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16.05. von San
Miniato Basso nach Chianni (Gambassi Terme), 26 km
Fraternita di Misericordia, Spende
Das Zimmer ist mäßig sauber, das Bad schmutzig, der
Empfang war ziemlich barsch. Gestern Abend haben wir dann nach langem Suchen
ein gutes Restaurant gefunden, das auch preislich im Limit war. Als wir
zurückkamen, lag für jeden von uns eine Pilgerurkunde auf gutem Papier gedruckt
auf dem Tisch, daneben eine Plastikröhre, in welcher man die Urkunde
unbeschadet transportieren kann.
Man hat hier eben andere Prioritäten gesetzt. Im Gästebuch lese
ich, dass Antonio, der Junge, der nach Assisi unterwegs ist, auch hier war.
Die Nacht ist nicht besonders erholsam, erst geht eine
Ambulanz, dann zieht wohl doch noch jemand nebenan ein, dann machen die alten
Leutchen so um zwei herum Lärm.
Um sechs sind wir schließlich wieder auf den Beinen, der
Schlüssel wird ebenso barsch entgegen genommen wie er ausgehändigt wurde und
die Offerta ist selbstverständlich.
Ein Café gleich nebenan wirbt mit einem Aufkleber in
mehreren Sprachen, dass Pilger willkommen sind, hier gibt’s Kaffee und Süßes. Dann brechen wir ins etwa 3
km entfernte und höher gelegene San Miniato Alto auf. Und das ist wieder ein kleines
italienisches Städtchen mit einer Piazza mit Kirche, Alimentari, Bar und einem Tabakladen.
Vielleicht hätten wir doch gestern Abend nochmal alles
geben und hier herauf steigen sollen.
Wir decken uns in Calenzano so wie es der Wanderführer empfiehlt
mit Wasser ein, den Stempel gibt es obendrauf und ziehen weiter. Als wir die
Straße verlassen, gibt es die erste Rast an einem neu errichteten Rastplatz mit
Wasserstelle.
Da kommen zwei Wanderere die Straße hoch, mit Rucksack
und Wanderstöcken, die kennen wir noch nicht. Es ist ein Paar vom Bodensee, seit
Kurzem Rentner, und laufen jetzt wie die Bremer die Via Francigena bis Rom, nehmen
mal Bus , mal Bahn. Sie sind am Bodensee losgelaufen. Da sie noch recht frisch
und sauber ausschauen, nehme ich mal an, dass Bus und Bahn ihre häufigeren Fortbewegungsmittel
waren.
Sie haben im Convent in San Miniato Alto übernachtet, der
Mann schwärmt vom gemeinsamen Abendessen mit 5 Mönchen und den beiden Kreuzgängen.
Dirtan war übrigens auch dort. Sie sind bis Fucecchio mit dem Bus gefahren und
dann erst losgelaufen. Das war der Ort, in dem wir gestern vergeblich eine
Pizzeria zu Mittag suchten. Da hatten wir schon zwei Drittel unserer Strecke hinter
uns. Kein Kunststück, dass sie dann noch bis zum Convent Kraft hatten.
Kaum sind sie weg, kommt Dirtan vorbei, wir machen
Smalltalk und er zieht weiter.
Wir sind heute also zu fünft unterwegs nach Chianni. Das
heißt, zu dritt, denn die Bodensee-Pilger laufen bis zum Bahnhof nach Gambassi Terme,
um mit dem Zug nach San Gimignano zu fahren.
Es wird ein Wandertag, bei dem es fast nur über Wald- und
Wiesenwege geht. Abkürzung ist nicht drin, denn man quert nur Straßen. Wehe
dem, der hier bei heißen Temperaturen ohne Wasser unterwegs ist.
Es wird toskanischer, aber man kann immer noch die schneebedeckten
Gipfel des Apennins erkennen. Der Weg wird lang und wir machen oft Pause, um zu
trinken und die durchschwitzen Shirts in der Sonne trocknen zu lassen.
