Tag 3, 15.04.2019, von Marina di Massa nach Lerici
25,5 km, 400 hm Aufstieg, 400 hm Abstieg
Hotel Eco del Mare in
Marina di Massa
Wir haben gut geschlafen.
Und noch bevor wir um acht zum Frühstück gehen, widmet sich mein
Mann seiner derzeitigen Lieblingsbeschäftigung. Nein, das bin nicht
etwa ich, die Drohne hat mir den Rang abgelaufen. So schön hat er
das Drohnenvideo mit Musik unterlegt, ärgert sich aber, dass es
nicht in den Blog einzustellen geht, da die Musik MB frisst und der
Blog nur Videos mit maximal 100 MB nimmt. So bastelt er zunächst
noch in Unterwäsche am PC herum bis er endlich das Video mit
unterlegter Musik hochladen kann.
Gegen um neun ziehen wir
los. Die Sonne lacht und ein wolkenloser Himmel macht gute Stimmung.
Erstaunlich, wie viel Schnee noch auf den Gipfeln der Berge im
Appenin liegt. Was gestern Nacht in Pietrasanta als Regen
niederging, war dort oben Schnee.
Vor der Bergkette
allerdings tauchen die Marmorfelsen von Carrara auf.
Wir gehen bis zum
Ortsausgang durch die Stadt, das Ostello Turimar wirkt ziemlich
herunter gekommen und verlassen, einige Hotels haben ihre beste Zeit
schon hinter sich. Dennoch hat es uns in Marina di Massa gefallen,
ein hübscher Urlaubsort für Familien.
Als wir nach fünf km zum
Strand wechseln gibt es in einer Strandbar den ersten Cappuccino und
es ist ein bisschen wie Urlaub.
Wir beobachten einen Mann
in Gummihosen, der mit einem Metalldedektor durchs Wasser läuft,
wenig später präsentiert er uns seinen Fund.
In Marina di Carrara ist
der Strand nicht mehr so schön und in Marinella Sarzana schließlich
ziemlich zugemüllt mit Strandgut und Abfällen.
Nach 12 km bestehe ich
auf eine längere Pause, der Proviant wird verzehrt, bestehend aus
Äpfeln und Bananen, denn ich möchte nicht weiter den halben
Wochenmarkt und fünfmal Studentenfutter im Rucksack mit schleppen.
Jetzt verlassen wir die
Via Francigena, die von hier eigentlich nach Sarzana führt. Von dort
müsste der Pilger nach La Spezia laufen, um hier auf die Via della
Costa zu stoßen. Das ist die Verbindung, um von Rom auf Pilgerwegen
nach Santiago de Compostela zu gelangen.
Denn die Via della Costa
führt über Genua bis kurz hinter die Grenze zu Frankreich, nach
Menton. Ab dort gelangt man über die Via Aurelia zur Via Tolosona,
die Schließlich über den Somportpass verläuft, wo man auf den
Jakobsweg stößt.
Irgendwann überqueren
wir schließlich eine Brücke, die Ponte Magra, die auf die kleine
Halbinsel führt, auf der Lerici liegt, unser heutiges Ziel.
Wir haben die Wahl, acht
km Sträßchen um die Bergkette herum oder vier km und je 400 hm am
Stück bergauf und wieder 400 hm am Stück bergab.
Auf der Satellitenansicht
von googlemaps sieht immer alles so easy aus und wir, Meister der
Abkürzungen, beschließen, den Waldweg über den Berg zu nehmen.
Zumal sich nach der
Brücke ein herrlicher Blick auf das am Hang klebende Dörfchen
Ameglia auf tut.
Als wir gegen 15.00 Uhr
nach zunächst 200 hm den Ort erreichen, ist es gar nicht mehr so
hübsch hier oben, es gibt zwei Bars, die haben aber geschlossen und
der Alimentari öffnet erst 16.30 Uhr.
