Montag, 29. April 2019

Tag 16, 28.04.2019, von Imperia nach Lingueglietta

17 km,viele Höhenmeter

BnB Ca del Vescovo in Porto Maurice (Imperia)


Der Tag fängt gut an und endet auch gut. Mit einigen kleinen Dramen.
Brunella, die Wirtin, versorgt uns beim Abschied mit einem Proviantpaket bestehend aus dem hier für die Osterzeit typischen Kuchen Colomba, eine Art Rührkuchen, und verabschiedet sich mit dem vom Camino bekanntem Gruß „Ultreia“. Mein Mann kriegt sogar ein Küsschen.
In den Häuserschluchten springt das GPS-Signal hin und her und er hat alle Not, den richtigen Weg zu finden. Die Via della Costa verläuft in großen Teilen identisch mit dem Sentiero Ligure. Wir müssen also nur auf gelbe Pfeile oder blaue Aufkleber achten. Ich will ja einfach Straße gehen, 8 km bis zum nächsten Ort und von hier aus nach den Markierungen. Die Straße hatte ich gestern bereits gefunden. Aber nein, wir laufen mit Handy. 





 
Im Prinzip laufen wir heute ins Landesinnere, einen großen Bogen von Berg zu Berg, um morgen wieder ans Wasser zu kommen. Hierzu müssen wir immer wieder bergauf und bergab, die Autobahn überqueren und viel off Road laufen. 


Als wir auf der erster Höhe ankommen, haben wir das Meer auf der rechten Seite, da wir aber westwärts laufen, müsste es theoretisch links von uns liegen, wir sind also ein Stück zurück gelaufen, ärgerlich. Zudem sind Weg und Landschaft zunächst wenig attraktiv. Es wirkt alles wie vertrocknet. Man kommt an einzelnen Gehöften vorbei und von Hof zu Hof bellen mehr Hunde am Gartentor, so dass bei der nächsten Gelegenheit der Hundeabschrecker aus dem Rucksack in die Hosentasche wandert.
Ich werde sauer, als der Weg durch Pampa führt, wo seit Jahren wohl niemand mehr lang gegangen ist. 


Zudem gibt’s hier in den kleine Dörfern weder Bar noch Alimentari, noch sonst irgendwas. Die Menschen sind auch etwas komisch, als wir nach Wasser fragen, schickt man uns zum Dorfbrunnen, ich habe da immer etwas Bedenken. Ob das Wasser trinkbar ist, weiß man aber nicht. Wir trinken und es wird uns nicht schlecht.


Allerdings entdeckt man auf solchen abgelegenen Wegen auch kleine Sehenswürdigkeiten, die man mit dem Auto überhaupt nicht erreichen würde.






 

Der Sentiero Ligure führt über Torazza und Civezza nach Lingueglietta. Immer wieder sehen wir das Meer und die Autobahn und man hat das Gefühl, man käme überhaupt nicht voran. In Civezza können wir dann nach sechs Stunden in einer Bar Wasser kaufen. 



 

Um allerdings ans heutige Etappenziel zu kommen, muss der Pilger nochmals 200 hm bergab und 300 hm bergauf. Zum Glück spielt das Wetter mit und wir haben gelernt, unsere Ankunftszeit immer nach hinten zu verlegen.
Auf dem Sträßchen bergab passiert es dann, ich fühl, dass ich auf irgendetwas „rolle“, und zwar schneller als ich laufen kann, der Rucksack zieht mich nach hinten und schwups liege ich wie ein Maikäfer auf dem Rücken. Mein Mann kriegt von alledem zunächst nichts mit, der sammelt gerade Kräuter am Wegesrand, als er mich auf der Straße liegen sieht, eilt er zurück und muss mir aufhelfen. Das rechte Knie schmerzt etwas. Jetzt erst nehmen wir wahr, dass die Straße mit vertrockneten Olivenkernen übersät ist, und wenn man drauf tritt, kommt man ins Rollen. 

 
Der heutige Gastgeber ist nicht daheim und hat seine Mutter beauftragt, uns die Schlüssel auszuhändigen. Lucia ist eine ältere Dame, führt uns ins BnB, das auf der website mit der Via della Costa und Pilgerpreisen wirbt. 

Und wir haben eine hübsche kleine Wohnung mit Schlafzimmer und Bad und Küche. Blöd, heute gibt’s ne Küche aber keine Einkaufsmöglichkeit, nur gesammelte Kräuter, Majoran, Thymian, Wacholder und Eukalyptusblätter zaubert mein Mann hervor. 



Er kriegt auch nach langem Herumtüfteln die Heizung im Bad an und wir können den Schweiß, der heute bei dem vielen Bergauf und Bergab in Strömen floss, abduschen. Im Ort gibt’s zwei Restaurants, falls hier aber kein Platz mehr sein sollte, so Lucia, sollen wir sie anrufen, dann macht sie uns Pasta. Da ist sie wieder - die italienische Gastfreundschaft :-)



Erkenntnis des Tages:  
„Auch auf Olivenkernen kann man ausrutschen ! „

1 Kommentar:

  1. Hallo Ihr 2 Ottos,
    Oh es gibt schon Kirschen in Bella Italia. Hoffentlich habt Ihr eine Tüte dabei. Ein Picknick mit gemopstem Obst verzeiht der liebe Gott. Ja was ein Sch... Da haut es Dich, Kerstin von den Wanderschuhen rücklings auf den Rucksack. Ich will hoffen, Du bist OK für die restlichen 2 Tage. Vielleicht sollte Hansjürgen mal ne Wanderkarte kaufen. Das mit dem Navi hat auch seine Tücken.
    Heute war ich beim Zahnarzt und habe den Pfusch mit meiner neuen Knirsch-Spange reklamiert. Er hat mir eine kleine Tube Kleber für Gebissträger zur Sicherheit für meine Tour mitgegeben. Das müsst Ihr für die Zukunft auch in Eurer Wanderapotheke haben.
    So und in 2 Tagen bin ich auch weg. Freu mich schon und denk an Euch mit Liebe.
    Bussi Eure Alke-Brigitte

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