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06.05. vom Ostello della Cisa – Passo di Cisa – nach
Pontremoli, 24,5 km,
Ostello della Cisa, 16,- € Ü, 13,- € Abendessen, 3,- € F p.P.
Nachdem sich die Familie der Herbergseltern
verabschiedete, sie leben in Berceto, sind wir drei allein in dem großen Haus.
Wir sitzen noch lange mit Christian zusammen und erzählen.
Er berichtet, wie ihn der Fährmann am Po zwei Tage warten
ließ und er in Orio Litta eine Zwangspause einlegen musste bis er dann am
folgenden Tag mit einem italienischen Pilger
über geholt wurde. Ähnliches berichtete auch das Bremer Ehepaar. Erst
nach mehrmaligen Reklamationen der Barfrau in Corte Sant Andrea kam der
Fährmann, es gab auch keinen Stempel und keine Präsentation seiner Statistik
wie bei uns im letzten Jahr. Nach den Berichten glaube ich, dass er die
Bemerkung im Rother Wanderführer übel genommen hat und die deutschen Pilger
jetzt dafür weniger zuvorkommend behandelt werden. Allerdings ist er einer der
Wenigen, bei dem die Preisangaben aus dem Wanderführer noch stimmen, denn nach
wie vor kostet die Überfahrt 10 Euro, außer im Ostello Cassio müssen alle
Unterkunftstpreise nach oben hin korrigiert werden, jedenfalls in den Herbergen,
in denen wir waren.
Das Ostello ist sehr groß, so dass heute Christian einen Schlafsaal
für sich und wir einen Schlafsaal für
uns haben. Gegen die Kälte in den Räumen kann man sich mit dicken Daunendecken
schützen.
Und nachdem wir alle wieder beisammen sind, fallen wir in
einen tiefen und festen Schlaf. Um sechs heißt es wieder aufstehen. Frühstück
wie immer Selfservice, Katharina hat Zwieback, Milch, Tee und Kaffee
hingestellt und es gibt einen Wasserkocher. Das Frühstück dauert demnach nicht
lange und 8.30 Uhr stehen wir am Schild „Passo della Cisa“. Die Sonne lacht, es
ist aber noch recht kalt hier oben auf 1ooo m.
Kurz hinter dem Schild erreicht man ein paar Häuser, der Alimentari
hat noch geschlossen, der Souvenirladen hat noch geschlossen, die Bar öffnet gerade.
Hier bekommen wir neben einem heißen Kaffee auch den Stempel für den Pilgerpass.
Wir steigen hoch zur Kapelle, die sehr schön ist und von
wo aus man einen herrlichen Blick auf den noch schneebedeckten 1.8oo m hohen
Monte Orasio hat und der uns seit Sivizzano begleitet. Bei der Wanderung kommt
man dem Gipfel immer näher, liegt er doch im toskanischen Teil des Apennins.
Kurz hinter der Bar, so erklärt uns die Barfrau, verläuft
dann auch die Grenze zwischen Emilia Romana und Toskana.
Die Jungs betrachten sich den hinter der Kapelle
beginnenden Wanderweg und entscheiden sich für die SS 62. Niemand hat heute
Lust auf Kraxelei und Umwege.
Man blickt auf die A15, die von Parma nach La Spezia
verläuft und die wir heute ab und zu überqueren.
Die Frau berichtete, dass der Pilgerstrom momentan
stagniert, die meisten kämen im Frühjahr und im Herbst, im Juli und August sei
es zu warm hier oben und dass die SS 62 vorwiegend von Bikern genutzt wird.
Tatsächlich zähle ich auf der Straße bis zum Passo de Righetto einen italienischen
Reisebus, eine Handvoll Autos und zwei Motorräder.
Am Aussichtspunkt angekommen genießt man einen letzten
Blick aus dieser Höhe auf die Berge und das viele Grün. Ich hätte nicht
gedacht, dass der Apennin sich über diese weite Fläche erstreckt. Eine Wanderung
hier oben steht einer Alpenüberquerung in nichts nach.
Gerade als wir uns entschließen, den nun doch wie der
Wanderführer berichtet „kernigen Abstieg“ in Angriff zu nehmen, kommt ein
älterer Herr auf uns zu und meint, nein, nein, hier ginge es nicht nach
Pontremoli, er weiß offensichtlich nicht, das man mittlerweile die Abstiege
markiert hat. Wir zeigen ihm die Karte und sind ihm für den Tipp, über
Montelungo nach Groppoli zu gehen sehr dankbar.
Hier führte ursprünglich die VF lang und das kleine
Dörfchen Montelungo mit Montelungo Inferiore scheinen aus einer anderen Zeit zu
sein.
