View Larger Map
In Google Maps ansehen, hinein zoomen = unser Streckenverlauf !
14.05. von Lucca nach Altopascio, 20 km
Ostello San Frediano, 68,-Euro / DZ
Nach dem Motto „Der frühe Vogel kann mich mal“ lassen wir
den Wecker heute Morgen um fünf klingeln, lassen ihn um sechs klingeln und
schälen uns gegen sieben aus den Federn.
In der Nacht spielte mein Kreislauf etwas verrückt,
heute Morgen ist es meinem Mann übel. Wir müssen eben immer ordentlich essen
und viel mehr trinken. Mit diesem Vorsatz lassen wir zum Frühstück erst einmal
alles, was das Buffet hergibt, in uns hineinlaufen, Wasser, Saft, Kaffee, Milch.
Gestern war hier unten mächtig was los, Horden von
Jugendlichen hatten das Buffet leer geräumt. Das erklärte auch, weshalb wir statt
einem günstigen Bett im Mehrbettzimmer mit einem Doppelzimmer vorlieb nehmen
mussten. Die Teenies sind gestern abgereist und wir sind fast allein im
Speisesaal. Neben uns am Tisch sitzt ein kanadischer Pilger aus Montreal. Er
war schon in Santiago und Assisi und morgen startet er nach Rom.
Über die Piazza Anfiteatro nehmen wir den Weg zur Porta
Elisa. Der Platz ist noch menschenleer, in zwei Stunden sieht es anders aus,
dann wird hier wieder ein Stimmengewirr in allen Sprachen zu hören sein.
Man verlässt Lucca nicht ganz so zeitintensiv wie man es
betritt, dennoch dauert es, bis man die eigentliche Stadtgrenze erreicht.
Der Himmel ist wolkenlos und es ist der allererste Wandertag,
den wir von Anfang bis Ende kurzärmelig gehen.
Der Weg an sich ist etwas eintönig und trist, der
Fotoapparat bleibt in der Tasche.
Lediglich ein Militärflugzeug, das beständig Runden über uns dreht und in regelmäßigen Abständen
je vier Fallschirmspringer abwirft, zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich.
Heute gehen wir immer nach Wegweiser. Fast immer. Denn schnell
ist Cappanori erreicht und ein Mann
erklärt uns am letzten Wegweiser, das man von hier aus auch auf einem Wiesenweg
nach Porcari laufen kann. Den nehmen wir und er geht genau zwischen der Straße
mit dem vielen Verkehr und dem ausgeschilderten Weg entlang. Man erreicht einen
Kreisverkehr vor einem großen Einkaufszentrum am Eingang von Porcari. Beide
Städtchen sind zwar nicht wie Lucca oder Sarzana, man hat sie schnell
durchlaufen, sie sind aber übersichtlich und sauber. In Cappanori gehen wir an
einem großen Kindergarten vorbei und es sieht goldig aus, wie alle kleinen
Mädchen in rosa und alle Buben in
hellblauen Schürzchen rumtoben.
Mein Mann hat
Sehnsucht nach dem Enkelchen und schaut sich immer öfters Fotos auf dem Handy
an. Sicher finden Oma und Opa dann auch
noch im Bimbanbino-Geschäfterl etwas für sie, denn zwei Tage nach unserer
Rückreise wird sie zwei.
Zum Muttertag hatten sie etwas für mich gebastelt und ans
Ostello in Lucca geschickt. Leider war der Brief bis heute Morgen nicht
angekommen, der nette Rezeptionist hat mir aber versprochen, den Brief nach Deutschland
nach zu schicken.
In Porcari steige ich hinauf zur Kirche und von hier oben
hat man wirklich einen herrliche Blick auf die umliegenden Berge, die man heute
wunderbar sehen kann. Es dauert etwas bis ich Don Americo finde, der mir den
Pilgerpass abstempelt und zum Schluss noch einen rosa gehäkelten Rosenkranz
schenkt.
Es ist Mittag und der Vorsatz steht, es wird etwas
gegessen. In einer kleine Osteria mit Terrasse, auf der viele junge Leute gerade
Mittag essen, verzehren wir jeder eine große Portion Nudeln mit Salat und auch
der Litro Wasser ist schnell ausgetrunken.
Ein Mann geht schnellen Schrittes vorbei, trägt einen
großen Rucksack und ich vermute mal, dass es auch ein Pilger ist, der nach
Altopascio will.
Heute sind es nur 18 km ohne Höhenunterschiede, deshalb
lassen wir uns auch darauf ein, den Weg über die Abbazia di Pozzeveri zu nehmen,
ein altes verlassenes Kloster, das einmal Pilgern Unterkunft gewährte.
Von Altopascio ist man zunächst entäuscht. Man betritt
die Stadt über kaputte Straßen und Gehwege. Sehr viel Verkehr strömt hindurch.
Müll liegt am Straßenrand.
Den Schlüssel bekommen wir in der Bibliothek und
Valentina, die Mitarbeiterin, führt uns ins Ostello per Pellegrini. Es befindet
sich in der Kommunalverwaltung und man hat in der oberen Etage drei Zimmer mit
je fünf Feldbetten und eine Dusche und Toiletten eingerichtet. Verlangt wird
eine Spende. Man muss es den städtischen
Verwaltungen hoch anrechnen, wenn man bereit ist, für durchziehende
Pilger so etwas zu schaffen und vor allem auch zu unterhalten. Also, danke liebe
Stadtväter.
Bevor unten geschlossen wird, komt noch der Hausmeister
und zählt die Pilger.
Den Schlüssel sollen wir morgen früh unter der
Bibliothekstür durchschieben.
Auf dem Gang begegnet mir dann humpelnd der Pilger, den
wir in Porcari beobachteten. Es ist Dirtan aus Dublin. Er ist gestern in Pisa gelandet,
hat den Zug nach Lucca genommen und das war heute sein erster Pilgertag.
Der junge Ire hat den zweiten Raum für sich, bei uns
hätte er auch gar keinen Platz mehr,
denn der Inhalt unserer beiden Rucksäcke ist auf vier Liegen verteilt.
Eine Küche gibt es nicht, aber eine Art Aufenthaltsraum,
wir essen Brot und Käse und gönnen uns drei Büchsen Bier. Die dritte war
eigentlich für Dirten gedacht, der sitzt aber auf den Kirchenstufen und genießt
die Abendsonne.
Nach einem abendlichen Streifzug durch die Stadt
entdecken wir dann auch das hübsche Altopascio mit einer kleinen Piazza. Die
Restaurants haben leider geschlossen.
Im Pilgerpass prangt jetzt ein riesengroßer Stempel mit
dem Siglio del Maestro Generale die Cavalieri del Tau, denn Altopascio war Sitz
der Tau-Ritter und an einigen Häusern kann man noch das Tau-Kreuz erkennen.
Morgen soll es dann nach San Miniato Basso gehen.
Buona Notte.
Erkenntnis
des Tages: Manchmal sind es eben "keine besonderen Vorkommnisse"!
Piazza Anfiteatro am Morgen
San Frediano am Morgen
Auszug aus Lucca
Porcari am Mittag
Altopascio am Abend
zwei Pilger - vier Liegen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen