Dienstag, 17. Mai 2016

Tag 11, 17.05.2016, von Ferentilo nach Patrico

17.05.2016, Ferentilo - Patrico, 21 km

Refugio Mola Sacramento - Ferentilo, DZ 60,- Euro ÜF, Bett im Hostel 25,- Euro ÜF

Nachts hat es einmal gescheppert, Dieters Bett ist zusammen gebrochen, macht ja nichts, da gibt es ja noch 11 andere freie Betten.
Eigentlich soll es 6.00 Uhr los gehen, um fünf klingelt der Wecker und draußen scheppert ein Gewitter ( mal wieder), also bleiben wir liegen und brechen erst gegen 7.00 Uhr auf.
Im Refugio gibt es kein Frühstück, man bekommt aber in der Bar ein Getränk und ein süßes Teil gratis, wenn man sagt, dass man im Mola Sacramento geschlafen hat, und die Barfrau ist recht nett, weiß Bescheid und wir kriegen anstandslos unseren Kaffee, Tee und ein Kuchenstück.
Heute geht es fast 1000 m nur bergauf, eine Etappe, vor der wir bereits bei der Planung einen Riesenrespekt hatten.
Kurz hinter Ferentilo heißt es dann auch wieder, Regencape an.
Wir sind alle ziemlich angefressen, so ein Wetter und die Strapazen gehen schon an die Substanz.
Erstmals gehen wir ja auch zu dritt, da ist nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen.
Auch geht es heute durch keine Ortschaft, also keine Einkehrmöglichkeit, wir schleppen Wasser und Proviant mit bergauf.
Weil es keine trockenen Rastplätze mehr gibt, machen wir die Obstpause in einer offenen Garage in einem Drei-Häuser-Nest ohne Einwohner.
Keiner redet groß.
Irgendwann geht es dann auch von der Straße ab und auf einen Schotterweg.
Wir sind schon ziemlich weit oben als uns auf einer Strecke von ca. 200 m gefällte Bäume den Weg versperren, die müssen da aber schon 2 Jahre liegen, absolut kein Durchkommen. Zum Glück regnet es nicht mehr, so lassen mich die Jungs mit drei Rucksäcken zurück und schwirren aus, eine Alternative zu suchen.
Erstaunlicher Weise gibt es guten Funk und googelmaps zeigt uns zwar einen Umweg, aber es müsste klappen. Allerdings geht es jetzt 300 m Riesenschotter steil bergauf. Mein Mann will zurück kommen, um meinen Rucksack zu holen, das kriege ich schon allein hin.
Oben angekommen und durchgeschwitzt rasten wir an einem Kapellchen.
Es ist saukalt.
Das Kapellchen ist geöffnet un des liegen Gästebücher aus. Ich schlage willkürlich eine Seite auf und lesen den Eintrag von Simone und Anton Ochsenkühn von 2011, nach deren Führer wir zum größten Teil gehen. Ich deute es mal als Zeichen.
Mein  Mann erkundet die Gegend und findet heraus, dass das Gestein hier sehr eisenhaltig ist, einen Klumpen sammelt er auf und nimmt ihn mit.
Zunächst bleibt es trocken und wir überqueren herrliche Blumenwiesen, auf den Kühe und Pferde weiden.
Kurz vorm Ziel scheppert es abermals, ich fass es nicht, wieder ein Gewitter in den Bergen, mein Mann mahnt zur Eile und ich will abermals die Wanderstöcke wegwerfen, Blitzfänger !
Das ist aber nicht alles, mir wird bewusst, dass mein Göttergatte ja noch den Eisenklumpen mit sich herum schleppt.
Erst als uns zwei Pilzsammler entgegen kommen und ich unweit ihr Auto entdecke, gibt es Entwarnung.
Das Agriturismo Bartoli liegt oben auf dem Berg und es kommt die Sonne heraus als wir nach knapp 9 Stunden unser Ziel erreichen.
Es gibt ein Bier für jeden und dann einen ganz besonderen Abend.
Die anderen Gäste sind bereits da, denn die sind ja von Spoleto herauf gekommen, ein recht einfacher Weg.
Wir bekommen ein Dreibettzimmer für uns und Dieter ein Dreibettzimmer für sich.
Die Zimmerchen befinden sich  in kleinen Gebäuden herum ums Haupthaus.
Während die Männer ihr Bierchen schlürfen, gehe ich auf Erkundungstour. Eine Waschmaschine muss her, die Hosen stehen vor Dreck, Schlamm und Kuhdung.
Klar finde ich auch eine und mit der netten Rezeptionisten kläre ich einen Waschgang ab. Eine Waschmaschine kann ich in allen Sprachen bedienen.
Eine Stunde später ist unsere gesamte dunkle Wäsche wieder sauber und baumelt in der Sonne. Bingo.
Um acht gibt’s das Abendessen, was für Dieter zu einem ganz besonderem erstmaligem Erlebnis wird. Auch wir haben es in dieser Form noch nicht erlebt.
Alle Gäste sind Pilger, man versammelt sich zunächst im Kaminzimmer, hier kann man Fotos mit Richard Gere und Cindy Crawford bestaunen, die schon zu Gast waren. Ein holländischer Pilger maltretiert den Kamin dermaßen, das Funken fliegen.
Dann wird zu Tisch gebeten, eine lange Tafel, eingedeckt für 16 Gäste, am Stirnende nimmt der Patrone Pietro Bartoli, der Hausherr, so um die 70 herum, platz.
Auf dem Tisch stehen bereits etliche Wasser- und Rotweinflaschen.
Dann geht der Patrone von Gast zu Gast und schenkt ein.
Anschließend ruft er „Salute“ und alle stoßen an.
Dann gibt es für jeden einen Teller mit Schinken, Pizzabrot und Bruchetta mit Trüffelpastete.
Als Vorspeise serviert der Koch Nudeln mit Pilzen.
Danach werden Saltimbocca und Mangoldgemüse aufgetragen.
Hat man diese Leckerbissen zu sich genommen, geht wiederum der Patrone mit einem Stück Käse herum und schneidet hiervon jedem Gast eine Scheibe ab.
Schließlich gibt es Nachspeise, Kuchen mit Beerenmarmelade. Dazwischen schenken wir natürlich immer wieder vom Wein nach.
Am Tisch geht es sehr kommunikativ zu. Mir gegenüber sitzt ein Wiener, Pilgererstling, schließt gleich mit Dieter Freundschaft und wir reden und reden.
Nach 2 Stunden kommt der Juniorchef und bittet zum Espresso und Grappa an die Bar nebenan.
Ein ganz besonderer Abend.
Erst nach 22.30 Uhr fallen wir sauber, satt und zufrieden in die Daunenbetten.

