Chambre de Hotes Bourg St Pierre, 2 Pers.ÜF 74,-Euro
Im Küchenschrank entdeckten wir noch Spagetti, Penne und Brühwürfel. Ausreichend Butter für das Frühstück und Brot war ja da und im Rucksack hatten wir noch abgepackten Käse.
Also wurde selbst gekocht, Brühe mit Spagetti, Nudeln mit Butter und Käse. Nach einer halben Stunde Fernsehen war dann Bettruhe angesagt.
Um sechs klingelt wie immer der Wecker, Selfservice Frühstück, und kurz nach um sieben geht es los. Den Schlüssel können wir einfach stecken lasse, hier gäbe es keine Diebe, hat unser Wirt gesagt.
Beim Aufstehen herrscht Waschküchenatmosphäre, dicker Nebel bedeckt das ganze Tal. Die Sichtweite beträgt vielleicht mal 20 Meter. Nach einer Stunde lichtet sich der Nebel und die Sonne bricht durch und die Gipfel sind zu sehen. Wir schreiten durchs menschleere Dorf, besichtigen die Kirche und fotografieren das Häuschen, in dem Napoleon am 20. Mai 1800 übernachtet haben soll, eine Platte am Haus kündigt davon.
Am Ortsausgang entscheiden wir uns nicht für den Wanderweg Nummer 70, sondern folgen der gelben Raute auf der alten Passstraße. Hier fahren keine Autos mehr lang und nach etwa 500 Meter kommt man zur alten Zollstation, das ist ein großes Haus mit einer wunderschönen Lüftlemalerei. Es geht einen breiten Waldweg entlang bis zu einer Staumauer, die 460 m lang und 86 Meter hoch ist. Diese Höhe müssen wir zunächst auch erreichen, also der gelben Raute nach schlängeln wir uns langsam auf einem Wiesenweg in diese Höhe, danach kann man auf der anderen Seite der Mauer den Stausee bestaunen.
Kurze Rast und es geht weiter, von oben kann man jetzt die Tunneleinfahrt sehen, das heißt auf der Passstraße sind nicht viel Autos unterwegs, nur solche die die Aussicht genießen wollen, einige Motorradfahrer und Radler. Als uns dann aber die Kraxelei auf der Hangseite zu anstrengend ist und wir damit auch nicht so richtig voran kommen, wechseln wir kurz auf die Straße. Ein älteres Ehepaar macht auf einem Hügel Picknick, der Wagen steht in einer Parkbucht. Sie winken.
Jetzt zieht Wind auf und es wird richtig anstrengend. Ich komme nur langsam voran. Die Baumgrenze haben wir schon lange überschritten, befinden uns jetzt auf 2000 Höhenmeter, das Hospiz liegt auf 2400 m. Ab und zu steht am Straßenrand ein Schild mit einem Napoleonhut, es kennzeichnet wohl die Aussichtspunkte. Öfters aber muss jetzt mein kleiner Bonaparte am Wegesrand auf mich warten. Er kommt gut voran, komisch. In den Serpentinen erkennen wir tempelartige Gebäude, das sind Lüftungsschächte für den St. Bernardtunnel und gleichzeitig die Haltestellen des St. Bernard-Express, ein Bus, der ständig zwischen den Orten im Tal und dem Pass hin und herfährt. Er ist rot und mit Bernhardinern angemalt. Den Fahrplan studiere ich sicherheitshalber gar nicht, heute wird nicht geschummelt.
Langsam erreichen wir nun den letzten Anstieg, rechter Fuß, linker Stock, linker Fuß, rechter Stock, atmen nicht vergessen.
Dann gelangen wir zu einem Stück der wirklich ursprünglichen Via Francigena, das sind in Stein gehauene Treppenstufen, als solche kaum noch erkennbar. Hier sollen schon die Römer und später Napoleon mit seinen Truppen langgezogen sein, arme Männer, und jetzt quäle ich mich hier hoch, armes Pilgerweib. Ich weiß gar nicht, was ich zuerst machen soll, atmen oder trinken.
Die Stufen können wir nicht vollständig erklimmen, ein Schneefeld versperrt uns den Weg, behutsam trete ich in Fußstapfen meines Mannes, der Angstschweiß rinnt und der verflixte Wind nervt einfach nur. Ich ziehe die Kapuze ins Gesicht. Als mein Mann ein Foto machen will, bläst ihn eine Windböe einfach um.