Mein Mann trinkt den Rest
des im Hotel aufgefüllten Wassers, es schmeckt nach Algen und Brack
und ihm wird übel. Ich begebe mich auf Flüssigkeitssuche, in dem
Kaff ist aber niemand zuhause und der Opa, den ich frage, versteht
Bahnhof. Kein Wunder, dass hier jedes zweite Haus zum Verkauf steht.
Erst am Ortsausgang
erwische ich noch einen jungen Mann, er schenkt uns eine 1,5 l
Flasche, weil er es eilig hat und nicht warten will bis wir umgefüllt
haben, und dieses Wasser ist unsere Rettung.
Die nächsten 200 hm
schleppen wir uns hinauf und nach jeder Kurve geht es höher und
höher. Mehrmals müssen wir eine Trinkpause machen. Oben angekommen,
kann man aber immer noch nicht Lerici ausmachen, das in einer Bucht
liegt, denn Bäume versperren den Blick.
Schon bereuen wir es,
nicht die 8km Straße gelaufen zu sein.
Jetzt wird’s für mich
hammerhart, 400 hm bergab, zunächst ein steiniger schmaler Weg und
dann unendliche Treppenrufen und noch mehr Treppenstufen und immer
noch nicht unten. Die Stimmung hat ihren Nullpunkt erreicht.
Zu 18.00 haben wir uns im
BnB angemeldet, 18.45 schließlich erreichen wir die Piazza Massini.
Es ist der Hauptplatz am
Hafen, gesäumt von unzähligen Restaurants und Bars. Ein hübscher
Platz, ein hübsches Städtchen, nur habe ich keinen Blick mehr
dafür. Etwas neidisch nehme ich die Touristen wahr, die hier in den
Bars in der ersten Reihe sitzend ihren Aperol Spritz schlürfen und
den Sonnenuntergang beobachten.
Martha, die junge
Besitzerin des BnB, zeigt uns das Zimmer, hierzu müssen wir aber
nochmals drei Treppen hinauf.
Oben ankommen, sind wir
so erschöpft, dass es uns beiden fröstelt, obwohl es noch recht
warm ist.
Mittlerweile ist die
Schlüsselübergabe, das Pilgerpass-Stempeln, die Frage nach dem
WLAN-Passwort sowie der Austausch notwendiger Informationen zur
Routine für uns geworden. Bis 11.00 morgen sollte das Zimmer wieder
geräumt sein.
Frühstück ist Selfmade,
im Kühlschrank stehen Milch und Marmelade, Joghurt, Wasser und zwei
große Flachen Sekt. Blöd, dass wir bis Ostern Alkohol fasten.
Unter der Dusche brühen
wir uns ab, bis es und wieder einigermaßen warm ist und überspielen
danach nur noch die Fotos in den Blog. Selbst mein Mann muss nach dem
Brackwasser erst mal wieder Mensch werden, wie er meint.
Dennoch müssen wir
nochmals hinaus, das heißt, drei Treppen hinab und wieder hinauf,
denn wir brauchen dringend die Abfahrtzeiten der Fähre. Morgen sieht
der Plan vor, den Golfo die Poeti, so heißt die Bucht, in der Lerici
und La Spezia liegen, mit der Fähre abzukürzen.
Wir müssen nach
Riomaggiore, das erste Dorf der Cinque Terre, die wir in den nächsten
Tagen erwandern bzw. mit der Fähre abkürzen werden.
Es gibt 2 Fähren am Tag,
9.30 und 10.30, unser BnB liegt direkt am Hafen.
Wir suchen uns noch eine
Pizzeria, dass Gäste erst 21.30 kommen, ist in Italien eigentlich
normal, wir verputzen eine Pizza und teilen uns ein Moretti Bier,
damit brechen wir zwar unser Non-Alkohol-Vohaben, aber es tut gut und
zischt so richtig die Kehle hinunter.
Buona notte !
Erkenntnis des Tages:
Abkürzungen bringen dich nicht unbedingt
schneller ans Ziel.
Du siehst nach diesem langen Tag immer noch gut aus.
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