B&B Les Souvenirs in Issogne, DZ mit Frühstück 50,- Euro
Heute Morgen gibt es wieder Süßes. Die Wirtin ist sehr nett und wir können uns englisch verständigen. Viele Niederländer und Iren kehren auf ihrer Wanderung bei Ihr ein, auch immer mehr Deutsche und Schweden. Das Wetter soll heute schön werden, aber die Vorhersage für das Piemont weiß sie auch nicht. Volker bekommt noch eine Wanderkarte von Sandra, der Wirtin und sie erklärt, dass wir nicht über die Brücke müssten, sondern die kleine Straße hinter Issogne bis nach Bard nehmen könnten. Nach einer herzlichen Verabschiedung hat uns die Straße wieder. Es lacht die Sonne und ein strahlender Tag begrüßt uns. Wir befolgen ihren Rat. Es ist eine kleine asphaltierte Straße, kaum Verkehr, und da wir nach Süden wandern, geht es immer der Sonne entgegen.
Während mein Göttergatte schon wieder Alternativen am Fluss entlang mit GPS erkundet, nimmt jetzt Volker das Zepter in die Hand, nix, er hat die Karte und nach der wird gelaufen. Romy legt Klassik auf ihre Kopfhörer und ich haue mir gutes altes deutsches Volksgut auf die Ohren, bei „Hoch auf dem gelben Wagen“ und „Im Frühtau zu Bergen“ können die anderen nur noch meinen Kondensstreifen ausmachen und ich kann sie jetzt endlich mal beim Wandern von vorn Fotografieren.
Wir gehen auf der rechten Talseite und schnell ist Arnad erreicht. In Hone wird Pause gemacht. Eine Trattoria mit Terrasse lädt bei strahlendem Sonnenschein zur Rast ein. Eine Katze macht sich gleich auf Romys Schoß breit und als wir der Besitzerin erzählen, dass wir pilgern ,ist ihr das nicht unbekannt. Sie spendiert uns kleine warme Pizzastückchen und Kuchen.
Und je näher man Bard kommt, umso gewaltiger trotzt die Festung auf einem Felsen. Es ist schon sehr beeindruckend. Hier ist das Tal so eng, dass nur die SS26 und der Fluss Platz haben. Die Ausschilderungen wollen uns nun in die Berge führen. Da wir heute jedoch einen Erschöpfungszustand und sinkende Moral wie gestern vermeiden wollen, bestimmt unser General, Straße um den Felsen herum zu nehmen. „Los, loof!“ (lauf), befiehlt er und alle gehorchen.
Zugegeben, ganz ungefährlich ist es nicht, wir bleiben schön dicht hintereinander und treffen nach ca. einer halben Stunde auf den Wanderweg, der aus den Bergen kommt. Bis nach Donnas ist es dann nicht mehr weit. Die heutige Wanderung ist so geschichtsträchtig und bisher die am engsten mit der Via Francigena verbundene. Donnas betritt der Fußgänger über ein Stück erhaltene Via , große Steine, auf der man noch die Karrenspuren erkennen kann, durch ein noch gut erhaltenes Stadttor. Anschließend führt sie durch eine Gasse, in der, wenn man sich die Autos wegdenkt, die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.
Kurz danach folgen wir den gelben Pfeilen vertrauensvoll in die Weinberge. Über Serpentinen geht es höher und höher, es ist Mittag und wir schwitzen. Zwar hat man von hier oben einen tollen Ausblick, dennoch kommen in mir leise Zweifel auf, ob man mit der Ausschilderung durch Weinberge und über Höhenzüge die Pilger vor dem Autoverkehr oder doch eher die italienischen Autofahrer vor den Pilgern schützen wollte.
Klar müssen wir dann die mühsam erklommenen Höhenmeter auch wieder hinunter nach Pont Saint Martin. Hier geht man über die gleichnamige Brücke, die ebenfalls noch aus der Römerzeit stammt.
Jetzt werden die Füße langsam müde und ich frage alle paar Minuten meinen Mann, wie weit es denn noch wäre. Hinter Pont Saint Martin kündet ein Straßenschild davon, dass wir jetzt das Aostatal verlassen und ins Piemont gehen. Wieder soll es in die Berge hinauf gehen, wir aber entschließen uns für Straße, das ist nicht gefährlich, der Seitenstreifen ist breit genug.
Über eine Brücke, die aus der Zeit weit nach Chr. stammt allerdings viel weniger vertrauenserweckend ist als die Pont Saint Martin geht es hinüber nach Quincenetto und zu unserem heutigen B&B. Der Wirt, Mitte 50, und seine Mutter begrüßen uns. Es ist ein landwirtschaftlicher Betrieb und der Mann ist recht locker. Wir können uns englisch verständigen und er möchte wissen, ob wir gleich die Zimmer sehen oder erst einmal ein Bier trinken möchten. Wir entscheiden und für Bier, setzen uns in den Hof und die ältere Dame bringt Süßes. Vom Hof aus kann man einen Blick in einen Raum werfen, dessen Regale vollgestellt sind mit Pokalen und während die Männer noch überlegen, ob die Auszeichnungen für Sport oder für Kühe sind, erklärt er uns, dass er mal ein berühmter Fußballer in der Region Turin war.
Die Zimmer sind gut und Volker bestaunt das Marmor gefliestes Bad.
Nach dem Duschen gehen wir in ein vom Hausherren empfohlenes Restaurant.
Morgen geht es nach Ivrea, mal sehen, was die letzte Stadt der Tour noch bringt.
Und weil es heute gut lief und es morgen nicht mehr so viele km sind, haben wir das Frühstück erst für halb neun bestellt, es gibt bestimmt wieder viele süße Sachen.
Erkenntnis des Tages: Jeder Weinberg hat seine Via Francigena !
Der Tag beginnt - das frühe Issogne !
Die römischen Ruinen sind wunderschön doch. Ich erkenne sie alle.
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