25. - 27.04. 2017, Assisi
Kloster Santa Croce, 70,- Euro p.P. für 2 Nächte HP
Prolog
Da wir im
vergangenen Jahr von Rom bis Citta di Castello liefen, ist unser diesjähriger
Start also Citta di Castello.
Zunächst
soll es aber nochmal zwei Tage nach Assisi gehen, der Monte Subasio wartet
noch.
Obwohl wir
bereits im Herbst eine Woche als normale Touristen hier Urlaub machten und mit
dem Auto dort waren, ist die Besteigung Pflicht. Außerdem ist Assisi ein
würdiger Einstieg.
Wir möchten
diesmal wieder bei den Deutschen Schwestern in Santa Croce übernachten, welch
Zufall, bei der Mail-Reservierung teilt uns eine Schwester mit, dass sie aus
unserem Nachbarort stammt und wir nehmen Post der Eltern mit ins Kloster.
Kurz und
knapp, der Flug ist pünktlich, der Flughafen in Frankfurt-Hahn präsentiert ich
am 25. April mit 3 Grad und Schneeregen.
Bei der
Ankunft in Pisa sind es 17 Grad.
Der
Shuttlebus bringt uns nach Florenz, von hier aus nehmen wir den Zug nach
Assisi. Der Menschenauflauf und die Lautstärke des florentinischen Bahnhofs
gleicht denen in einem Fußballstadion. Wir fühlen uns leicht überfordert,
können aber mittlerweile die Fahrkartenautomaten bedienen, denn am Schalter gibt
es für den laufenden Tag keine Fahrkarten, und wir wissen, dass man hier die
Fahrkarten vor der Fahrt entwerten muss.
Die Zugfahrt
von Florenz nach Assisi dauert knapp drei Stunden, wir kommen tatsächlich pünktlich
kurz vor neun Uhr an, ins Kloster darf man eigentlich nur bis acht, doch
Schwester Alexia war so nett und hat uns ein Taxi bestellt, denn vom Bahnhof
nach Santa Croce wären es nochmals gute 2 km gewesen. Der Taxifahrer, so scheint es, fährt aber Umwege und will dann schließlich 20,- Euro, fägt ja gut an.
Die
Schwester war auch so lieb und hat uns noch etwas zu Essen aufs Zimmer
gestellt.
Müde und zufrieden
fallen wir ins Bett im sauberen und ordentlichen Gästezimmer des Klosters.
Frühstück
gibt’s um acht. Die drei Außenschwestern bemühen sich wieder um die Gäste und
wir sind ca. 17 beim Frühstück
29
Schwestern leben im Kloster. Außer den Außeneschwestern alle in Klausur. Dennoch
können wir die Post von daheim persönlich abliefern und uns auch mit der
Schwester aus unserem Nachbarort unterhalten. Sie vermittelt so viel Zufriedenheit und ist glücklich,
das beeindruckt und bei unserem Aufstieg zum Gipfel des Monte Subasio, lassen
wir das Gespräch noch lange nachklingen. Dankend nehmen wir das Glas Kräutersalz
mit Kräutern aus dem hauseigenem Klostergarten und einen Schokoladenosterhasen
an.
Es ist
eigentlich schönes Wetter, doch als wir die Baumgrenze verlassen, sind wir
froh, die Fleece- und Regenjacken eingepackt zu haben. Bis auf uns beide und
einigen Pferden ist heute niemand hier oben. Es herrscht Wind in Orkanstärke
und wir benötigen etwa 4 Stunden vom Kloster bis zum Gipfel, machen schnell ein
paar Fotos und können weit hinten die schneebedeckten Berge der Abruzzen sehen.
Wir halten
uns wirklich nicht lange auf, so dass wir pünktlich und hungrig zum Abendessen
wieder unten sind. Es gibt Lasagne, Kartoffeln, Zucchinigemüse, Salat, eine
Nudelsuppe, die tut gut, und zum Dessert von einer Novizin selbst gebackene Erdbeertörtchen.
