02.10.2014, von Viterbo nach Vetrella 22km
Ospitale La Toretta di Pio VI, 10,- Euro p.P. Ü
Es waren ein mächtiges Gewitter und ein gewaltiger Regenguss gestern
Abend. Die Straße zum Ospitale stand schnell unter Wasser. So konnten wir
leider die Außensitze nicht nutzen und ein Gang in die Pizzeria blieb auch aus.
Da die Hospitaleros 19.00 weg sind und der kleine Aufenthaltsraum abgeschlossen
wurde, blieb uns nichts weiter übrig, als trockenes Brot, Käse und etwas Salami,
das eigentlich heute als Wegzehrung dienen sollte, auf der Bettkante zu essen.
Somit war der gestrige Tag mit seinen 10,- Euro Unterkunftsgebühr,
den 1,90 zweitem Frühstück beim TÜV und einem Eis in Viterbo finanziell gesehen
für uns recht günstig.
Um acht liegen wir in den Schlafsäcken, in der Etage über
uns ist es auch beizeiten ruhig.
In der Nacht hat mein Mann wieder Rücken, Bein und Po und
muss Schmerztabletten nehmen. Tagesüber ist er völlig schmerzfrei und nachts
stöhnt er vor Schmerzen. Morgens ist alles wieder gut. Meine Knie sind jetzt
grün und blau, mucksen sich aber nicht mehr.
Der Regen hat die Luft gewaschen, dennoch können wir heute
Morgen wieder bei 22 Grad gegen 7.00 Uhr starten, verlassen Viterbo durch die
Porta Faul ganz in der Nähe der Unterkunft und hoffen auf eine Bar. Die kommt
zwar nicht, aber ein nigelnagelneuer Mc Donalds. Nun sind wir ja nicht die
klassischen Mc Donald-Kunden aber das Frühstück mit Rührei und Speck lässt uns
vergnügt in den Tag starten. Einkehrmöglichkeit werden sich heute nämlich keine
weiteren bieten.
Wir folgen den Markierungen, gehen einen Hohlweg zwischen
Tuffsteinen entlang. Vulkantätigkeiten vor vielen tausend Jahren haben die
Landschaft geprägt. Die Steine der alten Cassia sind aus Vulkangestein, der Tuffstein
die gepresste Asche. Er hat die Eigenschaft, gut Wasser aufzunehmen, und bis in
große Tiefen weiterzuleiten und da, wo das schwefelhaltige Nass durch die
Erdwärme wieder aus der Erde heraus sprudelt, tummeln sich eben viele
Nackedeis.
Den Morgendreh wollen wir an dem etruskischen Grab machen
und lassen uns mal wieder vom Wegweiser verleiten. Hier sieht man allerdings nur
ein grün metallenes Etwas, das wie ein zugenageltes kleines Gewächshaus
aussieht und eine rostige Hinweistafel. Also, schnell nur ein Foto gemacht, von
dem, was man nicht sieht.
Es ist angenehm zu wandern, kaum Autos auf den Straßen und zunächst
fast nur eben. Hatte man gestern viel Staub geschluckt beim Laufen auf den
Feldwegen, macht es heute Morgen richtig Spaß. Wir reden viel und überlegen, jetzt wo wir ja
Rom immer näher kommen, in welchen Städten entlang der Via Francigena es uns besonders
gefallen hat. Den großen toskanischen Städten stehen die kleinen Städte der
Champagne, im Pas de Calais und der Jura gewiss nicht nach und so manche war
zwischenzeitlich wieder Anlaufpunkt für einen Kurztrip.
Bald überholt uns Gerad, wir balancieren zu dritt an einer
riesigen Pfütze entlang, die nach dem nächtlichen Regenguss den Weg versperrt
und er will noch von uns wissen, welchen Eindruck Viterbo auf uns gemacht hat. Der
Franzose meint auch, dass es recht schmutzig war und zwei Tage Aufenthalt nicht
lohnt. Später halten wir noch kurzen Smalltalk mit Abraham und beide ziehen
schnellen Schrittes weiter.
In Anbetracht der fehlenden Einkehrmöglichkeiten gehen wir
zunächst drei Stunden ohne Pause. Auch Sitzmöglichkeiten gibt es nicht, der Boden
ist noch sehr feucht und so Trinken wir im Stehen.
