Sonntag, 22. Mai 2016

Tag 14, 20.05.2016, von Montefalco nach Spello

20.05.2016, Montefalco – Spello, 20 km

BnB Antonio Brizzi, Montefalco, 30,- Euro p.P. ÜF

Nachts geht draußen die Welt unter, es regnet und stürmt. Nur gut, dass wir es hier im BnB recht gemütlich haben, denn die Unterkunft ist sehr liebevoll eingerichtet und heute morgen gibt es vom jungen Hausherrn Leonardo ein super Frühstück. Er macht sogar Omlette für uns, es gibt Ricotta und Schinken, Joghurt und Saft.
Die beiden Mädchen stoßen auch bald dazu, Cordula kommt aus Bayern und ist Musikerin und Andrea ist aus Österreich und Sozialarbeiterin. Die beiden Freundinnen laufen von Assisi nach Rieti, dann ist der Urlaub vorbei, heute war ihr zweiter Wandertag, ursprünglich wollten sie München – Venedig laufen, aber dazu liegt noch zuviel Schnee.
Weil es immer noch regnet, beschließen sie heute nach Spoleto mit dem Bus zu fahren und lassen es ruhig angehen. Leonardo meint auch, wir sollten alle relaxen.
Ich trink also meinen zweiten Kaffee, Cordula schnappt sich die Gitarre, die in der Küchenecke steht, und es geht morgens um acht heiß her in der Miniküche des BnB, von südamerikanischer Folklore über deutsche Wanderlieder bis zu Hits der Siebziger. Leonardo und die Männer schmunzeln in sich hinein und Dieters Schlagworte für die die nächste Zeit.. „Das sind zwei Granaten.“
Als wir so alle Titel, die uns einfallen, herunter geschmettert haben, machen wir uns endlich auf den Weg, natürlich im Regencape. Bis zu dem Örtchen Bevagna, ca. 10 km vor Spello macht auch mir der Regen nichts aus. Die beiden lustigen Frauen haben uns zunächst den Tag gerettet.
Dann aber wechseln leichter Schauer, Wind und Regen ab und wir traben brav Asphalt. Der erste Pilger für heute kommt uns entgegen, in Bevagna, einem hübschen kleinen Städtchen, dem einzigen übrigens, auf der Strecke, gibt es Cappuccino. In Budino stürmen wir mittags wieder den Alimentari, eine Bar gibt es nicht, rücken uns ein paar Plastikstühle zurecht und machen kurze Verschnaufpause. Dann kommen die Hunde und der Regen und Spello will und will nicht näher kommen.
Assisi können wir schon ausmachen, es liegt in der Sonne, wenn das mal kein Zeichen ist.
Auch Spello ist eine hübsche kleine Stadt am Hang gelegen. Unsere heutige Unterkunft das Kloster Piccolo San Damiano liegt etwas außerhalb und wir werden von Schwester Anna Maria herzlich empfangen.
Wir bekommen unsere Zimmer im Gästehaus zugewiesen, die sind neu renoviert und alles ist sehr sauber.
Abendessen gibt es um sieben. Ein paar italienische Pilger werden noch kommen, viele Zimmer bleiben also leer.
Die Jungs gehen auf Sightseeing-Tour und ich mache mich nach dem Duschen auch nochmals auf in die Altstadt.
Und das hat man davon, wenn man als Frau allein unterwegs ist, auf meinem Rückweg an der Hauptstraße entlang, steht plötzlich ein Mann im schwarzen Anzug und weißen Hemd und Sonnenbrille neben einem dicken Schlitten, mit offenem Hosenstall und hat sein bestes Teil entblößt. Schock, schwere Not, ich mach sofort kehrt und laufe einen Umweg zum Kloster hinauf. Vom Jakobsweg habe ich so etwas ja schon gehört, aber hier ? Vor den Toren Assisis ?
Jedenfalls habe ich mich bis zum Abendessen wieder erholt. Das wird gemeinsam mit den Nonnen im Speisesaal eingenommen.
Das gemeinsame Gebet ist nichts für meinen Mann, das merke ich, aber wir haben Hunger. Dieter würde das nichts ausmachen, aber der ist anfangs nicht dabei, denn er hängt gerade Wäsche auf.
Es gibt wie immer Nudeln als Vorspeise, dann Kaninchen mit Erbsengemüse, Salat und Tomaten, Wasser und Rotwein und Apfelsinen oder Äpfel als Dessert.
Jede Nonne hat an ihrem Platz eine Tischschublade, nach dem Essen waschen sie ihr Besteck ab, wickeln es gewissenhaft in eine Stoffserviette, stecken das alles in ein Glas und legen es dann ordentlich mit der Tischunterlage ins Schubfach.
Dieter und ich sitzen an der Stirnseite, jede Nonne muss also an uns vorbei und auch fast jede macht Smalltalk mit uns. Cäsarine bleibt lange bei uns stehen, erzählt etwas, ein italienischer Pilger übersetzt ins Englische und ich übersetze es dann ins Deutsche, jetzt wissen wir dass sie 94 Jahre alt ist und jeder mal sterben muss.
Ich gehe in die Küche und frage die Nonnen, ob ich sie fotografieren könnte, die fleißigen Frauen rücken sich sogar in Position und wollen alle mit aufs Bild. Klasse.
Frühstück gibt es 6.30 Uhr oder 8.00 Uhr, dazwischen ist Messe.
Das mit dem Blog klappt wieder nicht, weil das Internet zusammenbricht.
Und ich beschließe, nur noch bis Assisi zu bloggen, denn abends mit den beiden Männern Blog zu machen, ist manchmal schlimmer als einen Berg im Regen hinauf zu laufen, der eine kann wegen Rücken die Maus nur noch im Zeitlupentempo bedienen, der andere fragt laufend, welchen Plan ich für morgen habe.
Hallo, wir pilgern ! Ab und zu muss ich beide darauf hinwiesen, dass ich nicht Reiseleiterin bin.
Also in Zukunft werden wir nur Fotos einstellen. Tagesvideos gibt es auch, die Veröffentlichung dauert aber noch länger als Fotos und ab und zu müssen wir auch mal schlafen.

Erkenntnis des Tages:  Lustig ist das Zigeunerleben.

Tagesvideo


Frühstück mit musikalischer Begleitung während es draußen in Strömen regnet

wieder im Regen

noch in der Ferne - Assisi

in Spello

angekommen - Kollateralschäden !

unsere Zimmer im Kloster Piccolo San Damiano

gemeinsames Abendessen

Kaninchen mit Erbsengemüse

die fleißigen Küchenfrauen

und einen Stempel gibt es auch














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