Donnerstag, 18. April 2019

Tag 6, 18.04.2019, von Monterosso nach Sestri Levante


Monterosso – Framura 20 km, 500 hm bergab,

Framura – Sestri Levante Zug

Santuario di Nostra Signora di Soviore in Monterosso

Wir haben Halbpension gebucht und sind im großen Speisesaal fast allein. Nur eine vierköpfige Familie nimmt am Abendessen teil.
Die vielen Tische sind hübsch eingedeckt und als die Bedienstete bemerkt, dass wir uns an den Heizkörper schmiegen, denn der ist schön warm, stutzt sie und wir erklären, das unsere Zelle nicht so richtig warm ist. Offensichtlich dreht der Hausmeister dann nochmal so richtig auf, denn als wir nach dem Essen ins Zimmer kommen, sind die Heizkörper sehr heiß und die Wäsche trocken. Dennoch werden solche ehemaligen Klosterzellen nie richtig warm. Selbst mein Mann steigt heute Nacht mit einem langärmeligen Shirt ins Bett und wir holen uns noch zusätzlich Decken aus dem Schrank. Es wird aber auch kalt, sobald die Sonne weg ist hier oben.


Zum Abendessen gibt es Spaghetti mit Pesto und Muscheln, Fleisch mit Pommes und Calamari mit Salat und als Nachtisch Panna Cotta.


Hier oben ist es ungewöhnlich ruhig und als ich nachts mal raus muss, gruselt´s mich ein bißchen. Blickt man aus dem Fenster, kann man ganz unten in der Bucht die Lichter von Monterosso erkennen.
Um acht gibt’s Frühstück, jetzt ist der Speisesaal etwas voller, und es ist von allem etwas da, Herzhaftes und Süßes. Wir lassen uns Zeit, bezahlen als Letzte und wandern zunächst ein kleines Sträßchen Richtung Levanto bergab.
Pilgern sind wir bis jetzt nicht begegnet, wobei der ligurische Küstenweg als Verbindung zwischen der Via Francigena und der französischen Via Aurelia noch nicht so bekannt ist. Die italienischen Pilger, die diesen Weg nehme, pilgern eher umgekehrt, also vom französischen Menton nach Rom. Aber die Autofahrer winken freundlich und wir sehen endlich den ersten gelben Pfeil und wenig später auch die Muschel an einem Laternenpfahl.

 
Die erste Cappuccinopause machen wir an einem hübschen Albergo hier oben in den Bergen und bereuen es fast, gestern nicht noch eine Stunde weiter gelaufen zu sein, um eventuell hier zu schlafen. Das deutsche Ehepaar, dass hier gerade auf der Terrasse frühstückt, ist voll des Lobes.
Na ja, man kann nicht alles haben, dafür mussten sie etwas tiefer in die Tasche greifen, denn er überlässt uns seine Quittung. Ligurien ist nicht gerade preiswert, selbst die Klösterunterkünfte sind nicht ganz billig.

Über einen schmalen Waldweg, der die sich ins Tal schlängelnde Straße abkürzt, erreicht man den Weiler Fontano, einige Häuser und eine winzige Straße. Die Bewohner müssen sogar ihren Müll mitnehmen, wenn sie aus dem Haus gehen, für Mülltonnen ist hier kein Platz, die stehen außerhalb des Ortes.


Der Wald, durch den wir laufen, ist eigentlich kein richtiger Wald, wie wir ihn kennen, da sich die Vegetation auf dem Fels ihren Platz suchen musste, sind einige Stellen gar nicht bewaldet oder sehr licht. Viele Bäume sind vertrocknet.
Wieder ist es sehr ruhig hier oben, man hört lediglich das Hundegebell aus den kleinen Orten am gegenüberliegenden Hang.
Durch Vororte, die touristisch noch wenig erobert sind, mit einer Autowerkstatt auf der einen und einer Bootswerkstatt auf der anderen Seite, gelangt man nach Levanto. Und je näher man dem Strand kommt, um so touristischer wird es. Gelateria, Restaurants, Geschäfte und wieder Restaurants.


