07.Mai, Saint-Paul-de-Vence – Roquefort-les-Pins
Nach dem Urlaubstag fällt es uns ein bißchen schwer heute Morgen, wieder in Gang zu kommen. Außerdem ist mir immer unverständlich, wie man mit zwei Rucksackinhalten ein chaotisches Durcheinander in einem großen Doppelzimmer verursachen kann.
Wie immer gilt der letzte Check den Steckdosen, damit wir die Ladegräte nicht vergessen.
Die heutige Strecke wird mit dem Schwierigkeitsgrad mittel eingestuft und gibt 360 hm bergauf und 480 hm bergab an. Es geht wieder Richtung Küste.
Gestern sind noch einige Gäste angekommen, der 8. Mai ist in Frankreich ein Feiertag und man nutzt den Brückentag für ein langes Ausflugswochenende.
Gestern kam ein älterer Herr mit Rad an, ich wollte im Garten ein paar Worte mit ihm wechseln und er gab mir zu verstehen, dass er mich nicht versteht. Der Mann übergibt uns also heute Morgen im Auftrag der Schwestern die Rechnung, die ich auch bereit bin zu begleichen. Allerdings möchte ich auch einen Stempel in den Pilgerpass und versuche ihm das mit meinen einfachen Französischkenntnissen zu erklären, die anderen Gäste versuchen zu dolmetschen, es gäbe hier keinen Stempel. Es gibt ein langes Hin und Her, der Alte kennt sich wohl hier im Kloster aus, findet aber im Büro nichts derartiges und will mir die Pässe unabgestempelt zurück geben. Es ist zum Mäusemelken, ziemlich laut äußere ich jetzt mein Unverständis, dass es nicht sein kann, dass dieses große Kloster zwar Rechnungsvordrucke aber keinen Stempel besäße. Da antwortet der Mann in perfektem Deutsch : „Zwei Minuten.“ Irgendwann taucht er dann mit unseren Pässen wieder auf, die schließlich ein hübscher klösterlicher Stempel ziert. Na also, geht doch.
Es ist bewölkt heute Morgen und wir verlassen das Städtchen über eine Straße, die am Rand noch mit Skulpturen und kleinen Kunstwerken für sich wirbt. Dann wird es aber trostlos und die Landschaft trübe, je mehr man sich vom Künstlerstädtchen entfernt, um so verlassener und trauriger wirken die Ortschaften.
In einer Bar auf einem Campingplatz sitzen wir einen Regenschauer aus.
Die Sonne kommt raus und wir laufen eine Landstraße entlang, von wo aus ein Wanderweg in den Wald und wieder über einen Hügel führen soll. Die Vegetation ändert sich, es gibt mehr Bäume und mehr Schatten. Allerdings auch mehr Müll am Straßenrand. Den Eingang zum exakt ausgeschilderten Weg versperren alte Autoteile und Reifen. Im Wald liegen alte Ölfässer herum. Da kann man richtig wütend werden, die Hinweisschilder und Wegweiser sehen recht neu aus und sind ordentlich beschriftet, die Wege allerdings wieder zugemüllt und dreckig. Kommt man der Küstenregion näher, nimmt auch die Anzahl der Golfplätze zu, die wiederum erscheinen gepflegt mit sauberen Wegen und heute am Sonntag auch gut besucht. Einige km vor dem heutigen Ziel müssen wir nun wohl oder übel doch einen Waldweg nehmen und es macht wahrlich keinen Spaß, soviel ungepflegte und zugemüllte Natur ist uns auf der VF und schon gar nicht auf dem Franziskusweg begegnet.
Kurz vor Roquefort-le-Pins wird’s dann auch wieder heiß und asphaltig. Die einzige Bar ist wohl seit längerem schon geschlossen und das wohl einzige Hotel auch. Der Brunnen steht leer, Wasser kann man sich nicht zapfen, der Wegweiser nach SdC und Rom sieht neu aus, wurde aber lieblos an einem Laternenmast befestigt.
Zum Glück erreichen wir bald die Unterkunft, ein ehemaliges Priesterseminar, das jetzt einer katholischen Gemeinschaft für Pilgerfahrten und Auszeiten dient. Wieder ein riesiger Komplex mit mehren Barackenähnlichen Häusern verteilt auf einem großen Gelände. Die Verwalterin Claude nimmt uns freundlich in Empfang. Neugierige Bewohner kommen hinzu, alle wollen uns alles erklären. Ein sehr freundlicher und selbstverständlicher Empfang. Claude weist uns in einer der Baracken ein sehr einfaches Zimmerchen zu und wir sind neben einer Pilgergruppe mal wieder die einzigen Gäste. Das Zimmerchen liegt am Ende eines langen Ganges, die Duschen und Toiletten am Eingang und es ist nachts schon ein bißchen gruselig, an den vielen leeren Zimmer vorbei zu laufen, zumal das Haus nicht abgeschlossen wird. Die anderen Gruppen wohnen in anderen Baracken.
Bettwäsche und Handtücher gibt es nicht und heute kommt erstmals mein neuer Yak-und Yeti-Schlafsack zum Einsatz.
Erkenntnis des Tages: Ein Pilgerweg voller Müll – erschreckend !
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