Dienstag, 7. Juni 2011

Tag 5, 07.Juni .2011, L' Auberson nach Yverdon, 23km

Heute Morgen stehen  wir halb sechs auf, packen ganz langsam, weil schnell geht es nicht mehr und ganz leise, weil noch müde, unsere Rucksäcke . Ich öffne das Fenster, es ist ganz klare Luft, die Sonne geht auf  und im Haus ist es noch ganz leise.
Dass das im Zimmer verbreitete Chaos Platz in unseren Rucksäcken hat, ist ein Wunder, aber systematisch wird alles in kleinen oder großen Packbeuteln verstaut und im Sack angeordnet.
Da wir zwei Fotoapparate, zwei Handys, eine Videokamera und ein Netbook und einen GPS Tracker mitführen, gilt der letzte Blick beim Verlassen des Zimmers immer den Steckdosen, damit  auch ja kein Ladegerät vergessen wird.
 Es ist noch etwas kühl, aber das ist auch gut so beim Wandern. Den Bäcker lassen wir erst mal links liegen, wollen in Sainte Croix frühstücken.
Eine Mail unserer Tochter, die einen Post kommentiert hat, erscheint auf dem Handy, das tut gut und ich werde mich bemühen, immer schön zu posten und Familie und Freunde auf dem Laufenden zu halten und die kleine Auszeit zu genießen.
Die Wege sind wunderbar ausgeschildert. So steigen wir hinter L Auberson in ein kleines Tal hinab, dazu müssen wir durch  ein Drehkreuz, passen mit den Rucksäcken gerade so durch. Der  Wiesenweg führt parallel zur Straße Richtung Yverdon, die morgens unheimlich frequentiert ist, da viele Franzosen dieseits der Grenze arbeiten und pendeln.
Kühe weiden auf den Wiesen und es ist wirklich wie im Allgäu. Ein paar scheinen  zu erschrecken als wir mit den Stöcken so klick-klack an ihnen vorbei marschieren, außerdem trage ich heute lila.
Nach knapp einer Stunde ist Sainte Croix erreicht . Ein kleines Städtchen, das gerade erwacht, die Menschen grüßen freundlich und wir frühstücken erst einmal in einem Cafe, le petit dejeneur, 9,80 CHF pro Frühstück , es gibt zwei Croissants, ein Milchbrötchen Butter, fünf Marmeladengläschen , Saft und Kaffee, den soviel man will, und jedes Mal gibt es ein kleines Täfelchen Suchardschokolade dazu.
Das war gut und so kann es weiter gehen. Schnell erreichen wir wieder den ausgeschilderten Weg, der in eine wunderschöne Schlucht führt und den Goggle Maps übrigens nicht auswirft, dadurch vermeiden wir den Abstieg über eine mindesten fünf Kilometer lange Zick-Zack-Straße.
An einer gesicherten ausgesetzten Stelle dann kann man schon Yverdon am Lac de Neuchatel erkennen.
Der Weg ist wunderbar ausgebaut, bei Regen allerdings nicht begehbar.
Nach einer kurzen Rast ist Vuiteboeuf erreicht, man, bis jetzt waren wir aber schnell.
An jeder Straßenlaterne und fast jedem Baum ist ein Wegweiser. Nun muss man dazu sagen, er weist einen Schweizer Wanderweg aus, der in Etwa mit der Via Francigena identisch ist und so von Pilgern auch genutzt werden kann.  Gehen über kleine asphaltierte Straßen, rechts und links Weizen- und Gerstenfelder, über befestigte Waldwege, die Sonne lacht, was will man mehr.
Auf dem Gemeindeplatz in Montagny gibt es nochmal eine kleine Rast und wir erleichtern unseren Rucksack um drei Nektarinen, zwei Aprokosen, Baguette, von dem ich nur ganz kleine Bisse nehme und schön kaue, damit meine Zahnimplantate ja da bleiben, wo sie sind, aber das ist eine Geschichte, die gehört in den zweiten Abschnitt.