In der Touristeninformation bitte ich den jungen Angestellten, in unserer heutigen Unterkunft in Sestri Levante anzurufen, denn ich möchte mir nicht nochmal eine Standpauke einhandeln. Man erwartet uns.
Zu Fährverbindungen befragt, meint er nur, dass von Levanto kein Schiff nach Sestri Levante färht, wohl aber von dort nach Rappalo, da es sich um eine andere Gesellschaft handelt.
So bleibt es wohl dabei, dass wir den Zug nehmen müssen. Schade, aber über die Berge ist der Weg von hier nochmals 30 km lang und die Auf- und Abstiege laut Wanderführer über 1000m.
Wir beschließen, soweit zu laufen wie es geht, schlenkern in Sestri Levante den Strand entlang, wo schon ein paar Einheimische Sonne baden und Kiddis spielen. 

 
Wir schicken die Drohne über den Strand und als sie landet, bringt sie einen Bienenschwarm mit hinunter, die Honigsammler müssen wohl vom leisen Motorensummen angelockt wurden sein, verflüchtigen sich dann aber schnell.


Von hier aus können Fußgänger und Radler einen Tunnelweg nehmen, der nach Bonassola führt. Das ist spannend und der Weg ist herrlich, denn ab und zu gibt es Ausstiege und man kann aufs Meer blicken, kleine versteckte Buchten entdecken und Felsen, die von dem herrlichen grünen Wasser, auf dem die Sonnenstrahlen tanzen, umspült werden.



In Bonassola gibt’s in einer Bucht nochmals eine Rast, denn die zerquetschten Bananen müssen verspeist werden.


Dann aber ist Schluss mit Lustig, denn der nächste Fußgängertunnel nach Framura ist gesperrt, auf einem Zettel der Kommune steht ziemlich viel Schrift, der laut Goggleübersetzer besagt, dass es gefährlich ist, weil wohl ein paar Felsen abgebrochen sind. Nun steht da aber nichts von Carabinieri oder Gefängnis, also Mut zur Lücke ! Wir stapfen los, mein Göttergatte schaltet seinen Turbo ein.



Dann aber versperrt nach einem km eine Absperrung den Weiterweg. Als wir jedoch beobachten, wie ein italienischer Papa mit Sohn die Räder über die Brüstung hebt und weiter radelt, kennen wir auch nix. Rucki zucki ist mein Mann über den Zaun geklettert, mir fällt´s etwas schwerer, bin ich doch auch nicht mehr die Jüngste. Also versuch ich, unten durch zu krabbeln, bleibe aber stecken, Po zu sexy. Nützt nichts, ich muss klettern. Geht auch, allerdings kann mein Mann diese zirkusreife Nummer leider nicht fotografieren, da er mit ganzen Körpereinsatz verhindern muss, dass ich den Zaun zum Einsturz bringe. Zweimal müssen wir klettern und ich mich auf seine starken Arme und noch stärkere Nerven verlassen.
In Framura gibt es leider keinen Tunnel mehr, jetzt begänne der 1000m hohe Anstieg, wir haben aber schon 20 km hinter uns. Der Zug bringt uns also nach Sestri Levante.
Wir checken wieder in einem Santuario ein und versuchen, eine Fährverbindung nach Rappalo für morgen zu finden. Aber Fehlanzeige, es ist noch keine Saison. Allerdings von St. Margherita nach San Fruttuoso steht die Verbindung. Also müssen wir etwas umdisponieren, das heiß, morgen nochmals ein Stück Zug.


Jetzt kommen wir gerade vom Abendessen. Es gab wieder drei Gänge, Reissuppe, Fleisch mit Gurken und überbackener Tomate und Obst.
Nicht so lecker wie gestern, jedoch zu einem unschlagbaren Preis.
Aus den ursprünglich vereinbarten 45,- Euro für das Doppelzimmer, hat man 30,- Euro gemacht und 10,- Euro pro Person fürs Essen, da kann man nicht meckern.



Erkenntnis des Tages: 
Mut zur Lücke !

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen