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09.05. von Aulla nach Sarzana, 17 km
Chiesa di San Caprasio, Spende
Die beiden Holländerinnen von gestern Abend entpuppten
sich als eine Deutsche, Johanna, Mitte 20, aus Bonn und ein Deutscher im
Vorruhestand aus Baden-Baden.
Johanna ist von Lausanne aus unterwegs, weil sie das
Alleingehen satt hatte, ist sie von Medesano aus an einem Tag zwei Etappen
gelaufen. Sie hatte in den Gästebüchern immer die Eintragungen des Deutschen
gelesen, der ihr genau einen Tag voraus war. In Cassio hatte sie ihn dann
eingeholt und seit dem laufen sie gemeinsam nach Rom. Er hat in Ivrea begonnen
und übrigens den Euroliner aus Karlsruhe zur Anreise genommen.
Beide waren gestern Abend mit Marco und Luca essen. Die
Italiener haben Ende Mai eine Audienz beim Papst und wollen versuchen, die
beiden mit in die Gruppe zu bringen. Da ist guter Rat teuer, denn Johanna und
der Badenser laufen nach einem deutschen Wanderführer, die Italiener nach einem
italienischen, der zum Beispiel Massa überhaupt nicht im Plan hat. Jetzt müssen
sie tüfteln, wie sie ihre Strecke um drei Tage kürzen.
Jedenfalls sind wir dann vor ihnen heute Morgen los und
haben uns auch schnell aus der Stadt heraus gefunden, dann aber einen Wegweiser
übersehen, dafür habe ich allerdings ein winziges Kätzchen am Wegesrand
entdeckt, das konnte noch nicht mal richtig laufen. Da kann ich nicht einfach
weiter gehen, ich hebe das Kleine also hoch und klingle an allen drei Häusern
hier oben. Mein Mann schimpft, ich könne die Mieze doch nicht einfach mitnehmen
und entdeckt schließlich in einem Schuppen die Katzenmutter mit drei weiteren
Jungen.
Als glückliche Tierretter ziehen wir nun weiter. Heute
soll es nach Sarzana in Ligurien gehen, hierzu muss man eine recht hügelige
Strecke durch viel Wald in Angriff nehmen.
Zunächst ist auch alles gut, obwohl der 580 m hohe
Anstieg alles fordert. Man kommt an dem Ort Bibola vorbei, der wie im Märchen
hoch oben auf einem Hügel thront. Malerisch schön.
Dann beginnt ein mächtiger Anstieg und auf dem Höhepunkt bei 530 m haben wir
beide je zwei Liter Wasser verbraucht. Das ist alles nicht so dramatisch, war
es ja im Wanderführer so angegeben. Allerdings ist bei schlechtem Wetter
hiervon abzuraten.
Ab dem wieder auf einem Hügel thronenden Dörfchen Ponzano
geht es bergab. Klar, wollen wir doch nun endlich ans Meer. Und der Abstieg ist
der Hammer. Straße bedeutet Umwege, eine direkte Verbindung nach Sarzana gibt
es nicht.
Hier hätte die Bezeichnung „kerniger Abstieg“ seine volle
Berechtigung. Führen uns doch die Wegweiser an archäologischen Ausgrabungen
vorbei, die niemanden, der hier rauf und wieder runter steigen muss im Moment
der vollen Erschöpfung interessieren. Für wahrscheinlich teure Fördermittel
wurden Hinweistafeln aufgestellt, die keiner liest. Wir schwitzen und schwitzen
und ich spüre die Knie. Zu allem Übel haben die Betreiber, damit nur kein Gras
über den schmalen Pfad wächst, hier Bruchsteine abgeladen, damit nur jeder
Pilger schön darüber stolpert. Ich fluche und könnte vor Wut die frisch
gestrichenen rot-weißen Markierungen herausreißen.
Selbst mein Mann geht behutsam.
Während der Aufstieg schweiztreibend war, ist der Abstieg
schweiztreibend und nervenzerreibend. Unten angekommen, lasse ich erst einmal
einen Brüller los.
Die erste Bar ist unsere und wir lassen jeder einen
halben Liter Wasser hineinlaufen.
Auch hier will der junge Wirt kein Geld, das versöhnt,
aber nur etwas.
Wir betreten die Stadt durch die Porta Parma und Sarzana
ist eine sehr schöne Stadt, der man schon ein bisschen den mediterranen Flair anmerkt.
Es ist seit Aulla merklich wärmer geworden. Und mein Mann hat temperaturmäßig
den heutigen Tag genossen. Und natürlich auch die erstbeste Gelateria am Platz.
Sarzana ist so wie ein bisschen kleines Rom, viele Plätze
mit Cafés, Bars, Restaurants, eine schöne Fußgängerzone mit geöffneten
Geschäften. Viel größer als Pontremoli und viel italienischer als Aulla.
Das B&B ist schnell gefunden, den Pilgerstempel hole
ich mir im Rathaus ab, da die Mädel am Glaspavillion der Touristeninformation
etwas überfordert sind, einen Pilgerpass kann ich bekommen, aber einen Stempels
haben sie nicht.
Die Unterkunft hat eine Küche und eine Waschmaschine.
Dass wird ausgenutzt.
Und nach einem Riesentopf Nudeln und einem kühlen Bier
geht’s auf ins abendliche Städtchen, obwohl wir ziemlich kaputt sind.
Wir genießen nach den kalten und anstrengenden Tagen
jetzt einfach die abendlichen milden Temperaturen.
Morgen soll’s beizeiten wieder losgehen, denn ich will
mittags am Meer sein.
Erkenntnis
des Tages: Nicht jede Ruine ist lohnenswert.
Aulla am Morgen
Blick zurück auf Aulla
an Bibola ...
... Sarzana
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