20. Mai 2024, Salon en Provence – Paradou
Schnell sind unsere Rucksäcke heute Morgen gepackt. Man entwickelt Routine dabei. Ein letzter Steckdosencheck und auf geht’s. In der Bar an dem hübschen, aufgrund der Kalkablagerungen vollständig mit Moos bedeckten Brunnen, einem Wahrzeichen der Stadt, in dem sogar ein paar Goldfische schwimmen, machen wir le petit dejeuner, schlenkern noch etwas durchs heute Morgen sehr ruhige Städtchen und nehmen den Bus Richtung Arles.
Ohne schlechtem Gewissen. Die Herberge in Paradou steht offen. Wir stellen unsere Rucksäcke ab und machen uns zu Fuß auf den Weg hinauf nach Les Baux de Provence, das auf 300 m auf einem Kalksteinfelsen liegt. Es ist bewölkt. Die Straßenränder und Parkplätz entlang der Straße hinauf sind übervoll, die reinste Völkerwanderung. Das Dörfchen hat ca 300 Einwohner und wahrscheinlich zehnmal soviel Touristen strömen hier täglich hinauf. Beim Betreten durchs untere Stadttor erschlägt es und fast, viele asiatische Touristen, Europa in drei Tagen. Es ist wie eine Mischung aus San Gimignano, Bussana Vecchio und Vence. Touristenmagneten plus Künstlerkolonie.
Bei uns ist die Luft etwas raus und wir bleiben nicht lange dort oben, sind nach 4 km wieder in Paradou in der Pilgerherberge und nehmen diese in Beschlag. Es gibt eine Küche, zwei nagelneu saubere Duschen und zwei Räume mit Doppelstockbetten. Da Paradou ein Anlaufpunkt für Weitwanderer und Pilger ist, die von hier auf der Via Aurelia pilgern oder über die Alpen Richtung Turin oder Montgeneve gehen , hat man hier gleich neben der Kirche diese Herberge eingerichtet. In den Räumen darüber wurde eine ukrainische Flüchtlingsfamilie untergebracht und Paulina, die Babuschka, kommt auf den Hof. Wir kommen ins Gespräch, den googleübersetzer müssen wir nicht bemühen, da heute mal wieder russisch gesprochen wird. Ist schon komisch, wie global die Welt geworden ist und welch traurige Umstände dazu führen, dass wir auf einem christlichen Weg in der westlichen Welt diese ostslawische Sprache anwenden. Irgendwie ist die Welt schon aus den Fugen geraten. Paulina erzählt uns auch, dass ihr Schwiegersohn im Herbst im Krieg fiel und sie nun hier mit der vierköpfigen Familie lebt.
Als Gerard, der Initiator der Pilgerherberge und der Flüchtlingsunterkunft hinzu kommt, geht es wieder in einem Kauderwelsch aus mehreren Sprachen einher, französisch, deutsch, englisch, russisch. Wir sind heute mal wieder die einzigen Gäste. Der Kühlschrank ist gefüllt, er hat Paella vorbereitet und es steht sogar eine Flache Cidre da. Wir richten uns ein und genießen den Abend noch beim Gläschen Wein.
Die Wäsche trocknet im Garten und die Doppelstockbetten sind sauber und man hält hier sogar für die Pilger Einmalbezüge bereit. Im Gästebuch sind wir mal wieder die ersten Deutschen, es gibt nur französische und italienische Einträge. Morgen ist der letzte Wandertag und wir brauchen eine Rückfahrkarte.
Erkenntnis des Tage: Wir brauchen dringend eine Fahrkarte nachhause !
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