Jetzt erreicht uns eine Mail von Jacky, dem Sohn der Gastgeber in Trepot, am ersten Tag, er hat den Post kommentiert und ich korrigiere, zu Abend gab es Boeuf Bourguignon und die super Vanillecreme heißt Iles Flottantes. Das Zeichen über dem I gibt unsere Tastatur leider nicht her. Ich muss lachen, es macht den Tag schöner.
Eine Frau, die wir nach der Entfernung fragen, meint noch 4 Kilometer, aber wir könnten doch auch den Zug nehmen,  es ist wirklich tröstlich zu wissen, dass es hier in fast jedem Dorf einen Bahnhof gibt. Aber heute wird bis zum Ende gelaufen.
Wir queren noch ein Sonnenblumenfeld, bemerken, dass die Erde richtig kohlrabenschwarz ist, das kommt offensichtlich vom Asphalt, der in dieser Gegend abgebaut wird,   und dann geht es unter der Autobahn durch nach Yverdon.
Das ist schon eine größere Stadt und man durchquert immer ein Industriegebiet, das ist ätzend und langweilig. So auch heute. Es dauert bestimmte noch eine Stunde bis zum Bed and Breakfast, obwohl wir uns mal nicht verlaufen.
Nun sind wir also im Land von Wilhelm Tell und Jörg Kachelmann, von Heidi und Peter, von Paola  und Kurt Felix, und heute begrüßt uns Rosmarie Häfeli, sie hat uns schon erwartet und spricht auch ein bisschen wie Heidi. Vergangenen Monat hat ein australischer Pfarrer bei ihr genächtigt, der hatte eine Muschel am Rucksack und will zu Peter und Paul in Rom sein. Rosmarie wird heute Abend für uns kochen. Jetzt aber zeigt sie uns erst einmal das Zimmer, sie hat im Haus ein Gästezimmer her gerichtet, das wohl aus ihrem alten Schlafzimmer besteht, es muss aus der Zeit stammen, in der gepolsterte Möbel modern waren, es ist alles mit viel Krimskrams zugestellt, aber sauber und ruhig, es gibt genügend Handtücher, aus dem Sortiment in ihrer Kommode dürfen wir und bedienen, ich entscheide mich für ein rosafarbenes Badehandtuch mit dazugehörigem Gästetuch. Das Bad ist gleich nebenan, am beeindruckendsten sind die beiden umhäkelten und umstrickten Klopapierrollen auf dem Spülkasten.
Zur Freude meines Mannes gibt es Federbetten-Zudecken, und zu meiner Freude hat jeder seine eigene.
Ich bitte ihn, mal ein Foto von meiner rechten Schulter zu machen, aber so, dass es möglichst schlimm aussieht. Auf dem Foto, stelle ich fest, sieht es wirklich wie gerade ausgepeitscht aus, ist es aber nicht.
Gehe erst einmal duschen, als ich das Bad verlasse riecht es unten schon nach Gebrutzeltem.
Mein Mann erkundigt sich, wo ich solange war, naja, erstens gibt es nur eine Badewanne und es dauert halt  bis man kreuzkrummelahm sicher da drinnen steht.
Danach lassen wir uns frischgeduscht in die Federbetten sinken und schlafen eine Stunde.
Draußen  braut sich ein Gewitter zusammen. Vielleicht machen wir nach dem Abendessen, wenn es trocken bleibt, noch eine kleine Sightseeingtour und suchen ein Internetcafe, um den Blog zu veröffentlichen, denn  Wifi hat Rosmarie leider nicht und den Tipp mit dem Internetcafe haben wir von Luc, dem jungen Schweizer Musiker, der auch in Mouthier Haute Pierre zu Gast war.