Das und der
gute Rotwein lassen uns dann auch schnell gegen um neun in die Betten sinken.
Wir schlafen
gut und ich besuche morgens die Messe, die Nonnen singen wunderschön und bei
der Lesung, die per Lautsprecher in die Kirche übertragen wird, kann ich noch einen
leichten Pfälzer Dialekt hören.
Neben mir sitzen die österreichischen Eltern einer jungen Schwester, die seit fünf Jahren hier lebt. Eine Liechtensteiner Mutter hat gerade ihre Tochter her gebracht, ich beobachte sie beim Essen, sie blickt oft ins Leere, wie abwesend, was mag in der Mutter vor gehen ? Jetzt, bei dem schönen Gesang, muss ich darüber nachdenken, wie es meinem Mann gehen würde, wenn unsere Enkelin sich irgendwann mal für ein Klosterleben entscheiden würde, schon jetzt quält ihn die Sehnsucht, er würde daran zerbrechen, und mir steigen Tränen in die Augen. Ich bleibe dann auch länger in der Kirche.
Wir hoffen,
dass den Schwestern unser Gastgeschenk, eine Flasche Dornfelder Likör, mundet.
Schwester Alexia
entlässt uns mit den allerbesten Wünschen für unseren Weg und wir müssen
versprechen, zu mailen, wenn wir gut angekommen sind.
Leider müssen
wir dann auch wieder Assisi verlassen.
Wir nehmen den Zug bis Perugia und von
hier den Bus über Umbertide zum Start in Citta di Castello.
Zug-und
Busbahnhof in Perugia liegen allerdings knappe 4 km auseinander, so dass wir
erst einmal bergauf müssen, ziemlich steil, ich schwächle. Wieder untrainiert,
wieder zu viel Krimskrams im Rucksack. Und wir sind nicht mal auf dem
Pilgerweg, der soll es nämlich, was die Höhenmeter betrifft, in sich haben.
Ich schleppe
mich also bergauf, mit Rucksack, die Nasenspitze streift fast den Asphalt,
der Verzweiflung nah bleibt mein Mann ab
zu stehen, dreht sich um, obwohl er 20 Meter entfernt ist, kann ich seinen
Gesichtsausdruck lesen: „ Wenn die jetzt noch einen Liter Wasser am Rucksack
hat, läuft sie rückwärts.“
Er braucht
mich aber, für die Kommunikation bin ich nach wie vor zuständig, und es klappt,
Fahrkarte nach Umbertide, dann Citta di Castello. Der Bus ist voll mit Schülern.
Die Fahrten dauern je ungefähr eine Stunde. Das Klarissinnenkloster ist schnell
gefunden, Pilgerempfangszeit ist 16.00 Uhr, nach einem Cappuccino klingeln wir,
vergeblich, rufen die Nummer an, hören, wie drinnen das Telefon klingelt,
vergeblich. Der Versuch, beim Nachbarn
etwas heraus zu kriegen, scheitert.
Als mein
Mann schließlich, ähnlich wie in der Marswerbung, den eisernen Schlegel gegen
die Tür wummert, siehe da, öffnet sich der Fensterladen hinter den Gittern und
Suore Clarissa erkennt zumindest meinen Mann wieder, hat er doch im vergangenen
Jahr seinen Bastone, den Wanderstab, vertrauensvoll der Schwester zur
Aufbewahrung überlassen. Stolz reicht sie ihn durchs Fenster, nebst Bettlaken,
Handtüchern und Zimmerschlüssel.
Abendessen
gibt’s heute nicht im Kloster, wir sind wohl die einzigen Gäste. Dann
verschwindet sie wieder, denn auch diese Schwestern leben in Klausur.
Es ist kalt,
es regnet, die Busfahrten haben uns müde gemacht, wir verkriechen uns mit
Fleece in die Schlafsäcke.
Nach 2
Stunden, gegen acht, krabbeln wir hervor und beschließen, irgendwo etwas zu
essen. Finden ein hübsches Weinlokal zu kulanten Preisen und gönnen uns, obwohl
noch gar keine Strecke gemacht, Schnitzel, Ravioli, einen guten Roten und
italienische Dessertvariationen.
