Passage de l'Auberge8
2 Pers.ÜHP 107,-CHF
Waren gestern nach dem Essen noch ein paar Minuten am See, als wir zurück kamen, hing an der Tür ein Schild : „Complet“, ausgebucht.
Um 22.00 fallen wir in unsere Etagenbetten und wollen schlafen, aber die vier Girlis von nebenan haben total chaotische Musik an. Eine halbe Stunde lass ich mir das gefallen, dann schlüpfe ich in meine Badelatschen und klopfe drüben, große geschminkte Augen blicken mich an , „Könntet ihr bitte mal die Musik ausmachen, es ist 22.00 Uhr, Nachtruhe“, sage ich auf deutsch, „Qui“ antwortet die Süße und siehe da, Ruhe. Klappt doch, die deutsch-schweizer-französiche Verständigung.
Wenig später kommen dann auch die beiden anderen ins Zimmer, schalten mucksmäuschenstill ihre Nachttischlampen an und klettern in die oberen Etagen.
Als wir dann heute Morgen gegen 7.00 Uhr die Rucksäcke packen, schlafen sie noch und wir versuchen, so leise wie möglich zu sein, leider geht das nicht ganz geräuschlos bis ich alle Tüten in den Rucksack gepresst habe. Die Betten müssen auch noch abgezogen werden und dann aufpassen, und nur nichts liegen lassen, Steckdosen gibt es in den Zimmern nicht.
Im Speisesaal hängen Fotos und Plakate von Jazzgrößen, die werden alle mit Spots angestrahlt. Das Foyer ist großzügig gestaltet und die Wände sind mit Notenschlüsseln und Tonleitern bemalt.
Das Frühstück ist perfekt, Wurst, Käse, Joghurt, Müsli, sauberes Geschirr, blinkendes Besteck und saubere Tische, alles ohne großen Schnickschanck. Ich bekomme meinen Stempel in den Pilgerpass und es kann losgehen.
Ich muss sagen, das Jugendherbergswesen in der Schweiz ist voll durchstrukturiert, perfekt organisiert und die Herberge in Montreux kann man nur weiterempfehlen.
Auf geht es Richtung Aigle.
Heute ist Pfingstsonntag und richtig schönes Pfingstwetter, es ist kurz nach um acht und wir stehen erst einmal ein Weile am See, genießen die Aussicht und die herrliche Landschaft. Der See liegt fast spiegelglatt da, ein Fischerboot tuckert vorbei, alles gepflegt, Angler platzieren sich auf den Stegen, ein paar Hundebesitzer sind unterwegs, sonst nichts. Dieser Pfingstsonntagmorgen gehört zu den Highlights der Pilgertour. Man kann fast bis Lausanne und unseren Weg zurück blicken und die Brust schwillt an. Die Wolken über den Bergen verziehen sich und geben die Sicht auf das noch schneebedeckte Mont-Blanc-Massiv frei.
Fast zu schnell erreichen wir dann Villeneuf und adieu Lac Leman.
Die Etappe am Genfer See war neben der Tour entlang der französischen Atlantikküste von Calais nach Wissant für mich eine der schönsten Strecken auf der Via Francigena.
Wieder geht es durch Industriegebiet bis wir an ein Felsmassiv kommen, es knallt und scheppert fürchterlich. Links befinden sich Schießstände und rechts kann Man halbverkohlte Häuserattrappen sehen. Offensichtlich ein Truppenübungsplatz für Zivilisten, und heute ist Pfingstschießen. Wenn die Schüsse dann vom Felsmassiv widerhallen, erschüttert das die ganze Umgebung. Dabei gehen wir heute brav dem gelben Pfeilen nach, keine Abkürzung.
Der restliche Weg ist recht unattraktiv, es eine kleine Asphaltstraße, auf der viele Rennradfahrer unterwegs sind. Rechts und links türmen sich allerdings die Bergketten der Westalpen auf. Eine harte Tour steht uns noch bevor. In unserem Reiseführer steht geschrieben, dass für die Pilger damals die Barriere aus Fels erschreckend gewirkt haben muss. Wie wahr.
Da heute Pfingsten ist, gönnen wir uns auch einmal was Nettes und logieren in einem recht luxeriösem B&B. Da die preiswerten Unterkünfte schon Monate vorher ausgebucht waren, kostet diese heute genauso viel wie das Hotel in Orbe, ist aber bei Weitem schöner.
Das Haus liegt in einer hübschen ruhigen Siedlung. Als wir an der Gartenpforte klingeln öffnet Maria Ausserladscheider die große Tür und drei kleine weiße Pudel springen uns entgegen. Über eine breite Freitreppe gelangt man auf eine Empore, von der die Zimmer abgehen. Engländer sind noch zu Gast, das Bad werden wir uns mit ihnen teilen. Im Zimmer stehen gepflegte alte Möbel, es ist alles in lila gehalten, wunderbar breite Betten und im Bücherregal entdecke ich Gottfried Kellers „Kleider machen Leute“ und den Krimi „Tod auf dem Jakobsweg“, den ich auch schon angefangen habe zu lesen. Er ist aber nicht so toll, denn wer mordet schon auf einem Pilgerweg?
Die Frühstückszeit wird ausgemacht, Maria gestattet uns, den Pool im Garten zu benutzen, gibt uns einen Restauranttipp und den Code fürs Wifi. Perfekt.
Da wir heute ziemlich früh am Ziel ankamen und schönes Wetter ist, heißt es auch gleich große Wäsche, die Unterwäsche wird täglich gewaschen, Hemd und Strümpfe aller zwei Tage und jetzt ist mein Rei in der Tube leer und die T-Shirts und Socken trocknen in der Sonne.
Heute wollen wir wieder beizeiten ins Bett, morgen geht es nach Saint Maurice und wir werden in der Abbaye schlafen.
Erkenntnis des Tages: Auch heute noch sind die Berge hoch.
Video 12.06.2011
Was kann man manchmal genießen von eine gute Unterkunft.
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