27.09.2014,
vom Agriturismo Passalacqua nach Radicofani
17 km
Agriturismo
Passalacqua 100,- Euro Appartement, HP
Es war ein herrlicher Sonnenuntergang gestern Abend und eine
ruhige Nacht.
Noch besser allerdings ist das Frühstück, welches uns Elena
kredenzte, frisches Brot, selbstgebackenen Kuchen von der Mama, Schinken, Salami,
Käse – für italienische Verhältnisse recht ungewohnt. Allerdings ließen wir uns
gestern Abend dazu überreden, erst gegen halb acht zu frühstücken, das ist für uns
eindeutig zu spät, denn um diese Zeit sind wir gewöhnlich schon on Tour.
Die Sonne geht jetzt im Herbst gegen halb sieben auf, so
genießen wir das üppige Frühstück und den herzlichen Abschied. Die Mama kommt
hinzu und wir stehen alle vier auf der Wiese vorm Haus, blicken auf die
umliegenden Gehöfte und la Mama zeigt
und die Häuser, in welchem sie und ihr Mann geboren wurden. Elena möchte, dass wir
noch einen Abstecher nach Bagni San Filippo machen und die kostenlose Therme
genießen, das wären aber sechs km zusätzlich und sie versteht unsere Einwände,
im Gegenzug müssen wir versprechen, mit den Enkelkindern wieder zu kommen.
Zu guter Letzt holt sie noch ihre Kamera und macht ein Foto
von uns beiden, mit einem warmen Händedruck verabschiedet uns die Mama und als
wir schon ein Weilchen gehen und uns nochmals umdrehen, winkt die Mutter aus
einem der oberen Fenster und ruft: “Buon Viaggio !", Elena steht immer
noch da und knipst.
Die Sonne scheint bei wieder wolkenlosem Himmel, wir kommen
gut voran und sind einfach glücklich, richtig glücklich.
Bald kommen wir zur verfallenen Chiesa di San Pellegrino,
das ebenfalls zerbröckelnde Gebäude nebenan diente schon zu Sigerics Zeiten als
Pilgerhospiz. Elena berichtete, dass die Gebäude einer Familie aus Siena
gehören und man alles einfach zerfallen lässt. Nichts desto trotz ist eine
Hinweistafel zwischen dem meterhohem Unkraut zur via Francigena aufgestellt
wurden und ich werde den Gedanken nicht los, ob das Geld nicht doch noch zu einem Rasenmäher gereicht
hätte.
Brav laufen wir heute wieder nach Wanderführer, es ist verdächtig
ruhig, kaum Verkehr und so langsam vergisst man die Wochentage. Heute ist
Samstag.
Nach etwa acht km erreichen wir die Tankstelle und dass
Hotel Beyfin, mitten in der Pampa an der SS2. Aus Ermangelung an Bananen oder
Äpfeln wird die obligatorische Obstpause zur Kuchenpause, wir bestellen uns in
der Bar Cola und verputzen la Mamas Feigenkuchen dazu.
Es ist halb elf und Clärchen meint es wirklich gut mit uns,
die Sonne knallt und wir nehmen jetzt die 400 fast schattenlosen Höhenmeter auf
9 km in Angriff. Der Schweiß rinnt uns den Rücken herunter und der von der
Stirn laufende Schweiß vermischt sich mit Sonnencreme und berennt furchtbar in
den Augen.
Radicofani auf seinem Hügel kommt immer näher und erscheint
immer höher.
Nur gut, dass wir das Agriturismo zwischen San Quirico und
unserem heutigen Etappenziel gefunden haben, die Strecke am Stück hätte mich
k.o. gesetzt.
Gegen 14.00 schließlich betreten wir das hübsche
mittelalterlich wirkende Städtchen, finden schnell die Unterkunft und mit uns
kommen Giuseppe und Cyntia, zwei Italiener, an. Die beginnen morgen ihre Tour
nach Rom und sind mit dem Bus angereist.
Der Hausherr der Casa San Jacopo lässt uns ein und zeigt uns
die drei Schlafsäle, die beiden Bäder, und die Küche, alles ist sehr sauber und
gepflegt.
Auf dem Weg hier her entdeckten wir einen Alimentari und
beschließen, heute zu kochen, laden die beiden Italiener ein und mein Mann will
einkaufen gehen. Das italienische Duo verzieht sich in die gegenüberliegende
Bar und ich bin ganz allein hier oben. Die
Zeit nutze ich zum Duschen. Als ich nun
splitterfasernackt mit umgehangenem Brustbeutel im Zimmer stehe, öffnet sich
hinter mir die Tür und ein französischer Pilger bittet um Einlass. Ich werfe
mir ein Handtuch um und übernehme kurzerhand die Funktion der Platzanweiserin.
Gerard zieht ins Zimmer der Italiener und ich kann endlich duschen. Zurück im
Zimmer öffnet sich erneut die Tür und ein Schweizer Pärchen bekommt beim Anblick
meines üppigen Hinterteils den Schreck seines Lebens. Dennoch lassen sich beide
von mir (jetzt angezogen) gern in der Herberge einweisen. Ich überlege allen
Ernstes, ob nicht so ein Job als Hospitalera etwas für mich sein könnte. Den Schreckmoment
könnte man ja weglassen.
Ein wenig später trudeln noch ein Franzose und ein Deutscher
und ein Holländer ein.
Auf dem Weg hier rauf haben wir niemanden gesehen, wo kommen
die vielen Pilger nur her?
Ich kriege es nicht mehr zusammen, wer wo gestartet ist.
Nach drei Wassergläser Rotwein zum Nudelgericht, bin ich froh, wenn ich heute
Abend noch den Blogeintrag so einigermaßen hinbekomme.
Bald sitzen alle über ihren französischen, italienischen,
deutschen und holländischen Wanderführern und fachsimplen und während jetzt alle
in die Betten wollen, lädt uns Giuseppe zum Bier in die gegenüberliegend Bar
ein, was wir dankend ablehnen. Er, der schon vier Mal in Santiago war, ist eine
richtige Spaßrakete, schenkt mir ein Tau-Kreuz und beginnt jetzt mit einem „Hasta
la Vista“ seinen abendlichen Streifzug.
Auch wir werden bald in die Schlafsäcke sinken, der Tag war
lang und heiß und der morgige wird noch länger und noch heißer.
Hallo Ihr zwei,
AntwortenLöschenkomme grad von dem Geburtstag einer lieben Freundin und mußte gleich in die Kiste gucken ob Kerstin schon was getippt hat. Na wie fein. Sie schrieb wieder unübertrefflich !!!
Ich glaube, es ist ganz OK, daß es so warm ist. Regen und Kälte hattet Ihr ja genug. Gut warm gehört schon zum Endspurt gen Rom. Du mußt durch die Hölle um in den Himmel zu kommen.
Vielleich haben die vielen Pilger, die Ihr unterwegs nicht getroffen habt, alle den Bus nach Radicofani genommen. Egal wie, Ihr macht es schon richtig. Vernünftige Etappenlänge und notwendige Pausen. Darüber müssen wir sprechen beim Projekt Grünes Band. Morgen dürft Ihr auf keinen Fall viel Wasser vergessen. In der Toskana wimmelt es nicht vor Bars und Tankstellen die Getränke verkaufen.
Ich bin stolz auf Euch, weiter so mit Gottvertrauen.
Liebe Grüße Eure Alke-Brigitte