11.05.2017, von Montelupo nach Ponte a Capiano, 27 km
Hotel I‘Fiorino, in Montelupo Capraia, 65,- Euro DZ ÜF
Nach einer geruhsamen Nacht geht’s zum Frühstück, das kleine Familienhotel bietet sogar ein Frühstücksbuffet mit Wurst, Käse und Eier.
Hotel in Montelupo
Hier in der Gegend sind viele Radler unterwegs, deshalb verwundert es uns auch nicht als wir in Limite sull Arno eine Bayrische Löwenbräu-Bierstube genau am Radweg entdecken, doch für Weißwurst und Hefeweizen ist es noch zu früh.
Dafür gibt es Gelati.
Wir folgen der Muschel auf einem Dammweg, können in der Ferne San Miniato Alto sehen und werden kurz vor Fucchecio von einem Cafe-Besitzer gefragt: „Francigena ?“ Sind also jetzt auf dem richtigen Weg. Meinem Mann hüpft das Herz als er den ersten Wegweiser sieht, meins dagegen hängt noch in den Wäldern von Assisi. Wir merken, dass es nicht gut ist, unmittelbar nach dem Franziskusweg auf die VF zu wechseln.
Noch bevor mein Mann das aber mitkriegt, ist er ab in den Alimentari, er möchte heute Abend wieder selbst kochen. Ich lass unsere Rucksäcke im großen Aufenthaltsraum und will mir die Zimmer ansehen. Es muss einmal eine schöne große Herberge gewesen sein, mit Küche, Bädern, vielen Zimmern und einem Gemeinschaftsraum. Wir wissen ja, dass manche Kommunen bedürftige Familien manchmal in solchen Einrichtungen wohnen lassen, aber weder im E-Mail-Verkehr noch morgens am Telefon war je davon die Rede, dass die Herberge als solche gar nicht mehr existiert.
Ich finde das Bad und weiß genau, dass wir hier nicht duschen werden. Solch einen vereuphten Duschvorhang habe ich noch nie gesehen. Wir müssen hier weg. Gehe über den Marktplatz und halte Ausschau nach einem Hotelschild oder ähnlichem. Unterdessen kommt mein Göttergatte mit vollen Einkaufsbeuteln an, ist stolz mit seinen drei 0,75 l Morettiflaschen und dem Pfund Schinken.
Ich pflaume ihn voll, dass er sich bevor er loszieht doch gefälligst erstmal Küche und Bad ansehen sollte. Der Ärmste kann ja auch nichts dafür, ich hätte gründlicher recherchieren sollen. Jetzt ist guter Rat teuer. Die Rezeption ist immer noch nicht besetzt und wir rufen die Telefonnummer an, der Mann erzählt uns was vom Pferd, ich höre nur die Worte "Campanile" und "Maria" heraus, dann legt der Typ auf. Jetzt stehen wir wie bedäppert da, mit unserem Einkaufsbeutel voller Bierflaschen und googeln, Hotels in der Nähe. In 3 km soll es ein Hotel geben, wir werden das Bier verschenken und los ziehen, es ist noch hell, aber was bitte ist ein Stundenhotel ?
Jetzt reicht´s, ich rufe nochmal die Nummer an, gebe der italienischen Mutter das Handy, die treffe ich in einem der Pilgerzimmer an, zwei Kinder sitzen im Hochstuhl vorm Fernseher, die große Tochter auf dem Doppelstockbett und die kleinere macht im Aufenthaltsraum Hausaufgaben. Sie redet laut, der Typ am Telefon noch lauter, zwischendurch muss die Tochter im Doppelstockbett vom Italienischen ins Englische übersetzen. Aha, mit Campanile ist das Turmzimmer gemeint und Maria ist die Rezeptionistin, die soll gleich kommen. Bevor er jetzt wieder was falsch macht, schickt mich mein Mann hoch, um das Quartier in Augenschein zu nehmen. Und siehe da, hier gibt es neun Betten mit sauberen Laken, eine Toilette und ein Waschbecken.
Jetzt kommt noch ein junger Italiener mit Koffer in die Herberge, der hier offensichtlich schon bekannt ist und sich ein Donnerwetter von Maria und der italienischen Mutter anhören muss. Der nimmts gelassen und bietet sich uns als Dolmetscher an. Wir möchten zunächst einmal wissen, wie die Turmkemenate zu verschließen ist, von Innen mit einem Riegel, geht aber nur wenn beide drinnen sind, wenn wir nochmal weg gehen, muss die Tür eben offen bleiben, die Haustür steht immer auf. Ist jetzt auch egal, Brustbeutel und Kamera sind am Mann und an der schmutzigen Wäsche im Rucksack wird sich niemand vergreifen. „Die Dusche ist schmutzig“, sage ich, das weiß er, antwortet er traurig, er soll fragen, ob wir im Keller die sauberen Duschen nutzen können. Keine Ahnung, ob Maria nur so tut oder tatsächlich so verpeilt ist. Jedenfalls gibt’s für den jungen Mann wieder eine Standpauke bis er sagt: „Macht, was ihr wollt, ist scheißegal.“ Hier scheint man mit Pilgern gar nicht mehr zu rechnen.
Salafad erzählt uns, dass er auch so was wie ein Pilger sei, er ist nämlich Autohändler und mal hier mal da.
Als wir später aus der Pizzeria zurückkommen, sitzen noch weitere zwei Autohändler frisch gewaschen in Unterwäsche im Gemeinschaftraum. Wo sind wir hier nur hin geraten ?
Erkenntnis des Tages: Autohändler sind auch nur Pilger.
Tagesvideo
Hallo zusammen
AntwortenLöschengeht mal auf meine HP
http://frot44.de.tl/Start.htm
ihr werdet staunen was wir gemacht haben
grus frot44