Montag, 13. Mai 2024

 
13. Mai 2024,  Cotignac – Bras 


Die Nacht bei Madame Phillippon war sehr ruhig und erholsam, außer dass meinem Mann nachts oft alle Knochen schmerzen. Morgens geht es dann immer wieder. Zum Frühstück, dass wir gemeinsam mit der Hausherrin einnehmen, gibt’s das übliche Süße und guten Kaffee. Unser Bus, heute ist Wochentag, fährt halb neun nach Correns, kurz vor Le Val.  Heute muss es FreeStyle gehen, denn bis Bras laufen wir heute nicht nach Ausschilderung. Wir unterhalten uns noch sehr angeregt mit Frau P. und ihr, so scheint es, tut die Unterhaltung auch sehr gut, denn ihre beiden Kinder und 13 Enkelkinder leben in Paris und den Pyrenäen und die sieht sie nicht so oft. Wieder kam  gestern Abend eine Email, diesmal von unserer heutigen Unterkunft in Bras, die Hausherrin, wieder eine Deutsche, ist von 15.30 bis 17.30 außer Haus, wenn wir es einrichten könnten, sollten wir vorher oder nachher kommen. Und wenn zwischendurch, können wir Garten und Pool benutzen. Ich teile ihr mit, dass uns eine Bank und vielleicht etwas zu trinken schon genügen würden und verfluche innerlich den ganzen Bürokram beim Pilgern.
In der Nacht hat es geregnet und sich etwas abgekühlt. Ab Correns sind wir wieder ganz allein auf einem Sträßchen, das stetig bergauf geht, unterwegs und laufen Richtung Le Val, hier müssen wir wieder auf die Ausschilderungen stoßen. 


 

Es geht an kleinen Olivenhainen vorbei und wird schnell wieder warm und wärmer. Und so langsam macht sich Erschöpfung breit. Beide freuen wir uns auf den Ruhetag in Aix-en-Provence. Als wir endlich die Hauptstraße erreichen und ab hier eine selbstgebastelte Route laufen wollen, die im Prinzip nur geradeaus auf unsere Unterkunft stoßen würde, lockt auf der anderen Straßenseite  der Eingang des Chateau Miraval zur Rast. Wir haben mittlerweile gelernt bei diesen Chateaus, die man von der Straße eigentlich nie zu Gesicht bekommt, nach Mauern oder großen Steinen Ausschau zu halten, um sich mal hinzusetzen. Mein Mann schlüpft also zwischen zwei Steinen hindurch und ich wundere mich, weshalb hinter dem Tor eine Art Wachhäuschen steht und zwei nach Security ausschauende Männer gerade das Müllauto hinaus lassen, folge ganz unbedarft meinem Mann, lass meine Rucksack fallen und krame meine Wasserflasche heraus. Plötzlich kommt einer der Männer zu uns und will uns von den Steinen scheuchen. Wir sollten gegenüber , dort, wo wir gerade aus dem Wald kamen, rasten. Das hier sei Privateigentum von Brad Pitt. Dann kommt auch noch der zweite Mann hinzu, der ist etwas netter, als ich ihm erkläre, dass wir Pilger seien und nur eine Pause bräuchten , um zu trinken. Er gestattet uns schließlich, fünf Minute auf dem letzten der drei Steine zu rasten. 

 


Wir quälen googlemaps, da unsere selbstgebastelte Strecke genau über Miraval verlaufen würde. Nach exakt fünf Minuten kommt der zweite Security wieder zu uns, ich packe Handy und Wasserflasche schon in den Rucksack, da entschuldigt sich der Mann für seinen Kollegen, der käme aus Brasilien und wüsste nicht was Pilgern ist, er sei, so wortwörtlich ein „stupid Idiot“ und wir sollen so lange Pause machen wie wir brauchen, nur eben übers Gelände dürften wir nicht abkürzen. 

Nach der Neuplanung laufen wir noch ca. 4 km bis Le Val, um von hier nach Bras zu gehen. In einer Bar pausieren wir und ich traue meinen Augen kaum, kommt da nicht der Brasilianer übern Platz geschlenkert, mit Macho-Sonnenbrille und Macho-Gehabe, tut so, als ob er uns nicht kenne, schlürft seinen Kaffee und schlenkert ebenso machomäßig wieder davon.

 

Bras ist ein winziges Dörfchen und man gewinnt den Eindruck, dass diese Dörfer irgendwie nicht verlassen sind , aber vergessen wurden, zur Mittagszeit ganz leer, still und eben vergessen. An der Kirche gab es bisher immer ein Cafe le Central und gegenüber eine Bar des Sportiv und ab und zu ein Immobilienbüro. Die Brunnen sind , wie bereits im vergangenen Jahr, nicht angestellt wurden. 


 Auch dieses Dörfchen verlassen wir auf einem kleinen Asphaltsträßchen, von dem recht bald ein Weg Chemin les Temples abzweigt , mehrere Schilder preisen unser heutiges BnB an, das Chambre de hotes un Champagne en Provence von Martina Fussler. Ein aus dem 11. Jahrhundert stammendes und 180 ha umfassendes Templeranwesen, umgebaut zu Ferienhäuser und -wohnungen, mit Pool, Garten, versteckten Nischen, Terrasse, Templerkappelle, Liegewiese, Kinderspielplatz, mit kleinem Restaurant, einem alten Innenhof, mit Eseln, Ponys und Gänsen. 

 

Martina kocht für uns. Es gibt Salat und Couscous mit Rotbarbe, Käseplatte, Wein , Brot, Kaffee und Quarkspeise. Gäste kommen, checken ein, holen sich bei ihre eine Flasche Wein und sprechen uns an, ob das nicht herrlich hier sei, dem wir unbedingt zustimmen. Auf die Frage, wie lange wir hier blieben, müssen wir leider antworte, dass es nur für eine Nacht sei, weil wir pilgern und morgen schon wieder weiterziehen. Das scheint für einige Gäste so interessant zu sein, dass wir auf eine Flasche Wein eingeladen werden, diesmal aber wirklich dankend ablehnen. Wieder andere setzen sich zu uns und wir müssen berichten. Es wird eine unterhaltsame Runde, Martina und ihr Mann Claude, ein paar Gäste und wir.

 




Claude ist hier  im Tourismusverein und bedauert auch sehr, dass einige Wege durch dieses Hollywoodvalley, wie die Einheimischen es nennen, so versperrt sind und Pilger oder Wanderer regelrecht dazu nötigen, auf der Straße zu laufen. Neben Brad und Angelina, die übrigens in Corrrens, das ist das verschlafene Dörfchen, in dem wir heute Morgen unser Tagevideo drehten, getraut wurden, haben auch noch George Cloony und George Lucas und ein paar Promis der Parfümindustrie ihre Anwesen hier. Das bringt natürlich Einnahmen für die Region, aber auch Nachteile, weil man eben diese Anwesen nicht durchlaufen kann und wenn ein Wanderer sich doch mal verirrt, wird er im Cheep wieder rausgekarrt. Wir könnten noch lange fachsimpeln, dennoch bitte ich Claude, seinem Verein mal ein Lob für die tolle Beschilderung und Ausmuschelung des Weges auszusprechen.
So, und jetzt ist es fast Mitternacht. 



 
Erkenntnis des Tages: Hollywoodvalley und sibirische Provence, das müssen wir uns merken.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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