02.Mai 2023, Ventimiglia (I)- Menton (F)
Heute Morgen nehmen wir den richtigen Zug nach Ventimiglia.
Gestern der Tag war eher zum Einlaufen, heute geht’s zur Sache.
Wochentag, Verkehr und Lärm und viele Menschen. Ein buntes lautes Getummel erwartet uns in der letzten italienischen Stadt auf der Via della Costa. Wir statten dem Blumenmarkt einen kurzen Besuch ab, schließlich befinden wir uns ja immer noch an der Blumenriviera ,und auf geht’s.
Es geht mal wieder durch einen der vielen Tunnel, der nur für Radfahrer und Fußgänger und mittlerweile auch für Jogger angelegt ist, aber bei Weitem nicht so hübsch gestaltet wie die bisherigen. Er ist dunkel, trist und zugig. Anschließend erwartet den Pilger eigentlich kein Wanderweg sondern ein paar schmutzige und staubige Pfade zwischen Steilküste und Straße. Gelbe Pfeile allerdings weisen darauf, dass wir richtig sein müssen. Wir gönnen uns nochmal eine kleine Pause und die italienischen Preise.
Trinken ist sehr wichtig, denn es ist unheimlich heiß tagsüber. Schnell kommt dann auch die Grenze in Sicht, dir wir ohne Kontrolle recht unspektakulär überschreiten.
Eigentlich sind wir keine Stempeljäger, aber wenn man soweit gelaufen ist und eine Landesgrenze als Pilger überschreitet, wäre es doch schön vom Grenzposten einen Stempel für den Pilgerpass zu bekommen. Mehr als wegschicken können die französischen Polizisten mich ja nicht. Während mein Mann vorm Grenzbüro geduldig in der Mittagshitze schmort, versuche ich bei den vier Grenzpolizisten, die gelangweilt im Büro sitzen, meine rudimentären Französischkenntnisse anzubringen.
„Nous sommes des pelerins allemands sur le Chemin Saint-Jaques de Compostel und hätten gern einen Stempel für den Pilgerpass.“
Die wenig beeindruckten Polizisten wollen mich tatsächlich zum Airport Nizza schicken. Ich krame also den Pilgerpass aus dem Rucksack, um ihnen zu verdeutlichen, dass ich keine Stempel für irgendeinen Reisepass benötige. Lediglich einer von ihnen interessiert sich ein klein wenig für den Pilgerpass, die anderen sind unberührt, drehen sich auf den Bürostühlen hin und her und versichern jetzt auf deutsch „keinen Stempel“ zu haben, ich solle in Menton bei der Polizei nachfragen. Wahrscheinlich sind wir die ersten, die hier danach verlangen. Mir wird es zu bunt, zu heiß und zu blöd, und außerdem ist die heutige Unterkunstfrage noch gar nicht geklärt, so dass wir unverrichteter Dinge weiter ziehen.
Na, France, du begrüßt uns nicht gerade willkommend.
In einer Bar schlürfen wir Cola und checken die Lage.
Das Missionarsheim in Menton hat auf meine vielen Mails nicht reagiert, der Barmann ist so nett und ruft für uns an, man versichert, dass ein Zimmer für eine Nacht frei wäre und wir ziehen los. Entlang einer hübschen Uferpromenade, auf der sich am Nachmittag viele Menschen tummeln, am Stand liegen und in einer der vielen, vielen Beachbars relaxen geht es ins Zentrum.
Hier herrscht noch mehr Bewegung, wir kämpfen uns mit den Rucksäcken zwischen Touristen Einheimischen hindurch, erreichen ziemlich erschöpft das Gästehaus, dass ein Altersheim ist und was soll ich sagen, die Tante im Büro weiß von keinem Anruf, hat keine Mails erhalten, spricht kein Englisch und tut ziemlich unberührt. Für einen überteuerten Preis bietet sie uns ein Doppelzimmer an, lässt nicht mit sich handeln und als ich die älteren Herrschaften schon in Wartestellung fürs Abendessen im Foyer sehe, will ich nur weg hier.
Im Hof setzen wir uns auf eine Bank und checken booking.com, irgendwo müssen wir ja heute schlafen. Auf dem Weg hier herauf sind wir am Best Western Hotel vorbei gekommen, für uns wegen der angenommenen hohe Preise keine Option, aber siehe da, es gibt ein DZ mit Frühstück für den gleichen Preis wie im Altersheim. Preiswerter geht’s fast nicht.
Also werden wir unsere ersten Pilgernacht in Frankreich in einem Hotel verbringen. Auch gut.
Nach einer ausgiebigen Dusche sitzen wir bei Baguette und Obst auf dem Balkon mit Blick auf den Innenhof und fallen kurz darauf in die Betten.
Mal sehen, was die kommenden Tage noch für Überraschungen für uns bereit halten und wie pilgerfreundlich sich die Via Aurelia, das ist die Bezeichnung des Pilgerweges, auf dem wir uns ab Menton befinden, erweist.
Erkenntnis des Tages: Der Weg kennt keine Grenze !
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