View Larger Map
03.05.2014, von Costamezzana nach Fornovo di Taro 24 km
Costamezzana, Ostello Comunale 13,- Euro p.P.
Heute Morgen heißt es um sechs aufstehen, Frühstück gibt
es erst einmal nicht, denn die Bar öffnet erst um acht, da wollen wir schon gut
eine Stunde unterwegs sein.
Beim Packen bemerkt mein Mann, dass er seine gute Kappe,
die ihn schon seit Canterbury vor Sonne und Regen schützt, gestern Abend in der
Bar hängen gelassen hat.
Wir hatten uns dorthin zurückgezogen, um den blog ins
Netzt zu stellen.
Stefano, der Wirt, versorgte uns beide Frier-Katzen mit
heißem Tee und Pizza. Dafür mussten wir dann in seinen Kalender eintragen, wo wir herkommen und wo wir
hingehen. In diesem Jahr sind wir schon die Gäste Nr. 104 und 105, einen Tag
vor uns laufen drei Schweizer Mädel, vergangene Woche hat ein Pilger aus
Norwegen hier Station gemacht.
Er verabschiedet uns ganz herzlich.
Und heute Morgen schläft er noch als wir in der Bar die
Mütze suchen wollen.
Da erscheint im gegenüberliegenden Haus Lucia auf dem
Balkon, im Morgenmantel und mit Lockenwicklern im Haar. Schnell ist sie
angezogen und eilt uns zur Hilfe.
Sie ruft so laut nach Stefano, dass nicht nur er sondern
auch das halbe Dorf wach sind. Die Kappe hängt noch am Haken und wir machen uns
auf.
Nun sind ja Wanderführer, Karten und Wegweiser dafür da,
dass man sie nicht beachtet.
Kurz bevor wir daheim starteten, habe ich mir noch die
Karten der Assoziation schicken lassen und hier wird zunächst ein ganz anderer
Weg beschrieben als der im Rother Wanderführer. Und wir sind ja beim
Wege-Finden auch recht kreativ. So nehmen wir die kleine Asphaltstraße von
Costamezzana Richtung Medesano unter die Füße und laufen nicht erst wieder
zurück, um dann genau auf diese Straße zu stoßen. Außerdem müssen wir auch
nicht mehr jede Ruine und jedes Castello mitnehmen.
Wir kommen vorbei an kleinen schmucken Gehöften und
erreichen nach ca. 7 km eine kleine Zick-Zack-Straße, die uns nach Cornaccina,
einem Vorort von Medesano, führt. An der Schule in Medesano treffen wir dann
wieder auf die Wegweiser.
In einem Café am Rathausplatz, der mit Marmor gepflastert
ist, wird halb zehn gefrühstückt, wie immer Cappuccino und ein Croissant.
Hinter Medesano sind die Wegbeschreibungen des Rother mit
denen der Assoziation wieder identisch, man wird nach Felegara geführt und muss
hier irgendwie hinüber, denn zwischen Felegara und Fornovo die Taro fließt der
Fluss Taro. Die SS 357 ist zu befahren und Autobahn fällt aus. Daher muss man
nun zwischen Fluss und Autobahn einen Weg am Fluss nehmen. Sehr idyllisch wahrscheinlich
bei schönem Wetter und im Sommer, wenn alles trocken ist.
Die Furten sind natürlich nicht ausgetrocknet. Sie sind
auch nicht so friedlich wie die vor Fidenza im letzten Jahr. Der Fluss führt
ziemlich viel Schlamm mit und braust in einer atemberaubenden Geschwindigkeit
an uns vorbei. Auch die großen Steinbrocken, die quer liegen, können nicht viel
bremsen.
Nützt alles nichts, wir müssen durch. Ich messe also mit
dem Wanderstock die ungefähre Tiefe, die Hosenbeine nur hochzukrempeln, genügt
nicht.
Mein Mann kann seine Hosenbeine abzippen, ich nicht. So
bleibt mir also nichts weiter übrig als im wahrsten Sinne des Wortes die Hosen
runter zu lassen.
Badelatschen bleiben im Rucksack, Hose und Schuhe werden
festgezurrt und Strümpfe verschwinden in der Jackentasche. Wir sehen des
Schlammwassers wegen nicht, wo wir hintreten. Ich taste mich ganz, ganz
bedächtig voran, das Wasser ist sehr kalt, den Ermahnungen meines Mannes,
nämlich die Stöcke immer kräftig gegen den Strom zu setzen, befolge ich
ängstlich. Puh, alles gut gegangen.
