Tag 12, 24.04.2019, von Arenzano nach Savona
Santuario
Gesù Bambino di Praga in Arenzano Spende
29
km, viel Wasser
Als
Frau hätte ich es mich öfters mal nicht getraut, in den
Unterkünften allein zu schlafen. Die Zimmerchen sind oft im
hintersten Winkel eines Klosters versteckt. Man braucht schon einen
guten Orientierungssinn, um sich wieder heraus zu finden.
Dank
der Ölradiatoren wurde es schön warm und die Schuhe trocken.
Pater
Michele hatte uns mit frischer Bettwäsche und Handtüchern versorgt.
Sein Frühstück heute Morgen war halt italienisch, Kekse und
Joghurt. Wir erhalten eine nette WhatsApp einer unserer ehemaligen
Kollegin mit einem Link zu Rückenübungen, mein Mann probiert´s
gleich aus.
Kurz
vor acht ziehen wir los, bestaunen das Gebäude und den hübschen
Vorplatz, den wir gestern gar nicht mehr so richtig wahr genommen
haben.
Über
den Bergen wabern dunkle Wolken, über dem Wasser lugt etwas die
Sonne hervor. Die Brandung tobt, und wieder geht’s es am Strand
entlang. Immer gibt es was zu entdecken und eigentlich ist dieser
Abschnitt ein langer Strandspaziergang mit 10 Kilo Rucksack.
Bagnos,
Restaurants, Bars wechseln sich ab, in Arenzano und Colgota
geht
man durch gepflegte Palmenalleen, Jasminsträuche verströmen nach
dem Regen einen betörenden Duft.
Außerhalb
der Ortschaften sieht es dann allerdings nicht mehr so gepflegt aus.
Viele
Streckenabschnitte müssen in Tunnel zurück gelegt werden, die extra
für Radfahrer und Fußgänger angelegt wurden.
Und auch die sind zum
Teil interessant gestaltet, mit Graffiti oder zu verschiedenen
Themen, in Allassio zum Thema Poesie, hier hängen Keramikkacheln mit
bunten Gedichten an der Tunnelwand, kurz vor Savona zum Thema
Mathematik.
Als
Autofahrer kriegt man das gar nicht mit, denn die SS 1 verläuft
einen „Stock“ höher.
Am
Yachthafen in Alessio entdecken wir endlich auch mal wieder einen
Wegweiser zur Via della Costa und bestaunen die Milliarden, die hier
im Hafen liegen.
Als
wir heute morgen dann unsere übliche Obstpause machen und keine
trockenen Plätze finden, gestattet uns ein Strandbarbesitzer, dessen
Bar eigentlich geschlossen ist, bei ihm Pause zu machen, um
wenigstens ein Dach über dem Kopf zu haben, denn es regnet bereits.
Die
Italiener sind da recht unkompliziert, klar darf man hier rasten und
die Toilette benutzen und seinen Proviant auspacken. Und während ich
so meinen Mann bei der Frühstückspause zutexte und er auf einem
trockenen Brötchen (kann man ja noch essen) herumkaut, wird sein
Gesichtsausdruck plötzlich ziemlich ernst, dann spitzt er die Lippen
und spuckt die zweite Krone aus. Bingo!
Ich
sorge mich und wäre jetzt nicht böse, wenn wir das Pilgern in
diesem Jahr abbrechen und erst mal den Mann wieder herstellen. Da er
aber keine Schmerzen hat und erst bei der dritten Krone einen Abbruch
in Betracht zieht, marschieren wir stramm weiter. Zu Mittag bestellt
er sich zu meine Überraschung schon wieder Kotelett, und sein
geliebtes Gelati geht immer. Das ist wichtig. Der Rücken bereitet
ihm da mehr Sorgen, es ist wie immer, wenn meine Laune schon im Eimer
ist und es reicht, läuft er noch kilometerweit ohne Pause mit
Rucksack. Nimmt er das Gepäck ab, kann er nicht sitzen.
Die
Drohne bleibt heute wegen des Sturmes im Rucksack, dafür kommen
Regencape, Wind- und Fleecejacke abwechseln zum Einsatz.
Bei
einer Cappuccinopause sitzen zwei ältere Damen neben uns am Tisch
und wollen wissen, wie schwer die Rucksäcke sind. Ich erkläre ihnen
unser Vorhaben, Pellegrini und Rom und Santiago und so, und sie rufen
immer wieder „Bravo, bravo!“, das tut gut.
Wir
sehen bereits den Hafen von Savona, als es nochmal so richtig
schüttet und ich werde müde und langsamer und mürrischer.
In
der Stadt angekommen sind wir pitschnass und geht’s natürlich
wieder treppauf zur heutigen Unterkunft, einem Seminario für junge
Theologen.
Das
Bürokratische ist wie immer schnell abgewickelt, Stempel,
Essenszeiten, Frückstück Selfservice, Wlan Passwort.
Es
ist ein großes Haus und wir schlafen wieder ganz oben, 60
Treppenstufen zählt mein Mann. Zuerst werden die Heizungen
aufgedreht, die nassen Sachen verteilt, wieder sind unsere Schuhe
nass.
In
Deutschland scheint die Sonne.
Ach
ja, im BnB für morgen muss ich noch anrufen, Tiziana, die Besitzerin
spricht deutsch am Telefon und freut sich auf uns.
Ich
habs in diesem Jahr nicht so mit den Höhenmetern, morgen stünden 30
km mit 1.000 hm an, so beschließt mein Göttergatte, bis Noli die
Bahn zu nehmen, weil ich das angeblich sowieso nicht schaffen würde.
Recht
hat er.
Erkenntnis
des Tages: Zahn um Zahn geht’s Richtung Frankreich !
Einfach herrlich die Posts zu lesen. Ich habe wieder herzhaft gelacht und mich amüsiert. Ganz liebe Grüße Gertrud
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