Samstag, 10. Mai 2014

Tag 8, 09.Mai 2014, Aulla (Toscana) - Sarzana (Ligurien), 17km, 580 Aufstieg, 620 Abstieg


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09.05. von Aulla nach Sarzana,  17 km

Chiesa di San Caprasio, Spende

Die beiden Holländerinnen von gestern Abend entpuppten sich als eine Deutsche, Johanna, Mitte 20, aus Bonn und ein Deutscher im Vorruhestand aus Baden-Baden.
Johanna ist von Lausanne aus unterwegs, weil sie das Alleingehen satt hatte, ist sie von Medesano aus an einem Tag zwei Etappen gelaufen. Sie hatte in den Gästebüchern immer die Eintragungen des Deutschen gelesen, der ihr genau einen Tag voraus war. In Cassio hatte sie ihn dann eingeholt und seit dem laufen sie gemeinsam nach Rom. Er hat in Ivrea begonnen und übrigens den Euroliner aus Karlsruhe zur Anreise genommen.

Beide waren gestern Abend mit Marco und Luca essen. Die Italiener haben Ende Mai eine Audienz beim Papst und wollen versuchen, die beiden mit in die Gruppe zu bringen. Da ist guter Rat teuer, denn Johanna und der Badenser laufen nach einem deutschen Wanderführer, die Italiener nach einem italienischen, der zum Beispiel Massa überhaupt nicht im Plan hat. Jetzt müssen sie tüfteln, wie sie ihre Strecke um drei Tage kürzen.
Jedenfalls sind wir dann vor ihnen heute Morgen los und haben uns auch schnell aus der Stadt heraus gefunden, dann aber einen Wegweiser übersehen, dafür habe ich allerdings ein winziges Kätzchen am Wegesrand entdeckt, das konnte noch nicht mal richtig laufen. Da kann ich nicht einfach weiter gehen, ich hebe das Kleine also hoch und klingle an allen drei Häusern hier oben. Mein Mann schimpft, ich könne die Mieze doch nicht einfach mitnehmen und entdeckt schließlich in einem Schuppen die Katzenmutter mit drei weiteren Jungen.
Als glückliche Tierretter ziehen wir nun weiter. Heute soll es nach Sarzana in Ligurien gehen, hierzu muss man eine recht hügelige Strecke durch viel Wald in Angriff nehmen.
Zunächst ist auch alles gut, obwohl der 580 m hohe Anstieg alles fordert. Man kommt an dem Ort Bibola vorbei, der wie im Märchen hoch oben auf einem Hügel thront. Malerisch schön.
Dann beginnt ein mächtiger Anstieg  und auf dem Höhepunkt bei 530 m haben wir beide je zwei Liter Wasser verbraucht. Das ist alles nicht so dramatisch, war es ja im Wanderführer so angegeben. Allerdings ist bei schlechtem Wetter hiervon abzuraten.
Ab dem wieder auf einem Hügel thronenden Dörfchen Ponzano geht es bergab. Klar, wollen wir doch nun endlich ans Meer. Und der Abstieg ist der Hammer. Straße bedeutet Umwege, eine direkte Verbindung nach Sarzana gibt es nicht.
Hier hätte die Bezeichnung „kerniger Abstieg“ seine volle Berechtigung. Führen uns doch die Wegweiser an archäologischen Ausgrabungen vorbei, die niemanden, der hier rauf und wieder runter steigen muss im Moment der vollen Erschöpfung interessieren. Für wahrscheinlich teure Fördermittel wurden Hinweistafeln aufgestellt, die keiner liest. Wir schwitzen und schwitzen und ich spüre die Knie. Zu allem Übel haben die Betreiber, damit nur kein Gras über den schmalen Pfad wächst, hier Bruchsteine abgeladen, damit nur jeder Pilger schön darüber stolpert. Ich fluche und könnte vor Wut die frisch gestrichenen rot-weißen Markierungen herausreißen.
Selbst mein Mann geht behutsam.
Während der Aufstieg schweiztreibend war, ist der Abstieg schweiztreibend und nervenzerreibend. Unten angekommen, lasse ich erst einmal einen Brüller los.
Die erste Bar ist unsere und wir lassen jeder einen halben Liter Wasser hineinlaufen.
Auch hier will der junge Wirt kein Geld, das versöhnt, aber nur etwas.
Wir betreten die Stadt durch die Porta Parma und Sarzana ist eine sehr schöne Stadt, der man schon ein bisschen den mediterranen Flair anmerkt. Es ist seit Aulla merklich wärmer geworden. Und mein Mann hat temperaturmäßig den heutigen Tag genossen. Und natürlich auch die erstbeste Gelateria am Platz.
Sarzana ist so wie ein bisschen kleines Rom, viele Plätze mit Cafés, Bars, Restaurants, eine schöne Fußgängerzone mit geöffneten Geschäften. Viel größer als Pontremoli und viel italienischer als Aulla.
Das B&B ist schnell gefunden, den Pilgerstempel hole ich mir im Rathaus ab, da die Mädel am Glaspavillion der Touristeninformation etwas überfordert sind, einen Pilgerpass kann ich bekommen, aber einen Stempels haben sie nicht.
Die Unterkunft hat eine Küche und eine Waschmaschine. Dass wird ausgenutzt.
Und nach einem Riesentopf Nudeln und einem kühlen Bier geht’s auf ins abendliche Städtchen, obwohl wir ziemlich kaputt sind.
Wir genießen nach den kalten und anstrengenden Tagen jetzt einfach die abendlichen milden Temperaturen.
Morgen soll’s beizeiten wieder losgehen, denn ich will mittags am Meer sein. 

Erkenntnis des Tages: Nicht jede Ruine ist lohnenswert.




Aulla am Morgen

                                                              der kleine Ausreißer


                                                             Blick zurück auf Aulla

an Bibola ...


... geht es vorbei


weit hinten - das Meer, der Abstieg nach ...

... Sarzana

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