Drüben angekommen, muss allerdings noch ein Schlammfeld
durchwatet werden.
Das ist nicht alles. Nachdem wir unsere Füße in einer
Pfütze gesäubert und Strümpfe und Schuhe wieder an haben, geht es den Wanderweg
weiter, immer schön links der Taro, rechts die Autobahn. Plötzlich ist der Weg
aber so bepfützt, dass wir nochmals barfuß laufen müssen und nach 20 m gibt es die nächste Furt und das
nächste Schlammfeld. Man kann noch die Fußabdrücke der Schweizerinnen
ausmachen.
Das ganze Kneipp-Kur-Unternehmen kostet bestimmt eine
Stunde.
In Fornovo kommen
wir dann gegen 14.00 Uhr an, und gleich rechts gibt es eine Gelateria, die
macht allerdings erst 14.30 wieder auf. Schade.
Wir gehen über die große Brücke und im Simply in Fornovo
versorgen wir uns mit Proviant. Nach einer kleinen Pause nehmen wir die Suche
nach der Casa di Spiritualita in Angriff, laufen erst einmal mit der Kirche ums
Dorf und müssen wieder einen gefühlten km bergauf.
Angekommen. Das Zimmerchen in einem kleinen Häuschen ist
eiskalt, Steinboden, das Bad ist super aber hat kein warmes Wasser, der Boiler
ist defekt. Halb acht gibt es Lunch. Das war gar nicht vorgesehen, wir
schleppen immer noch die Tomaten und den Käse vom freitäglichen Wochenmarkt in
Findenza mit uns herum. Aber eine warme Mahlzeit kommt und sehr entgegen. Viele
Jugendliche und Kinder schwirren hier herum. Das wird bestimmt ein fröhliches Abendessen.
Und wenn die Dusche nicht funktioniert, werden wir
mittendrin schön müffeln.
Wenigstens die Füße sind heute sauber.
Durchs Furtenlaufen hat mein Mann jetzt eine deftige
Erkältung und die Kältekammer wird nicht gut sein.
Während er versucht, den Computer in Gang zu kriegen,
schwirre ich so ein bisschen durch das große Haus, die Casa ist so eine Art
kirchliches Hotel, im Winter ist es geschlossen, deshalb erklärt sich die Kälte
auch im großen Haus.
Und siehe da, es gibt viele Zimmer, die Türen stehen auf.
Schnell erwische ich Almasa, die junge Pakistani, die uns das kleine Haus
aufschloss, in der Küche.
Fragen kostet ja nichts. Wir verständigen uns auf
Englisch und sie hat vollstes Verständnis für mein Anliegen und den kränkelnden
Gatten.
Wir bekommen ein Zimmer mit Bad im großen Haus und weil
auch hier die Heizung noch nicht funktioniert, stellt uns Emanuel, ihr Mann,
einen Elektroheizkörper ins Zimmer.
Um halb acht ist Abendessen. Die jungen Leute sitzen mit
ihrem Pfarre an einer langen Tafel, für uns ist am Nachbartisch eingedeckt.
Obwohl uns bei der Reservierung gesagt wurde, dass es
kein Essen gäbe, gibt es jetzt trotzdem etwas. Der Käse von Fidenza muss also
warten.
Es gibt Suppe, Nudeln mit Thunfisch, Salat, Gemüse,
Schinken, Käse und weil mein Mann jetzt erst einmal auf Alkohol verzichtet,
muss ich mich ganz allein über die Flasche Lambrusco hermachen. Er bekommt
unterdessen von Almasa einen Zitronentee.
Emanuel ermahnt uns ständig zuzugreifen, denn morgen ist
ein harter Tag, um sechs wird er für uns Frühstück machen. Was will ein
Pilgerherz mehr?
Morgen kommt dann der erste Teil der Königsetappe auf uns
zu, es geht nach Cassio di Terenzo, nur bergauf.
Erkenntnis des Tages: Auch Kneipen sollte ein Pilger
können.
Furth Nr.1
Fußwaschung nach der Schlammschlacht
super die Probleme gelöst! wir sind gespannt auf die fortsetzung....ein bischen wärme aus der karibik könnte wohl nicht schaden. aber beim bergauf steigen wird das schon!
AntwortenLöschenlb. gruß G+M