Mittwoch, 14. Mai 2014

Tag 13, 14. Mai 2014, Lucca - Altopascio, 18 km


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14.05. von Lucca nach Altopascio,  20 km

Ostello San Frediano, 68,-Euro / DZ

Nach dem Motto „Der frühe Vogel kann mich mal“ lassen wir den Wecker heute Morgen um fünf klingeln, lassen ihn um sechs klingeln und schälen uns gegen sieben aus den Federn.
In der Nacht spielte mein Kreislauf etwas verrückt, heute Morgen ist es meinem Mann übel. Wir müssen eben immer ordentlich essen und viel mehr trinken. Mit diesem Vorsatz lassen wir zum Frühstück erst einmal alles, was das Buffet hergibt, in uns hineinlaufen, Wasser, Saft, Kaffee, Milch.
Gestern war hier unten mächtig was los, Horden von Jugendlichen hatten das Buffet leer geräumt. Das erklärte auch, weshalb wir statt einem günstigen Bett im Mehrbettzimmer mit einem Doppelzimmer vorlieb nehmen mussten. Die Teenies sind gestern abgereist und wir sind fast allein im Speisesaal. Neben uns am Tisch sitzt ein kanadischer Pilger aus Montreal. Er war schon in Santiago und Assisi und morgen startet er nach Rom.
Über die Piazza Anfiteatro nehmen wir den Weg zur Porta Elisa. Der Platz ist noch menschenleer, in zwei Stunden sieht es anders aus, dann wird hier wieder ein Stimmengewirr in allen Sprachen zu hören sein.
Man verlässt Lucca nicht ganz so zeitintensiv wie man es betritt, dennoch dauert es, bis man die eigentliche Stadtgrenze erreicht.
Der Himmel ist wolkenlos und es ist der allererste Wandertag, den wir von Anfang bis Ende kurzärmelig gehen.
Der Weg an sich ist etwas eintönig und trist, der Fotoapparat bleibt in der Tasche.
Lediglich ein Militärflugzeug, das beständig  Runden über uns dreht und in regelmäßigen Abständen je vier Fallschirmspringer abwirft, zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich.
Heute gehen wir immer nach Wegweiser. Fast immer. Denn schnell ist Cappanori erreicht und ein  Mann erklärt uns am letzten Wegweiser, das man von hier aus auch auf einem Wiesenweg nach Porcari laufen kann. Den nehmen wir und er geht genau zwischen der Straße mit dem vielen Verkehr und dem ausgeschilderten Weg entlang. Man erreicht einen Kreisverkehr vor einem großen Einkaufszentrum am Eingang von Porcari. Beide Städtchen sind zwar nicht wie Lucca oder Sarzana, man hat sie schnell durchlaufen, sie sind aber übersichtlich und sauber. In Cappanori gehen wir an einem großen Kindergarten vorbei und es sieht goldig aus, wie alle kleinen Mädchen in rosa und alle  Buben in hellblauen Schürzchen rumtoben.
Mein  Mann hat Sehnsucht nach dem Enkelchen und schaut sich immer öfters Fotos auf dem Handy an.  Sicher finden Oma und Opa dann auch noch im Bimbanbino-Geschäfterl etwas für sie, denn zwei Tage nach unserer Rückreise wird sie zwei.
Zum Muttertag hatten sie etwas für mich gebastelt und ans Ostello in Lucca geschickt. Leider war der Brief bis heute Morgen nicht angekommen, der nette Rezeptionist hat mir aber versprochen, den Brief nach Deutschland nach zu schicken.
In Porcari steige ich hinauf zur Kirche und von hier oben hat man wirklich einen herrliche Blick auf die umliegenden Berge, die man heute wunderbar sehen kann. Es dauert etwas bis ich Don Americo finde, der mir den Pilgerpass abstempelt und zum Schluss noch einen rosa gehäkelten Rosenkranz schenkt.
Es ist Mittag und der Vorsatz steht, es wird etwas gegessen. In einer kleine Osteria mit Terrasse, auf der viele junge Leute gerade Mittag essen, verzehren wir jeder eine große Portion Nudeln mit Salat und auch der Litro Wasser ist schnell ausgetrunken.
Ein Mann geht schnellen Schrittes vorbei, trägt einen großen Rucksack und ich vermute mal, dass es auch ein Pilger ist, der nach Altopascio will.
Heute sind es nur 18 km ohne Höhenunterschiede, deshalb lassen wir uns auch darauf ein, den Weg über die Abbazia di Pozzeveri zu nehmen, ein altes verlassenes Kloster, das einmal Pilgern Unterkunft gewährte.
Von Altopascio ist man zunächst entäuscht. Man betritt die Stadt über kaputte Straßen und Gehwege. Sehr viel Verkehr strömt hindurch. Müll liegt am Straßenrand.
Den Schlüssel bekommen wir in der Bibliothek und Valentina, die Mitarbeiterin, führt uns ins Ostello per Pellegrini. Es befindet sich in der Kommunalverwaltung und man hat in der oberen Etage drei Zimmer mit je fünf Feldbetten und eine Dusche und Toiletten eingerichtet. Verlangt wird eine Spende. Man muss es den städtischen  Verwaltungen hoch anrechnen, wenn man bereit ist, für durchziehende Pilger so etwas zu schaffen und vor allem auch zu unterhalten. Also, danke liebe Stadtväter.
Bevor unten geschlossen wird, komt noch der Hausmeister und zählt die Pilger.
Den Schlüssel sollen wir morgen früh unter der Bibliothekstür durchschieben.
Auf dem Gang begegnet mir dann humpelnd der Pilger, den wir in Porcari beobachteten. Es ist Dirtan aus Dublin. Er ist gestern in Pisa gelandet, hat den Zug nach Lucca genommen und das war heute sein erster Pilgertag.
Der junge Ire hat den zweiten Raum für sich, bei uns hätte er auch gar keinen  Platz mehr, denn der Inhalt unserer beiden Rucksäcke ist auf vier Liegen verteilt.
Eine Küche gibt es nicht, aber eine Art Aufenthaltsraum, wir essen Brot und Käse und gönnen uns drei Büchsen Bier. Die dritte war eigentlich für Dirten gedacht, der sitzt aber auf den Kirchenstufen und genießt die Abendsonne.
Nach einem abendlichen Streifzug durch die Stadt entdecken wir dann auch das hübsche Altopascio mit einer kleinen Piazza. Die Restaurants haben leider geschlossen.
Im Pilgerpass prangt jetzt ein riesengroßer Stempel mit dem Siglio del Maestro Generale die Cavalieri del Tau, denn Altopascio war Sitz der Tau-Ritter und an einigen Häusern kann man noch das Tau-Kreuz erkennen.
Morgen soll es dann nach San Miniato Basso gehen.
Buona Notte.

Erkenntnis des Tages:  Manchmal sind es eben "keine besonderen Vorkommnisse"!



 Piazza Anfiteatro am Morgen

San Frediano am Morgen

Auszug aus Lucca
Porcari am Mittag

Altopascio am Abend

zwei Pilger - vier Liegen

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