Freitag, 2. Mai 2014

Tag 1, 02.Mai 2014, Fidenza - Costamezzana, 13km


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Fidenza, Hotel Ariston 60,- Euro ÜF im DZ

Der gestrige Flug Hahn – Pisa klappte prima, Start 12.30, Ankunft 14.00 Uhr am Galilei Airport in Pisa.
Zum Glück hatten wir das Netbook als Handgepäck, denn als ich so die Beladung des Fliegers beobachte, liegt da nicht mein Rucksack samt Wanderstöcken vor der Maschine? Er ist vom Gepäckwagen herunter gefallen und ein Mitarbeiter befördert ihn mit einem kräftigen Schwung wieder hinauf.
Akribisch habe ich Abende lang auf der Seite von Trentitalia drei Varianten Zugverbindungen von Pisa nach Fidenza  heraus gesucht und in ein Worddokument kopiert.
Da wir pünktlich gelandet sind, passt Variante 1, Zug 15.05 Uhr mit zweimal umsteigen.
Wenn da nicht ein Kleinwagen, den Pull man, den City Bus gerammt hätte, der uns zum Hauptbahnhof bringen soll. Es ist Feiertag, die Busse fahren also nur stündlich.
Wir entschließen und, zu laufen, schaffen aber Zug-Variante 1 nicht mehr. Auch nicht schlimm, greift eben Variante 2, damit kommen wir zwar statt halb sieben erst halb neun an, Monsignore im Convent habe ich telefonisch informiert, dass es wohl später werden könnte.
Der Zug hält unter anderem in Pietrasanta, Massa, Carrara und Sarzana bevor man in La Spezia umsteigen muss, alles Orte, durch welche wir in den nächsten Wochen kommen werden.
Der Anschlusszug nach Parma verspätete sich und holt auch diese nicht mehr auf.
Bei dem Halt in Aulla, Pontremoli, Berceto regnet es in Strömen, dicke fette Wolken hängen in den apuanischen Alpen.
Irgendwann bitte ich eine junge Frau im Zug, für uns im Convent anzurufen, wir schaffen den Anschlusszug in Parma nicht, Variante 3 muss her, was bedeutet, dass wir erst gegen halb zehn in Fidenza sein werden, dann 1.7 km bis zum Convent zurück legen müssen und wahrscheinlich erst gegen zehn Uhr in der Herberge sein können. Das Mädchen spricht deutsch und ist sehr kooperativ.
Sie übersetzt dann die Anweisungen des Monsignore, also er wird zwischen um neun und um zehn immer mal wieder vor die Tür schauen, wir sollten auf keine Fall klingeln oder anrufen.
Endlich angekommen legen wir in einem Affentempo die 1,7 km bis zum Convent zurück.  Zum Glück regnet es nicht und die Nacht ist sehr mild.
21.55 stehen wir völlig außer Puste vorm Convent in Fidenza und gehorchen.
Alles ist dunkel, wir warten brav fünf Minuten, dann klopfe ich zaghaft, schließlich, ähnlich wie in der Mars-Werbung etwas lauter mit dem schmiedeeisernen Türring.
Auch nach dem Klingeln und einem Anruf rührt sich nichts, am Eingang hängt ein Schild, Pilger werden bis 19.00 Uhr eingelassen.
Was tun?
Schnell hat mein Mann das Hotel vom letzten Jahr gegoogelt, hier sind wir nach unserem kleinen moralischen Zusammenbruch vor gut einem Jahr in die sauberen weißen Betten gefallen und beendeten unsere Pilgerwanderung 2013, obwohl das Ende ja erst für Pontremoli vorgesehen war.
Jedenfalls liegt es ca. 900 m entfernt. Mein Mann ruft an, ein Zimmer ist frei, wir können kommen.
Ich bin sauer, habe ich doch so akribisch geplant und per Mail und telefonisch zumindest die ersten fünft Unterkünfte gebucht, klappt schon die erste nicht. Zudem wird mit der Übernachtung im Hotel das Tagesbudget überschritten.
Die Wirtin im Hotel Ariston kann sich noch an uns erinnern und wir fallen gegen Mitternacht frisch geduscht in weiße Betten.

