Dienstag, 9. Mai 2017

Tag11, 08.05.2017, von Fontisterni nach Florenz


08.05.2017, von Fontisterni  nach Florenz 34 km

Podere Fattoio, in Fontisterni, 120,- Euro FeWo, HP

Schade, dass man abends noch nicht draußen sitzen kann, denn es ist eine herrliche Anlage mit vielen Terrassen.


Im Haupthaus ist ein deutscher Pilger und in einer weiteren Ferienwohnung eine junge Holländerin untergebracht. Denen begegnen wir erst zum Frühstück. Das wird im Hauptgebäude serviert und ist das beste, was uns auf diesem Weg dar geboten wird. Tiziana hat zunächst für jeden Omelett zubereitet, es gibt Wurst, Käse, Vollkorntoast, Honig, Marmelade, verschiedene Jogurt und Obst. Sie gibt sich viel Mühe, um ihre Gäste, meist Pilger, zu versorgen und es macht ihr sichtlich Spaß.



Mein Mann sagt, dass man hier eigentlich länger bleiben müsste und ich überlege kurz, uns noch für eine Nacht anzumelden, theoretisch könnte man bis Florenz laufen und von dort mit dem Zug nach S. Ellero zurück fahren, herauf laufen und eine weitere Nacht hier bleiben. Der Kamin gab gut Wärme ab und wir schlummerten zufrieden auf der Empore.

Gegen acht ziehen wir los. Es geht zunächst nach S. Ellero, wir überlegen, so wie im Wanderführe geraten, eine Station (3min) den Zug bis Rignano zu nehmen. Es ist Montag, die Pendler sind bereits unterwegs, morgendliche Verkehr eben. Da es aber einen neuen Fußweg aus dem Ort heraus gibt, laufen wir. Lediglich 2 km geht es auf einem Seitenstreifen der SR entlang, man überquert den Arno und ist bereits im nächsten Ort.


Hier wird gerade der Wochenmarkt aufgebaut und hinter einer der Buden versteckt entdecken wir eine Bar.


Wir können erstmals wieder seit Lama Frühstückspause in einer Bar machen. Auf diesem Abschnitt des Franziskusweges hält sich die Infrastruktur sehr in Grenzen. Man startet morgens, geht vielleicht mal durch kleine verlassen wirkende Dörfchen oder streift einzelne Gehöfte,  ab und zu ist auch noch an herunter gelassenen Jalousien zu erahnen, dass hier mal ein Laden oder eine Bar existiert haben muss. Na ja, kein Wunder, wenn überall solch lockere Verhältnisse wie in der Selbstbedienungs-Bar in Biforco herrschten, muss man ja irgendwann mal pleite gehen, obwohl hier gleichzeitig das Dorfleben noch funktionierte und die Welt uns noch in Ordnung erschien.

Also Cappuccini, ein bisschen Leute gucken und weiter geht’s. Zunächst Landstraße, dann wieder viel Wald. Es ist noch frisch und die in Nebel gehüllten Zypressen bieten einen Anblick, den man von der Toskana bisher nicht kannte.


An einem Weiler machen wir Pause, der einzig Bewohner, der hier noch zu leben scheint, ein älterer Herr unterhält sich kurz mit uns, wie verstehen mal wieder nichts aber nicken zustimmend. Die Schaukel in seinem Garten ist bereits verrostet und von einem großen Spinnennetzt überzogen.

Und hier oben haben die Wegmarkierer ganze Arbeit geleistet.






Ein orangener Pfeil weist den Rompilgern die Richtung, ein gelber den Santiagopilgern, außerdem ist eine frische Rot-Weiß-Markierung aller paar Meter angebracht und teilweise ist der Weg ausgemuschelt. Die orangenen Pfeile ziehen sich bis zum Arno hin. Ab und zu steht mitten im Wald ein alter Plastikstuhl am Baum gelehnt, man muss also nicht auf dem feuchten Waldboden sitzen.



Denke an das junge Mädchen aus Camaldoli, die mit Zelt unterwegs ist, bei wärmeren Wetter, könnte man hier auch gut zelten.

Wie immer kommen uns gegen Mittag die ersten Pilger entgegen, diesmal ein Paar aus Chemnitz. Sie bleiben aber für heute die einzigen. Wahrscheinlich nehmen die meisten doch den Zug oder gehen die Strecke über Pontasieve. Irgendwann ist Florenz unten im Tal zu erkenne, die Kuppel des Domes und der Arno.  Mittlerweile ist die Sonne heraus gekommen und es wird richtig warm. Die letzten km bergab auf einem Asphaltsträßchen fordern nochmals alles und die erste Blase.

Als wir durch einen Vorort laufen, werden gerade die Bambini von Schule und Kindergarten abgeholt. Spätnachmittägliches Verkehrschaos, Autos, an denen sich die Mopeds vorbei schlängeln und wir mit unseren dicken Rucksäcken und Wanderstöcken mitten drin. Als wir das Ufer des Arnos erreichen, bin ich erledigt, auf jeder zweiten Bank ruhen wir uns aus.



Das bergab auf dem Sträßchen hat auch meine Mann geschlaucht, hinzu kommt jetzt wieder dieser Lärm, der Verkehr, Durst und Furcht vor den vielen Menschen, was für ein „Inferno“.




Außerdem werden sich jetzt wahrscheinlich sehr viele Touris auf der Ponte Vecchio tummele. Denn mein Mann möchte unbedingt diese Brücke überqueren, seit Daheim schleppt er ein metallenes Schloss im Rucksack mit, das wird dort am Geländer anschließen wollen. Also, noch an drei Brücken vorbei, an zwei, an einer, das Getümmel, der Baulärm, einfach alles wird immer doller, nur schnell durch. Wir erreichen die Brücke, kramen das Schloss heraus und klicken es am Geländer fest, bitten eine kanadische Familie um ein Foto und als sie die Rucksäcke sehen, wollen sie mehr wissen, „You are crazy guys!“ rufen sie.

Datum-ist zwar von morgen, aber egal!




Rein isotonisch !


Ja, dass sind wir. Heute vor einem Jahr starteten wir den Franziskusweg an der Lateranbasilika in Rom. Wir haben es geschafft.

Danke Francesco !



Erkenntnis des Tages:  We are crazy aber glücklich !



Tagesvideo

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