Tag 5, 17.04.2019, von Riomaggiore nach Monterosso
Hotel
Locanda Dalla Compagnia in Riomaggiore
Fähre,
7 km, 500 hm bergauf
Eigentlich
ist Riomaggiore ein hübsches kleines Fischerdorf. Eingebettet in
einer Bucht, blieb den Bewohnern nichts weiter übrig, als die Häuser
aufeinander zu bauen, so dass fast aller Häuser mit dem Rücken zum
Fels stehen. So auch unser Hotel, die Zimmer der unteren Etage liegen
nach hinten, so dass unser Zimmerchen wahrscheinlich noch nie Sonne
gesehen hat, wohl gibt es ein Fenster, zieht man aber die Gardinen
zur Seite, blickt man auf blanken feuchten Fels. Es gibt keine
Heizung. Daher wird mir auch nicht warm und wir schlenkern abends
nochmals in eine kleine Bucht, die mein Mann während ich frierend
und schlecht gelaunt im Bett schmolle, entdeckte.
Dabei
müssen wir wieder einige Treppen steigen. Es geht zwischen den
Häusern entlang, man biegt mal rechts , mal links auf eine weitere
Treppe ab und bemerkt den Zahn der Zeit und der Witterung, dem die
Häuser ausgesetzt sind. Vom Salzwasser verrostete Briefkästen und
marode Treppengeländer lassen erahnen, dass die Unbilden der Natur
auch vor den malerischen Dörfern der Cinque Terre nicht Halt machen.
Bei Sturm schwabbt hier schon mal das Wasser bis in die unteren
Etagen der Häuser am Hafen. Deshalb stehen auch in fast jedem Haus
die Türen zum Lüften offen. Blickt man kurz hinein, sieht man
wieder schmale Treppen, die in die oberen Etagen führen.
Auch
als die letzte Fähre ablegt, herrscht hier noch reges Treiben.
Viel
französische Touristen sind unterwegs, ein paar Deutsche und
Engländer.
Der
Weg am Hang entlang, die Via della Amore ist bis 2021 geschlossen, so
beschließen wir, heute morgen die erste Fähre zu nehmen. Die geht
9.00 Uhr, legt aber nicht in Manarola und Vernazza an sondern fährt
direkt nach Monterosso.
Wir
kaufen uns ein One-Way-Ticket, dass Boot ist fast leer und nach 25
min. legt man in Monterosso an.
Dieser
Ort ist schon etwas größer, hat nicht mehr das Flair eines
Fischerdörfchens, aber ist dennoch ein hübscher Ort.
Wir
erkundigen uns nach Fährverbindungen Richtung Sestri Levante, die
scheint es aber nicht zu geben, so dass wir entgegen unserem
Vorhaben, ohne Bus oder Bahn zu benutzen, morgen wohl doch auf
öffentliche Verkehrsmittel zurück greifen müssen, denn über 30 km
bergauf und bergab, wie der Wanderführer es beschreibt, ist nichts
mehr für uns.
Wir
setzen an zu den 500 hm auf einem felsigen aber gut ausgebautem Weg
zum Santuario di Soviore hoch oben über der Bucht von Monterosso.
Der Weg ist zum Teil ziemlich steil und schnell kommt man ins
Schwitzen, dafür gewinnt man aber genauso schnell an Höhe. Ab und
zu kann man Sprüche berühmter und sehr weiser Persönlichkeiten der
Weltgeschichte lesen, Buddha, Gandhi, Mandela, Obama.
Es
gibt keinen Frieden der großen kleinen Nationen, Frieden ist die
Frucht der Zusammenarbeit der ganzen Welt.
Auch
hier sind wieder viele französische Tagestouristen unterwegs.
Und
auf halber Höhe gibt’s eine längere Pause mit Brot aus Massa, das
gut gekaut werden muss, weil schon drei Tage alt, mit Banane aus
Riomaggiore und immer noch Äpfeln vom Wochenmarkt. Und mein
Göttergatte ergreift die Gelegenheit eines Drohnenfluges.
60
m lässt mein Mann die Gute aufsteigen, zweimal drehen und filmen.
Hat schon was.
Heute
wird allerdings nicht der Follow-Me-Modus eingestellt sondern der
Coming-Home-Modus, das bedeutet, lande gefälligst wieder dort, wo du
gestartet bist, denn meine Frau hat keine Lust, an geschlossen
Gehöften hier im Wald zu klingeln.
Gehorsam
setzt sie nach ihrem Rundflug auch wieder zu seinen Füßen auf.
Die
Tatsache, dass alles perfekt klappte und mein Kommentar, dass er der
Held des Tages ist, zaubern ihm ein breites zufriedenes Lächeln ins
Gesicht.
Das
beflügelt ihn und nachdem das technische Equipment sorgfältig
verstaut wurde, schaltet er seinen Turbo ein und erklimmt leichten
Schrittes die letzten 200 hm. Ich schalte meinen Follow-Him- Modus
ein und stapfe gehorsam hinterher.
Schnell
erreichen wir dann die heutige Unterkunft, ein Gästehaus des
Klosters und es dauert etwas bis die Rezeptionisten versteht, das wir
gebucht haben. Auf keinen Fall werden wir die 500 hm wieder herunter
laufen. Sie ruft im Sekretariat an, gibt mir den Hörer und ich muss
jetzt auf englisch der Chefin am anderen Ende alles nochmals
erklären. Sie hält mir eine Standpauke, dass ich zwei Tage vorher
nochmal anrufen sollte, was ich natürlich nicht tat. Irgendwie hatte
ich bei den vielen Mails mit den Renzos und Enzos, den Sabrinas und
Celias den Überblick verloren. Wir kriegen unser Zimmer, keine
Frage, auch die gebuchte Halbpension und den Pilgerstempel.
Das
Zimmer ist wohl eine ehemalige Klosterzelle, die waren schon immer
kalt und hatten eine Steinfußboden. Ruck zuck drehe ich die Heizung
auf und hurra, die funktioniert. Außerdem öffnen wir die Fenster
und lassen die wärmenden Sonnenstrahlen hinein.
Wir
nutzen die Gunst der Stunde und machen große Wäsche.
Als
ich aus der Dusche trete, lächelt mich mein Göttergatte an, irgend
etwas stimmt nicht. Der Zahn ! Das drei Tage alte Brot ! Zum Glück
hat er die teure Krone samt Zahn nicht verschluckt. Er ist da hart im
Nehmen, die Keramik wird in ein Tempo gewickelt und in der
Rasierapparattasche verstaut. Muss halt daheim wieder angeklebt
werden. Das Brot hat er aber nicht weggeworfen, kann man ja noch
essen ;-))
Abendessen
gibt es 19.30 und wir genießen die Wärme und die Ruhe hier oben.
Erkenntnis
des Tages:
Follow
me, follow you – geht auch ohne Zahn !
Ich vermisse immer noch ein Foto vom zahnlosen Hans. ;-)
AntwortenLöschenJaaaa, Film MIT Musik.
Ei, was für ein Ding. Herr Otto OHNE Zahn. Keiner kann Dir besser Nachfühlen als ich. Noch seid Ihr in Bella Italia und es gibt feine weiche Pasta. Weil bald Ostern ist, gönnt Euch mal ein weiches Ei. Ich bin immer noch tief getroffen von den Ereignissen von Paris. Das werdet Ihr bestimmt auch mitbekommen haben mit dem Brand der Notre Dame.
AntwortenLöschenLaßt Euch morgen am Karfreitag den fangfrischen Fisch direkt vom Mittelmeer schmecken und paßt auf Euch auf.
Bussi Alke-Brigitte