Da es heute für den ersten Wandertag nur 10 km zum Eingewöhnen sein sollen, können wir uns heute Morgen Zeit lassen. Frühstück bedeutet, einen Kaffee am Automaten ziehen, daneben liegen Croissants.
Und wie soll es anders sein, es regnet.
Wir verlassen also bereits im Cape das Hotel, wollen in den Dom und noch in die Touristeninformation.
Die Kolleginnen dort waren im letzten Jahr sehr freundlich und ich will unsere Ankunft im Ostello Comunale in Costamezzana bestätigen lassen.
Das macht die nette junge Frau, zudem erhalten wir zwei neue Pilgerpässe, da unsere mit den Stempeln von Canterbury bis Fidenza voll sind.
Um zehn marschieren wir schließlich los. Es geht zunächst durch die Fußgängerzone. Hier spricht uns dann ein älterer Herr an, es ist ja unschwer, uns nicht als Pilger zu erkennen.
Der Mann heißt Valentino und ist von Fidenza nach Rom gelaufen. Es dauert nicht lange und es gesellt sich ein recht vornehm gekleideter Mann hinzu, den Valentino kennt, er stellt ihn als Massimo Tedeschi, den Presidente der Association Via Francigena Italien vor. Und jetzt wird geplaudert.
Als der Señor Tedeschi hört, dass wir vor haben, die gesamte Strecke zu laufen und in Canterbury begonnen haben, will er genauestens von uns wissen, wie die Beschilderung in der Schweiz, in Frankreich und in England ist.
Das Gespräch ist zeitlich kurz aber dennoch sehr intensiv. Bereits im Tourismusbüro haben wir festgestellt, dass die Via Francigena nun wohl auch mehr und mehr, na ja, sagen wir mal, kommerzialisiert wird, es gibt mittlerweile Basecaps mit der Aufschrift, Gürteltaschen und sogar Wanderstöcke mit dem Pilgermännchen.
Beide wünschen und einen guten Weg und es dauert keine 20 m, da werden wir schon wieder angesprochen. Ein anderer Mann, Italiener, der ebenfalls von Fidenza nach Rom gepilgert ist.
Bevor wir Fidenza verlassen,  muss erst noch ein Zwischenstopp an der Gelateria eingelegt und drei Sorten Eis probiert werden.
Es nieselt immer noch und wir laufen ohne große Sicht auf die Bergkette über Cabriolo und Siccomonte brav nach den Ausschilderungen.
Obwohl sich Rastplätze anbieten würden, geht es heute leider nonstop leicht bergauf, bergab, denn es ist alles nass.
Die Osteria des Sole, drei Kilometer vor Costamezzana, lädt uns zur Pause ein.
Nach dem gestrigen Stress, der Bahnsteig Rennerei, dem Frust und dem ersten Wandertag im Regen gönnen wir uns jetzt eine warme Mahlzeit und ich muss sagen, die in Butter geschwenkten und mit Spinat und Ricotta gefüllten Ravioli sollte man probiert haben.
In Costamezzana melden wir uns  wie vereinbart in der Bar, der Wirt bringt uns zu Lucia, die gute Fee des Ostellos. Lucia wohnt gegenüber, ist eine ältere kleine zierliche Dame, sehr couragiert und wird beim Dolmetschen vom etwa 18jährigen Enkel Marco unterstützt.
Sie verlangt Personalausweise, wobei ihr nicht entgeht, dass meiner demnächst abläuft, die Pilgerpässe und führt uns ins Ostello.
Wir bekommen das Vier-Bett-Zimmer Nr. 1, sie zeigt das Bad und erklärt die Handhabung des Schlüssels, alles wie immer tutti paletti. Die Betten sind bestückt mit frischen Laken und Kissenbezügen, das Bad ist sauber, klar darf das obligatorische BD nicht fehlen.
Einzig und allein die Heizung funktioniert nicht, dabei hätten wir es jetzt gern etwas wärmer, denn es hat sich merklich abgekühlt.
Lucia verabschiedet sich und nach zehn Minuten herrscht im Zimmer ein „Casino della Madonna“.
Nach weiteren zehn Minuten höre ich Lucia die Treppe herauf rennen und laut „Pellegrini!“ rufen.
Daumen und Zeigefinger gegeneinander reibend steht sie in der Zimmertür, ah die Señora hat vergessen, die Oferta gleich abzukassieren.  13, Euro pro Person, bitteschön.
Beliefen sich die Angaben im 2012 erschienen Outdoor-Führer noch auf Spende, waren es im Rother Wanderführer von 2013 schon 10,- Euro und ich befürchte die Angaben müssen jährlich nach oben hin korrigiert werden.
Dafür dass hier alles sauber ist und die kleine Frau das Ostello im Griff hat, geben wir es auch gern, denn es ist schon recht lobenswert, wenn sich einzelne Kommunen überhaupt um die Pilger kümmern.
Nach Duschen, Wäsche und einem Schläfchen sind die Lebensgeister wieder geweckt, wenn’s doch nur nicht so regen würde, draußen kommen Bindfäden runter.
Morgen geht es trotzdem nach Fornovo di Taro.


Erkenntnis des Tages: Wärme braucht der Mensch.


MassimoPresidente Tedeschi, Valentino und Kerstin


Gelati - Stopp

Blick zurück auf Fidenza

Lucia, die Seele des Ostellos, Marco der Übersetzer

Schlafsaal in Costamezzana

1 Kommentar:

  1. Oh nein, nicht wieder regen. Ich hoffe wirklich, dass die Sonne wird scheinen.
    Die Kirche in Fidenza ist sehr schön nicht, mit den Pilgern Bilder an der Fassade.
    Gruesse, Everdiene

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