Das letzte Stück dann hat es noch einmal in sich. Wieder an einer Haltestelle angelangt, kann man sich entscheiden, 200 Meter sind noch zu erklimmen. Diese kann man entweder auf der Straße, die noch etwa 2 Kilometer lang ist oder auf Wanderweg, 1 Kilometer zurücklegen. Wenn ich so die Busse und Autos beobachte, die sich Kurve für Kurve hinauf arbeiten und ich weiß, genau da musst du auch rauf, kann es einem schlecht werden.
Es wird sich für den Wanderweg entschieden, das bedeutet, 200 Höhenmeter auf einen Kilometer. Na Klasse. Wir marschieren los, nur nicht nach oben schauen, einfach laufen. Während ich so gehe, überlege ich mir, welche Erkenntnis des Tages unseren heutigen Post beschließen könnte. Wie ich so überlege, kämpfen wir uns Schritt für Schritt nach oben. Als ich mich umdrehe, meine ich, die Hälfte zurückgelegt zu haben, das nächste Stück wird steiler, also ganz langsam aufwärts. Da nehmen wir dann auch schon das erste Hundegebell wahr und ein Gebäude ist auszumachen. Ich muss dazu sagen, dass der Weg nicht lebensgefährlich ist, eigentlich kann nichts passieren, zumal ich immer meine Trillerpfeife parat hätte, aber der hässliche Wind hat alles recht beschwerlich gemacht.
Oben angelangt, kann man auf der linken Seite das Hospiz und auf der rechten das Hotel ausmachen.
Ganz vorn allerdings muss man erst einmal an einem kleinen Restaurant vorbei. Wir beschließen, uns ein Panache zu gönnen.
Da kommt plötzlich das Pichnickehepaar heraus und erkennt uns, Daumen hoch und bravo, das tut gut.
Danach begeben wir uns ins Hospiz. Völlig orientierungslose Neulinge. Da sitzt in dem langen Gang eine ältere Dame, sie steht auf und führt uns wieder zum Ausgang und dort eine Kellertreppe hinab. Ähnlich wie in einer Berghütte muss man nämlich die Schuhe ausziehen. In diesem befinden sich die Schuhregale mit hunderten Paare Filzlatschen. Na, davon ziehe ich aber keine an. Schnell haben wir unsere Badelatschen aus dem Rucksack gekramt, die Wanderschuhe verstaut und auch die guten Stöcke weigern wir uns, im Keller zu deponieren. Madame führt uns dann in den Speisesaal, ein junger Mann serviert uns Tee und kurz darauf erscheint der Reservierungsmönch Frederic, die heißen hier übrigens Chorherren. Frederic spricht deutsch, erklärt uns die Essenszeiten, wo sich unser Zimmer befindet und wo Toiletten und Duschen. Er schreibt alles, unter anderem auch die Zeiten der Messe, auf einen Zettel und am Ende des Ganges nimmt uns die kleine Frau den Zettel aus der Hand und führt uns in die 4.Etage bis zum unsrem Zimmer. Das ist klein aber gemütlich. Zwei breite Holzbetten, mit gelber Seerzucker-Bettäsche, Tisch, Stühle, die Heizung funktioniert, die Toiletten und Duschen, gleich nebenan sind sauber.
Nach Dusche, Körperpflege sitzen wir jetzt im Speisesaal, um zu schreiben. Ein paar andere Pilger sind auch eingetroffen. Frederic bringt uns ein Schälchen Süßkirschen und draußen stürmt und schneit es.
Morgen geht es dann hinunter nach Italien.
Erkenntnis des Tages: Auch bei starkem Gegenwind erreicht der beharrliche sein Ziel.
Nebel
alte Zollstation
Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt es geschafft. Wie schade, dass das Wetter so schlecht war. Ich hatte im letzten Jahr, Sonne und hatte einen atemberaubenden Blick.
AntwortenLöschenEverdiene
Oben angekommen! Super!
AntwortenLöschenFür den restlichen Weg noch ganz viel "gute Laune" und eine gute Rückkehr in die Pfalz.
Liebe Grüße Gertrud