01.05.23, Bordighera - Ventimiglia
Ja, wir sind wieder da, zurück auf dem Pilgerweg.
Nach vier Jahren Abstinenz.
Und es soll endlich weiter gehen auf der Via della Costa und der Via Aurelia.
Zwei Tagesetappen fehlen noch bis Menton (F), wo die Via Aurelia beginnt. Diese beiden Wege stellen die Verbindung zwischen Via Francigena und Via Tolosana da, um schließlich über den Somportpass nach Spanien zu gelangen.
Bis nach Bordighera sind wir 2019 gekommen. Heuer sollte es nun von dort nach Ventimiglia und hinüber nach Frankreich gehen.
Der Plan sieht wie folgt aus. Wir stellen unser kleines Wohnmobil auf einen Campingplatz in San Remo ab, sozusagen unseres Base, nehmen an Tag 1 den Zug von hier nach Bordighera, eine Station, und laufen bis Ventimiglia, sind also immer noch in Ligurien auf der Via della Costa.
Angekommen in Ventimiglia nehmen wir den Zug nach San Remo zurück und kehren für eine Nacht in unserem WoMo ein.
Tags darauf nochmals den Zug von San Remo, diesmal bis nach Ventimiglia und los geht’s über die italienisch-französiche Grenze nach Menton an der Cote d' Azur, wo die Via Aurelia beginnt.
Dann werden wir laufen und meist in Klöstern übernachten.
Aber wie so oft, wenn man meint, alles bis auf Detail geplant zu haben. ..
Die ganze Nacht regnet es, heute Morgen regnet es immer noch. Wir nehmen die vier Kilometer bis zum Bahnhof in San Remo unter die Füße, unterwegs gibt es den geliebten italienischen Cappuccino und zwei Dolce und am Bahnhof lösen wir die Tickets für die Regionalbahn.
In den Katakomben des Bahnhofs von San Remo, der nur unterirdisch angelegt ist, finden wir uns gut zurecht und nehmen den ersten Zug, der einfährt. (Man kann hier nur Richtung Ventimiglia oder Genua fahren)
Sieben Minuten soll es dauern bis nach Bordighera. Als der Zug allerdings am Bahnhof in Bordighera vorbei rauscht, kriegen wir mit, dass
wir aus Versehen statt auf die Regionalbahn zu warten in den IC eingestiegen sind. Also sind wir eigentlich schneller am heutigen Etappenziel als gedacht und planen um. Wir laufen eben zurück, also Ventimiglia – Bordighera, sozusagen im Großen und Ganzen betrachtet, anstatt von Rom nach Santiago de Compostela jetzt eben von Santiago nach Rom.
Obwohl wir heute nur mit Tagesrucksack unterwegs sind, merken wir, dass vier Jahre Pilgerabstinenz doch ihre Spuren in puncto Fitness hinterlassen haben, sind wir nicht nur älter sondern auch schwerer geworden. Dennoch geht es zügig bis nach Bordighera und ein Blick Richtung Westen lässt im Nieselregen Menton und Monaco auftauchen.
In Bordighera angekommen, hängen wir waghalsig die knapp 8 Kilometer bis zum Campingplatz dran, wovon es 5 Kilometer wieder durch besagte Tunnel geht, die kennen wir schon. Als wir den Tunnel verlassen, kommt auch ein bißchen die Sonne raus. Wir sind kaputt. Als ich bemerke, dass mein rechter Schnürsenkel offen ist, schwanke ich, ob ich mich bücken soll oder die paar Meter bis zum Campingplatz einfach mit offenem Schuh laufe. Das kriegt ein junger Mann mit, der uns entgegen kommt, er stellt seine geöffnete Bierflasche und seinen Einkaufsbeutel ab, kniet sich vor mich hin und bindet mit der Frage „Wo bist du gegangen ?“ meinen Schuh zu. Ein nettes Erlebnis.
Duschen dauert heute gefühlt eine Stunde. Eine weitere Stunde reduziert mein Mann seinen Wanderrucksack-Inhalt auf ein Minimum. Rücken !
Morgen also wird es nach Frankreich gehen und weiter und weiter.
Wir sind gespannt, was der neue Pilgerweg für Überraschungen für uns bereit hält.
Erkenntnis des Tages: Man wird nicht nur älter sondern auch ein bißchen tüddelig.
Bonjour Kerstin et Hans Jürgen, wie schön am neuesten Teil Eurer großen Pilgerreise von Rom nach Santiago de Compostella teilnehmen zu können. Liebe Grüße von Fred Mario
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