Müde fallen
wir in die Betten, lauschen dem Regen, sehen können wir nichts, denn das
Fenster in der Zelle ist zwei Meter über uns.
Erkenntnis
des Tages: Pilgerfeeling lässt auf sich warten !
Sturm auf dem Monte Subasio
Oben angekommen !
Monte Subasio im letzten Herbst
Tag 1, 28.04.2017, Citta di
Castello – Lama 10 km
Monastero S. Cecilia, 20,- Euro p.P. ÜF
Gegen 7 ist
Frühstückszeit im Kloster. Schwester Clarissa hat alles vorbereitet, also
Zwieback und Kekse und Cappuccino.
Nachdem auch
sie sich einen Kaffee gemacht hat, wünscht sie guten Weg, sagt, wo der
Zimmerschlüssel zu deponieren ist und verabschiedet sich. Wir sind allein.
Es regnet.
Also kommen die neuen Capes, ein Weihnachtsgeschenk, zum Einsatz. Der
morgendliche Videodreh auf der Piazza im Regen und los geht’s.
Völlig
unspektakulär, 10 km Landsträßchen bis Lama, im Regen.
Erst als
eine Autofahrerin die Scheibe an ihrem Wagen herunter dreht und Bon Viaggio wünscht,
kommt etwas Pilgerfeeling auf.
Wir sind
ziemlich schnell in Lama, Obstpause gibt’s in der Bar im Ort.
Lassen uns
Zeit, das BnB liegt außerhalb und wir sind erst gegen drei angemeldet.
Beim Weiterziehen
begegnen wir auch gleich einem deutschen Pilgerpärchen auf ihrem Weg zur
Bushaltestelle. Ich möchte wissen, wie der Weg nach Montecasale und Sansepolcro
nach dem Regen ist. Sie warnen vor dem Abstieg.
Mein Mann
lässt sich gar nicht erst auf ein Gespräch ein, zieht weiter und macht, während
ich mit dem Harzer fröhlich plaudere, Sightseeing vor der Eisenwarenhandlung.
Beide wollen
bis Assisi und ich bitte sie, an Schwester Alexia Grüße von den Rückwärtspilgern
auszurichten, denn üblicher Weise laufen die Pilger den Franziskusweg von
Florenz nach Rom.
Hinter Lama
erreichen wir unser heutiges BnB Ca Matra. Ein großes Anwesen mit vielen
Ferienwohnungen.
Die Heizung funktioniert, der Vater der Vermieterin begrüßt
uns mit einer Flasche Rotwein aus eigener Produktion und wir stoßen zu dritt an.
Dann beschreibt er uns auf italienisch den Weg nach Montecasale für morgen und
ich nicke brav.
Wir haben
zwei Schlafzimmer, ein Bad, und ganz wichtig für meinen Mann, eine Wohnküche.
Nach einer langen heißen Dusche macht er sich auf den Weg in den Supermarkt mit
strikten Anweisungen, bitte nicht zuviel einzukaufen, was dann im Rucksack
mitgeschleppt werden müsste.
Brav richtet
er sich danach, wird nun aber im Alimentari prompt von der Verkäuferin
angemacht. Mittlerweile versteht er auch ein paar Brocken italienisch, sie
fragt, ob er Pilger sei, was er bejaht und mit Blick auf den Einkauf kommt doch
glatt die Frage: „Solo ?“.
Jedenfalls
ist er in seinem Element, kocht Nudeln und Tomatensoße mit jungen Zwiebeln und
zum Dessert gibt’s Erdbeeren.
Bier hat er
auch gekauft, aber der gute Rotwein ist so gut, dass wir heute wahrscheinlich auch
wieder beizeiten in die Betten fallen.
Leider
funktioniert WiFi nicht, so dass Fotos und Video erst später kommen.
Erkenntnis
des Tages: Alles braucht seine Zeit !
Tagesvideo