Erkenntnis des Tages:  Auch ein anstrengender Weg kann sich lohnen.

Tagesvideo

kurz hinter Ferentillo überschreitet man die Grenze zur Provinz Perugia

steiniger Weg

feuchter Weg

 
schwerer Weg

kleiner Lagerkoller

das Kapellchen

Rast

schade, ziemlich kalt heute

auf nach Patrico

es wird leicht alpin auf 1200 hm

Agriturismo Bartoli

Pietro Bartoli, der Patrone des Hauses, eröffnet ...

und beschließt die Tafel

gemeinsames Abendessen und die Welt ist wieder in Ordnung

einfach nur wohl fühlen

unser Zimmer im Agriturismo Bartoli

auch Promis waren schon hier
Abendstimmung







2 Kommentare:

  1. Hallo Kerstin und Ihre 2 Jung`s.,
    auf Regen kommt auch wieder Sonne, bei uns ist das Wetter ebenfalls nicht so schön. Ich freue mich und verfolge Eure schöne Tour - LG von Marianne und Gero

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  2. Birgit aus Spirkelbach18. Mai 2016 um 21:31

    Hallo Dieter und unbekannterweise Fam. Otto. Mit Spannung verfolge ich täglich eure ausführlichen Berichte. Sehr schöne Bilder. Wünsche Euch noch eine schöne Zeit. Viele Grüße aus Spirkelbach

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