schneebedeckten Gipfel des Apennins erkennen. Der Weg wird lang und wir machen oft Pause, um zu trinken und die durchschwitzen Shirts in der Sonne trocknen zu lassen.
Die Wasserstelle in Pillo kommt gerade recht. Ab hier zählen wir die Kilometer. Und im Ostello Sigerico in Chianni angekommen, lassen wir uns auf die Stühle im Hof fallen und werfen die Rucksäcke ab. Die Begrüßung ist sehr herzlich, mein Mann begeistert vom Zimmer und ich davon, dass es heute Abend Dinner gibt, es wird für die Pilger gekocht.
Und wessen Eintrag entdecke ich im Gästebuch? Johanna war vor zwei Tagen hier. Laura, die junge Betreuerin der Herberge, bittet mich, ihren Eintrag zu übersetzen und erklärt , dass Johanne noch einen anderen Deutschen und die beiden Italiener Marco und Luca im Schlepptau hatte.
Sie haben es tatsächlich geschafft, zwei Tage aufzuholen, um pünktlich in Rom zu sein.
Antonio auf seinem Weg nach Assisi war auch hier.
Nach dem Duschen sitze ich im Hof, um die Haare zu trocken und Laura bringt mir ein großes kaltes Bier, dass tut gut. Lothar kommt hinzu, hat mich des Bieres wegen als Deutsche erkannt und wir reden. Er ist aus Tübingen, macht drei Wochen Urlaub, ist in Pisa aus dem Flieger gestiegen und einfach losgelaufen, in welchen Orten er schon war, weiß er nicht so genau, er läuft eben und will in drei Wochen in Rom sein.
Dann kommt auch noch Luca hinzu, ein junger Italiener, der in Rom gestartet ist und über Turin und Arles nach Santiago läuft, vier Monate hat er eingeplant. Danach geht er nach Lissabon und will in Portugal bleiben.
Keine Frage, Dirtan ist auch schon da und die fröhliche Runde wird durch ein Dreiergespann, bestehend aus einem italienischen Paar und einer Amerikanerin, ergänzt. Wir dachten auf der heutigen Mammutstrecke haben uns alle überholt, aber nach uns waren noch Silvia, Piere und Mary unterwegs. Sie müssen erst mal nach Gambassi Terme in die Apotheke und Laura wird sie fahren, deshalb wirft die junge Frau die Frage in die Runde, ob denn noch jemand etwas aus der Pharmazia bräuchte und ich erkläre ihr, dass seit Fidenza der Rucksack meines Mannes eine wandelnde Apotheke sei. Spaß beiseite, Aspirin plus C ist nicht mehr nötig.

So sitzen also acht Pilger und vier Nationalitäten beim Abendessen. Zuerst gibt es für jeden einen großen Teller Nudeln, danach Weißbrot mit Bohnen und eine toskanischen Wurst, anschließenden Obst und Vin Santo mit Cantuccinis.
Entsprechend positiv fällt dann auch mein Gästebucheintrag aus. Ich erzähle Laura von den nicht immer ganz sauberen Unterkünften und dass uns seit langem keine so tolle Gastfreundschaft entgegen gebracht wurde.
Nach dem Abend essen sind alle schnell in ihren Zimmern verschwunden. Luca geht morgen nach San Miniato, will noch von uns wissen, wie die Strecke am Cisa-Pass ist und verspricht mir, Fausto im Ostello della Cisa liebe Grüße  from Kristin with the dog auszurichten und ich muss ihm die Story erzählen.
Lothar sieht alles locker, geht morgen soweit er kommt und dass Dreigespann macht eine Dreitagestour VF und will bis Colle di Val d Elsa, weil Mary wieder nach Kalifornien zurück muss. Nach dem Vin Santo lädt sie uns alle nach San Francisco ein, um den Pazifiktrail zu laufen.




Erkenntnis des Tages:  Geheimtipp – Ostello Sigerico in Chianni.



San Mineato Alto

Viele Wegweiser nach Rom (und Assisi)



oder nach Monaco

hier geht es nach Gambassi Terme
 auf dem Weg

ein sauberes Zimmer im Ostello Sigerico in Chianni

8 Pilger - 4 Nationen

Sonnenuntergang über Gambassi Terme


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