Die Wasserstelle in Pillo kommt gerade recht. Ab hier
zählen wir die Kilometer. Und im Ostello Sigerico in Chianni angekommen, lassen
wir uns auf die Stühle im Hof fallen und werfen die Rucksäcke ab. Die Begrüßung
ist sehr herzlich, mein Mann begeistert vom Zimmer und ich davon, dass es heute
Abend Dinner gibt, es wird für die Pilger gekocht.
Und wessen Eintrag entdecke ich im Gästebuch? Johanna war
vor zwei Tagen hier. Laura, die junge Betreuerin der Herberge, bittet mich,
ihren Eintrag zu übersetzen und erklärt , dass Johanne noch einen anderen
Deutschen und die beiden Italiener Marco und Luca im Schlepptau hatte.
Sie haben es tatsächlich geschafft, zwei Tage
aufzuholen, um pünktlich in Rom zu sein.
Antonio auf seinem Weg nach Assisi war auch hier.
Nach dem Duschen sitze ich im Hof, um die Haare zu
trocken und Laura bringt mir ein großes kaltes Bier, dass tut gut. Lothar kommt
hinzu, hat mich des Bieres wegen als Deutsche erkannt und wir reden. Er ist aus
Tübingen, macht drei Wochen Urlaub, ist in Pisa aus dem Flieger gestiegen und
einfach losgelaufen, in welchen Orten er schon war, weiß er nicht so genau, er
läuft eben und will in drei Wochen in Rom sein.
Dann kommt auch noch Luca hinzu, ein junger Italiener,
der in Rom gestartet ist und über Turin und Arles nach Santiago läuft, vier Monate
hat er eingeplant. Danach geht er nach Lissabon und will in Portugal bleiben.
Keine Frage, Dirtan ist auch schon da und die fröhliche
Runde wird durch ein Dreiergespann, bestehend aus einem italienischen Paar und
einer Amerikanerin, ergänzt. Wir dachten auf der heutigen Mammutstrecke haben
uns alle überholt, aber nach uns waren noch Silvia, Piere und Mary unterwegs. Sie
müssen erst mal nach Gambassi Terme in die Apotheke und Laura wird sie fahren,
deshalb wirft die junge Frau die Frage in die Runde, ob denn noch jemand etwas
aus der Pharmazia bräuchte und ich erkläre ihr, dass seit Fidenza der Rucksack
meines Mannes eine wandelnde Apotheke sei. Spaß beiseite, Aspirin plus C ist
nicht mehr nötig.
So sitzen also acht Pilger und vier Nationalitäten beim Abendessen.
Zuerst gibt es für jeden einen großen Teller Nudeln, danach Weißbrot mit Bohnen
und eine toskanischen Wurst, anschließenden Obst und Vin Santo mit
Cantuccinis.
Entsprechend positiv fällt dann auch mein Gästebucheintrag
aus. Ich erzähle Laura von den nicht immer ganz sauberen Unterkünften und dass
uns seit langem keine so tolle Gastfreundschaft entgegen gebracht wurde.
Nach dem Abend essen sind alle schnell in ihren Zimmern
verschwunden. Luca geht morgen nach San Miniato, will noch von uns wissen, wie
die Strecke am Cisa-Pass ist und verspricht mir, Fausto im Ostello della Cisa
liebe Grüße from Kristin with the dog
auszurichten und ich muss ihm die Story erzählen.
Lothar sieht alles locker, geht morgen soweit er kommt
und dass Dreigespann macht eine Dreitagestour VF und will bis Colle di Val d
Elsa, weil Mary wieder nach Kalifornien zurück muss. Nach dem Vin Santo lädt
sie uns alle nach San Francisco ein, um den Pazifiktrail zu laufen.
Erkenntnis
des Tages: Geheimtipp – Ostello Sigerico
in Chianni.
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