B&B, DBZ mit Frühstück 50,- Euro
In der Nacht hat es geregnet und heute Morgen sind die Berge nebelverhangen. Wir befürchten, wieder im Cape laufen zu müssen.
Frühstück haben wir erst für 8.30 Uhr bestellt und Senora Zappo werkelt schon in der Küche. Es gibt drei Kuchen, Marmelade, Joghurt und Erdbeeren, also wieder viele süße Sachen. Die B&Bs in Italien sind so eingerichtet, dass es oft mehrere Zimmer gibt, die sich ein Bad, eine Küche und einen Aufenthaltsraum teilen. Familie Zappo hat ihre drei Zimmer nach den Töchtern benannt und wir schlafen im Sara-Zimmer und Volker und Romy im Zimmer Ilaria.
Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von der Hausherrin und auf geht’s , ohne Regencape.
Als wir über den Hof gehen, schaut auch noch die Oma aus dem Fenster und wünscht einen guten Weg. Als wir schließlich den Ort verlassen, kommt uns ein Traktor entgegen und hält, die Tür öffnet sich und Nadino Zappo, der Hausherr, schaut heraus und wir verabschieden uns herzlich von ihm.
Zunächst wechseln wir nicht die Seite, sondern gehen parallel zur SS26 auf einer kleineren Straße bis kurz vor Settimo Vittone, unter einer Autobrücke entlang und über den Fluss, von dessen Brücke erhascht man nochmal einen letzten Blick ins Tal. Dann ist nach einer Stunde Settimo Vittone erreicht und es geht ziemlich gut voran. Obwohl die Sonne heute nicht mal ein bisschen hervorschaut, sind wir guter Dinger, es geht mal nicht über Weinberge, Hänge und Kletterpartien bleiben aus, einfach nur geradeaus und eben. Wir haben gute Laune !
Nach zwei Stunden, so habe ich es mir jetzt vorgenommen, wird die erste Pause eingefordert. Aus Mangel an heute trockenen Picknickplätzen oder Bänken, wollen wir in einer Bar in San Germano rasten.
Diese Dorf allerdings wirkt wie eine Geisterstadt, lediglich das uns stets in Dörfer begleitende Hundegebell lässt auf Leben in diesem Nest schließen. Mein Hundeabschrecker kam bis jetzt nicht so richtig zum Einsatz, denn erstens sind die meisten Hunde eingesperrt und zweitens funktioniert das Ding nur, wenn man dem Köter Auge in Auge gegenüber steht.
Die Bar ist zerfallen, also weiter bis zum nächsten Ort. Der ist nicht weit. Mittlerweile wissen wir auch schon, wie man einen halben oder einen viertel Liter Wein bestellt und dass es weißer, bianco, und trockener, secco, sein muss.
Die von uns vieren allerdings durcheinander gerufenen Maßangaben scheinen den jungen Kellner zu überfordern und er bringt prompt eine ganze Flasche Wein. Der ist zwar weiß und auch trocken, aber eben ein ganzer Liter. Ich nippe an meinem piccolo Bier und bin erst mal raus aus der Nummer. So müssen sich Romy, Volker und mein so überhaupt nicht dem Alkohol verfallener Mann, und das erst recht nicht vormittags, den ganzen Liter teilen. Die schlaue Romy überlässt das brüderliche Teilen den Männern und den Rest kann man sich denken. Sofort nach dem Verlassen der Bar stürmen beide den Tante-Emma-Laden an der nächsten Ecke und alle drei Verkäuferinnen sind sehr bemüht um unsere Männer. Es ist schon Mittag, also Ladenschluss, die netten Damen aber schalten nochmal das Licht an und einer wird an der Käse- der andere an der Schinkentheke bedient.
Vollgepackt mit Käse, Schinken und Tomaten präsentieren sich beide stolz vor uns Wartenden.
Und nun schleppen wir alle abwechselnd die Tüten. Das haben die Burschen klasse gemacht, als ob wir mit den Rucksäcken nicht schon genug Last zu tragen hätten. Nach weiteren sieben Kilometern, einem Baumlehrpfad und einer Seeumrundung, lässt sich endlich die Sonne blicken, unsere kleinen Machos sind ausgenüchtert und wir machen eine lustige Rast am Seeufer, verdrücken den Schwipskauf und sind fröhlich. Es ist der letzte Wandertag und morgen geht es nach Hause.
Ivrea ist nicht mehr weit. Beim Betreten der Stadt führen einen die Wegweiser allerdings noch einmal gut zwei Kilometer um die Stadt herum bis ins belebte Zentrum. Alles ist gut ausgeschildert, der Autoverkehr enorm und fast alle italienische Autofahrer scheinen keine Zebrastreifen zu kennen.
Unsere heutige Unterkunft liegt direkt an der Via Francigena, die durchs Zentrum führt ,und ich habe für den Abschluss eine etwas luxuriösere gebucht. Das B&B „Spazio Bianco“ hat Zimmer, in welchen die Badewanne mitten im Raum steht oder man in einem Turmzimmer nächtigen kann. Alle Zimmer sind nach regionalen Themen eingerichtet, Karneval, Wein, berühmte Komponisten, Sehenswürdigkeiten.
Und wie im letzten Jahr Jacky aus Trepot ein Glücksgriff in Sachen Sprachen war, ist es jetzt die Gastgeberin Brunella. Ich bin voller Bewunderung für Menschen, die mehrere Sprachen beherrschen, und Brunella spricht neben ihrer Muttersprache italienisch auch noch ziemlich gut deutsch, französisch, englisch und spanisch. Und weil sie uns versteht, und das nicht nur in Bezug auf sprachlicher Verständigung, buchen wir für den nächsten Abschnitt, der im September in Ivrea beginnt, gleich wieder ein Zimmer, denn zur Stadtbesichtigung bleibt nicht viel Zeit, das wird nachgeholt.
Sonnabend:
Frühstück gibt es ab 8.30 Uhr, der Zug nach Ivrea geht 9.30 Uhr. Deshalb sind wir pünktlich im Aufenthaltsraum. Heute Morgen hat Brunellas Mann Dienst und bereitet sorgfältig das Frühstücksbuffet vor. Süße Sachen und zu aller Freude auch Käse und Schinken.
Als ich um den Stempel für den Pilgerpass bitte, ruft er seine Frau an, die beschlossen hat, uns heute Morgen, weil es mal wieder regnet, zum Bahnhof zu fahren. Danke , Brunella.
In diesem Jahr sind wir die ersten Pilger in ihrem B&B. Aber viele werden noch kommen.
Vergangenes Jahr hatte sie im Mai ein holländisches Ehepaar hier, die schon sechs Wochen gepilgert waren und noch fünf Woche bis Rom vor sich hatten. Und im Juni mussten sie in Pisa umkehren, weil es nur geregnet hat. Sie meint, so wäre das Wetter in den letzten Jahren ständig gewesen, Mai und Juni verregnet. So hoffen wir, dass im September die Sonne für uns lacht, meteorologisch und mental.
Vielleicht seid Ihr wieder mit dabei.
Salve !
Erkenntnis des Tages:
"Mezzo" heißt halb und "Quarto" heißt Viertel - beides besser als ein ganzer "Litro" !
Der Tag beginnt - Quincinetto !
heute Morgen mit unserem Wirt Nadino
Settimo Vittone
vor Ivrea
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