Gegen 13.00 Uhr erreichen wir schließlich Vetralla. Es geht
gut bergauf, vorbei an den Höhlenwohnungen der Etrusker, wobei wir mit
Erschrecken feststellen, dass die Tuffsteinhöhlen missbraucht werden, um Autoreifen
zu lagern, alte Waschmaschinen oder Kühlschränke zu entsorgen und zwei Höhlen
dienen als Hühnerstall.
Mein Mann steigt weiter bergauf und ich zweifle an der
Richtigkeit der GPS-Daten, die für ihn heilig sind. Ich habe seit Jahren immer
eine Trillerpfeife umhängen, damit man im Fall aller Fälle ein alpines
Notsignal abgeben kann. Da meine Stimme noch schwächelt, pfeife ich also, er
hört es natürlich nicht. Erst als eine Autofahrerin neben ihm hält und meint,
da unten stünde eine Señora mit Trillerpfeife und pfeift nach ihm, kehrte er
um.
Geläutert durch heute Morgen ignorieren wir beflissentlich
den Wegweiser, der uns noch weiter hinauf schicken will und folgen einer alten
Beschreibung. Wir gelangen auf einen überwucherten Waldweg in die Via del
Giardino, finden wieder die neue Beschilderung , folgen dieser und suchen
verzweifelt das Benediktinerinnenkloster. Ert als ein junger Mann meint, dass
wir daran schon vorbei wären, erkennen wir, dass wir bereits ein gutes Stück
der morgigen Etappe zurückgelegt haben.
Verschwitzt erreichen wir gegen zwei das Kloster, bitten um
Einlass und bekommen ein hübsches Zweibettzimmer mit Dusche und WC, sogar
Handtücher erhält jeder Gast. Heute Abend kocht Schwester Maria Benedetta aus
dem Kongo für uns.
Gerad und Abraham sind auch schon da und gerade ist noch ein holländisches Paar
eingetroffen. Ben ist Autor eines niederländischen Wanderführers, der vor vier
Jahren erschienen ist und läuft jetzt die Strecke nochmal ab, um seine Angaben
zu aktualisieren und Infos zu den Unterkünften zu sammeln. Na, da ist er bei
uns an der richtigen Adresse und hört gespannt zu.
Der Abend scheint recht interessant zu werden.
Erkenntnis des Tages: Auch
Googl kennt nicht jedes Kloster !
Hallöli Ihr Zwei wackeren Wanderer,
AntwortenLöschendie Knie sind grün und blau aber schmerzfrei. Das ist super. Vielleicht hast Du Glück und die Farbe nähert sich am Montag der normalen Hautfarbe. Das Wetter läßt es ja zum Glück zu, daß Du in abgezippten Hosen wandern kannst. Das Fördert ohnehin den Heilungsprozess mit Licht und Luft. Aaaaber der arme Hans-Jürgen. Was ist es wohl mit den Schmerzen??? Vielleicht die Betten? Schlechte Matratzen sind oft Auslöser für Rücken. Das ist schon sehr merkwürdig und fast unerklärbar. Offensichtlich hat Euch das Unwetter zum Glück nur gestern Abend erwischt. Nicht nur Google ist nicht zu trauen, sondern auch dem Online-Wetterbericht. So lese ich vergnügt Euren Tagesbericht. Über so Sauerei den Abfall in Tuffstein-Höhlen zu schmeißen, könnte ich mich natürlich auch tierisch aufregen. Tja liebe Kerstin. Der Gute Hans-Jürgen und sein GPS. Es gibt so tolle Karten im Netz. Gestern hatte ich Eure Etappe schön auf der Offiziellen Italien-Seite der VF und parallel dazu in Google verfolgt. Zwischen drin sieht man immer mal wieder die Markierungen VF in gelb an Leitplanken oder Brückengeländern. Das erschien mir nicht sehr problematisch. Na vielleicht ist es ja morgen, am Freitag einfacher. Da geht die Strecke immer parallel zur SR2 und in Sutri ist das Kloster von den Nonnen mitten in der Stadt um die Ecke vom Rathaus. Jedenfalls scheint es wieder recht hügelig zu werden. Ich drück Euch die Daumen für gutes Wetter und wunderbare Aussichten. Die gute Laune habt Ihr nach so langer Zeit bestimmt auch für die letzten Meter. Ich bin Stolz auf Euch !!!
Dickes Bussi von der Alke-Brigitte
PS. heute hab ich mir rasch noch eine neue Trekking-Hose gegönnt. Dunkelolivrün da sieht man den Dreck nicht so.