Schnell ist das Dorf erreicht, man kommt zunächst an der
verlassenen Terme di Montelungo vorbei, hier führt bereits ein kleiner
gepflasterter Weg zur Bar, die kleine Kirche ist sehr schön und ursprünglich.
Meist wohnen aber nur noch Ältere in den Dörfern, viele Häuschen stehen leer.
Aber die Menschen begrüßen Pilger sehr offenherzig, wollen immer wissen, ob man
bis Rom geht, ob man von Bercoto kommt, dann rufen sie „Complimenti!“, das ist
auch mal schön zu hören und tut gut.
Kurz hinter Montelungo überqueren wir die Autonbahn und
nehmen einen breiten Weg Richtung Cavezzana d Antena. Fröhlich schnatternd
gehen wir drei nebeneinander als wir abrupt bremsen, eine ca. eine Meter lange grüne glitschige Schlange versperrt
den Weg. Vorsichtig und ganz langsam weichen wir zurück als sie ihren Kopf hebt
und im Gras verschwindet. Starr vor Schreck fällt niemandem von uns ein, sein Handy
für ein Foto zu zücken. Ich kann es also nicht beweisen, aber es ist so
passiert. Mein Mann, Sohn eines Zoohändlers, meint es war eine Sandnatter,
später goggeln wir und meinen, eine Zorn-oder Würfelnatter muss uns den Weg
versperrt haben.
Während er zügig und unerschrocken weitermarschiert,
gehen Christian und ich jetzt doch etwas ängstlich mitten auf dem Weg und
schauen ab und zu ins Gras.
Nur gut, dass wir nicht allein waren, ich hätte wahrscheinlich
mit den Wanderstöcken zugeschlagen, wer weiß denn schon, das Würfelnattern
unter Naturschutz stehen.
In Groppoli haben wir uns vom Schreck erholt und lassen
das eine halbe Stunde zuvor am Brunnen in Cavazzena gezapfte Wasser in uns
hinein laufen. Es ist sehr warm geworden. Da kommt uns ein älterer Bauer
entgegen und obwohl niemand von uns italienisch spricht, verstehen wir doch,
dass er uns zum Wein einladen möchte, wir verneinen. Wir erzählen, das wir
deutsche Pilger sind und ein Redeschwall ergießt sich über uns, den er salutierend
mit erhobenem Arm und den worten „Nix verstehen, Heil Hitler!“ beendet.
Christian erzählt uns, dass er in Felegara in einem Hotel
übernachtete und von den Herbergsleuten gebeten wurde, den 1. Mai bei ihnen zu
verbringen. Man zeigte ihm dann Bunkeranlagen und der Wirt präsentierte voller Stolz
einen Mussolini-Kalender von 2014.
Wir ziehen weiter ohne Wein und jeder seinen Gedanken
nachhängend und die letzten 8 km wollen und wollen kein Ende nehmen. Alle drei
sind wir froh, nicht den Wanderweg genommen zu haben, denn wenn wir uns die
gegenüberliegen Hänge betrachten, muss es ein mächtiges Auf und Ab sein. Zwischen
der Straße und den Berghängen fließt der Fluss Magra.
Als wir endlich gegen halb vier Pontremoli erreichen,
wird es sehr windig und die Sonne wird von dunklen Wolken verdeckt. Das Tourismusbüro hat nur freitags und am
Wochenende geöffnet, den Stempel bekommen wir aber auch im Museum. Das heißt
Christian und ich, mein Mann verschwindet in der erstbesten Gelateria. Gegönnt
sie es ihm.
Wir verbschieden uns von Christian, er nimmt den Zug ans Meer,
um pünktlich in Rom anzukommen. Schade.
Angekommen im B&B schalten wir die Heizung ein,
duschen und machen es uns gemütlich, leider gibt es wieder kein Wifi, aber ein Internetcafé.
Nach 6 Pilgerjahren haben wir endlich dazu gelernt, es
gibt einen Ruhetag
Aber bevor wir in die Betten fallen, wird die
Waschmaschine getestet.
Erkenntnis des Tages: Keine Angst vor grün/braunen Schlangen.
am Passo
unten die A15
Kappelle am Passo della Cisa
dahinter beginnt der VF Wanderweg
Passo di Righetto
Rast in Montelungo
dieses idyllische Örtchen durchquert man, wenn man der kaum befahrenen Straße folgt
Cavezzana d Antena
Geschafft !
Hey Ihr beiden,
AntwortenLöschenwie schön, eure Berichte zu lesen und prima, dass es euch gut geht!
Kerstin: Die Sache mit dem Hundchen - das könnte ich gewesen sein :-)
Hoffe, ihr bleibt auf den nächsten Etappen von solchen Aufregungen, von weiteren Erkältungen und von schlechtem Wetter verschont!
Haltet die Ohren steif!
Andrea (die euch auf den Fersen ist ... ;-))