14. Mai 2024, Bras – Ollieres
Die Nacht war sehr erholsam und eindeutig zu kurz. Ich werde erst munter als mein Mann schon den Rucksack packt.
Im BnB sind fast alle Gäste Deutsche und man verplaudert sich abends. Die Gläser Wein, die uns beim Berichten zu unserem Weg angeboten wurden, mussten wir leider ablehnen, dann wäre heute nichts gegangen und gehen müssen wir ja wieder. Dennoch verplaudern wir uns beim Frühstück und brechen erst gegen 10.00 Uhr auf. Heute geht’s über Saint Maximin bis in ein Weingut hinter Ollieres und man kommt Aix-en-Provence immer näher. Saint Maximin liegt etwa 13 km entfernt. Heute Morgen ist es bedeckt, in der Nacht hat es geregnet. Der Weg führt heute über eine Asphaltstraße, weil man ja die Wanderwege durchs Hollywood-Valley nicht benutzen darf. Das ärgert natürlich auch den hiesigen Tourismusverein, so erfahren wir von Claude.
Bereits gestern kamen wir an Feldern erfrorener Weinstöcke vorbei und erfuhren von Martina, dass vor Kurzem einige Tage Minusgrade waren und man hofft, die Reben würden nochmals neue Triebe ansetzen. Auch deshalb nennt man das Gebiet um Bras herum die sibirische Provence.
Bereits Madame Phillippon erzählte uns, dass im Winter hier manchmal 20 Grad Temperaturunterschiede am Tag herrschen. Wegen des regnerischen Wetters geht’s heute zügig voran. An der Basilika in Saint Maximin rasten wir und sind ein bisschen enttäuscht von dieser Stadt, rechnet man doch damit, dass in Anbetracht dieser großen Kirche etwas mehr Tourismus herrscht und die Stadt ein bisschen hübscher sei. Heute Abend müssen wir uns selbst versorgen und mein Mann will im Hyper U am Stadtausgang Proviant einkaufen, deponiert mich samt der Rucksäcke im Burger King, wobei er mir einen Kaffee spendiert. Ich gebe noch den Auftrag, mir ein paar Tempos und zwei Bananen zu kaufen und er kommt nach einer halben Stunde mit einem ganzen Wochenendeinkauf zurück. Da wir für morgen noch keine Unterkunft haben, sitzen und googeln wir noch eine ganze Weile, und zwar solange bis es in Strömen regnet. Bis Ollieres sind noch 6 km, die wir also in Regenbekleidung vollgepackt mit zwei großen Einkaufsbeuteln unter die Füße nehmen. Der Berufsverkehr hat eingesetzt, als wir am Lyceum vorbei kommen und viele Schulbusse wahrnehmen, fragen wir uns nach dem in Richtung Ollieres durch und der Busfahrer hält kurz vor der Unterkunft.
Mittlerweile ist es wirklich kalt und stürmisch geworden, deshalb gibt’s heute auch kaum Fotos. Das Weingut Les Terress de Saint-Hillaire ist eigentlich kein Hotel und kein BnB, man hat sich neben dem Weinbau auf Events und Hochzeiten spezialisiert und für die Gäste, die nachts nicht mehr nach Hause finden, gibst eine Auberge mit 4 Zimmern und Gemeinschaftsdusche. Solch ein Zimmerchen haben wir für heute reserviert. In der Vinothek, nimmt uns Elodie in Empfang, eine nette und sympathische junge Frau, die uns auch gleich den Schleichweg für morgen in Richtung Puylobier erklärt und die Pilgerpässe abstempelt. Sie entdeckt den Stempel von Martinas BnB, und ja, das hätten wir fast vergessen, liebe Grüße vom BnB. Das Weingut heute ist nämlich der Haus-und Hoflieferant des BnB von gestern und man kennt sich gut. Elodie berichtet, dass wir die einzigen Gäste heute sind, aber schon wöchentlich ein Pilger hier nächtigt. Eigentlich kostet ein Zimmer in der Auberge 40 Euro, aber Pilger zahlen nur 30 Euro. Jetzt ist es mal gut, doch einen Pilgerpass vorweisen zu können. Die Auberge liegt noch 400 m von der Vinothek entfernt, ist ein Haus mit 4 Doppelzimmern, drei Duschen und zwei Toiletten übern Gang und einer kleinen Küche, ausgerüstet mit Kühlschrank, Mikrowelle, Kaffeemaschine und Wasserkocher und Geschirr, und diese Herberge ist heute nur für uns. Wie schade nur, das Wetter spielt nicht mit, wir müssen halt zu Abend in der Küche essen statt auf der Terrasse mit Blick über die Weinberge. Und draußen stürmt und regnet es, dass sich die Bäume vorm Haus fast zu Boden biegen. Eben sibirische Provence. Mein Mann zaubert aus dem Inhalt der großen Einkaufstaschen ein leckeres Abendessen und anschließend wird aus dem halben Stündchen, das ich mich auf Ohr legen will, drei Stunden. Draußen ist es schon dunkel, man hört nur den Regen und den Wind.
Erkenntnis des Tages: Auch im Süden wird’s mal kalt !
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