So, es ist 21.00 Uhr, sind gerade vom Abendessen zurück.  Auf Sightseeing verzichten wir. Rosmarie hat für uns gekocht, es gab Salate aus dem eigenen Garten, Reis, Geschnetzeltes, Baisers mit Vanillepudding, Schlagsahne und Erd- und Himbeeren aus eigenem Anbau, danach Käseplatte. Sie gibt sich wirklich viel Mühe und genießt es sichtlich, mal wieder Gäste zu haben.
Zum Essen hat sie sich extra in Schale geworfen, sie trägt ein schwarzes Kleid mit gelben Sonnenblumen.
Sonst kommt sie nicht viel raus, ab und zu geht sie in eine Ludothek, ähnlich einer Bibliothek, nur kann man sich hier statt Bücher Spiele ausleihen,  ein Auto hat sie nicht, einkaufen fährt sie mit dem Velo, dem Fahrrad.
Rosmarie wird am 14.Juli, dem französischem Nationalfeiertag, 66, ist Rentnerin und wohnt allein in diesem Haus. Es kommen nicht oft Gäste hier her, so dass sie es genießt, wenn sie sich mal mit jemandem unterhalten kann, ihr Häuschen und der kleine Garten sind ihr Paradies.
Als wir zum Essen runter gehen, fragt sie, ob es uns etwas ausmacht, wenn sie mit uns gemeinsam essen würde, - natürlich nicht. Sie hat früher im Tourismusbüro gearbeitet und als alles auf Computer umgestellt wurde, kam sie nicht mehr mit, klar hat sie einen PC, die Hompage für ihr B&B aber hat ein Gast erstellt, Wifi hat sie tatsächlich.
Sie stellt eine Flasche Rotwein auf den Tisch und bittet meinen Mann, diese zu öffnen und erklärt ihn kurzerhand für's Nachschenken verantwortlich.  Wir erfahren, dass es in der Schweiz unüblich ist, erst nachzuschenken, wenn das Glas leer ist.
Heute Abend lernen wir viel über die Sprachen in der Schweiz, also es gibt schwizerdeutsch, welches sie spricht, da sie aus der Region Zürich stammt, sie redet wirklich ein bisschen wie Heidi, dann französisch, das hier gesprochen wird, italienisch im Tessin und romanisch, das wird in Graubünden gesprochen, letzteres verstünde sie auch nicht, es ist eine Mischung aus italienisch, lateinisch, französisch und deutsch. Sie warnt uns vor, wir gehen ja noch ins Wallis, unten spricht man französisch, weiter oben aber ein schweizerdeutsch, das niemand versteht. Sie beklagt sich auch, dass man sie in Deutschland nicht verstünde oder belächele, weil sie so langsam deutsch sprechen und in Frankreich, weil sie so langsam französisch sprechen.  Auf meine Frage hin, was denn Amtssprache wäre, erklärt sie, je nach dem, italienisch, französisch ,romanisch oder deutsch.  Ja und was steht im Pass, fragend schaut sie mich an, dass weiß sie auch nicht,  also  kramt sie ihren Ausweis hervor und  siehe da, dieser wird  in allen Sprachen ausgestellt und zusätzlich in englisch, was ihr nicht so behagt.
Nach dem Essen gibt es noch Kaffee, und Rosmarie deckt uns mit Prospekten von Orbe und Romainmotier ein, unsere nächsten Wanderziele. Morgen früh um acht verabreden wir uns zum Frühstück.

Erkenntnis des Tages:  Die Schweiz ist schön. Eine Waschmaschine wäre aber auch schön.

Wegweiser hinter L` Auberson

 
Video Schlucht hinter Sainte Croix

Unterkunft in Yverdon

wir sind ebend in der Schweiz

Rucksackstriemen

 die Wirtin Rosemarie - Danke !

1 Kommentar:

  1. Das stimmt. Die Schweiz is sehr schön. Aber was sind die Sprachen schwierig. Sowohl der Deutsch und Französisch konnte ich nicht verstehen.
    Everdiene

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